Die 1970er waren (nicht nur) in den USA eine Zeit des politischen Tumults und daher zugleich eine Ära erdrückenden Misstrauens zwischen Volk, Medien und Politik. Im Zuge dessen entstand eine Reihe an fesselnden, trotz veränderter Technologien ungebrochen aktueller Paranoia-Thriller, die sich zu stilprägenden Klassikern des Spannungskinos entwickelten.
Sonderbarerweise gab es einen dieser Verschwörungsthriller-Meilensteine in Deutschland bislang nicht auf Blu-ray. Doch jetzt endlich ist dem nervenaufreibenden Klassiker der Sprung in die HD-Ära gelungen: Diese Woche feierte „Zeuge einer Verschwörung“ seine lang ersehnte Blu-ray-Premiere!
"Zeuge einer Verschwörung": Mord, Misstrauen, Manipulation
Während der Festlichkeiten anlässlich des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages wird Senator und Präsidentschaftskandidat Charles Carroll (Bill Joyce) ermordet. Ein Handgemenge entbrennt und der mutmaßliche Attentäter stürzt von der Aussichtsplattform der Space Needle in den Tod. Ein tragischer sowie sonderbarer Vorfall, der zwar Fragen aufwirft, aber letztlich als eindeutige Sache zu den Akten gelegt wird.
Drei Jahre später gewinnt der Fall an Dringlichkeit: Der nicht sonderlich namhafte und etwas durchgedrehte Lokalreporter Joe Frady (Warren Beatty) erfährt, dass mehrere Augenzeugen des Attentats unter rätselhaften Umständen ums Leben gekommen sind. Der Verdacht erhärtet sich, dass eine komplexe Verschwörung hinter der Sache steckt...
Regisseur Alan J. Pakula zählt zu den wichtigsten Namen im 70er-Paranoia-Kino: Mit „Klute“ gehörte er 1971 zu den Filmschaffenden, die den filmischen Trend in Hollywood überhaupt erst losgetreten haben. 1976 schuf Pakula dann mit dem Journalismus-Thriller „Die Unbestechlichen“ über die Enthüllung der Watergate-Affäre einen Gänsehaut erzeugenden, schlussendlich hoffnungsvollen Genre-Wendepunkt.
Schließlich zeigte der mehrfach preisgekrönte Klassiker nicht nur, wozu korrupte Politiker fähig sind – sondern auch, dass die vierte Macht ihnen erfolgreich auf die Finger schaut. „Zeuge einer Verschwörung“ bildete 1974 den von Unsicherheit und Beklommenheit durchzogenen Mittelpunkt dieser thematischen Trilogie.
Paranoia, Politmisstrauen und Pessimismus
Die Dreharbeiten fanden parallel zu den Watergate-Anhörungen statt. In Drehpausen versammelten sich Cast und Crew regelmäßig, um sich den desillusionierenden, realen Politkrimi im Fernsehen anzuschauen. Das färbte nicht bloß spürbar auf die Schauspielleistungen in „Zeuge einer Verschwörung“ ab, die kaum einen Funken Glauben an Integrität, Ehrlichkeit und Aussicht auf Gegenwehr lassen.
Die gesamte Stimmung des Films steht im Schatten von Watergate – nicht zuletzt, da Pakula und David Giler das von Giler und Lorenzo Semple Jr. verfasste Skript während des Drehs mehrmals überarbeiteten. Schlussendlich entstand so ein hochgradig pessimistischer Thriller, der von Figuren bevölkert ist, die in zahlreichen Facetten Garstigkeit und Niedertracht darstellen.
Eine starre Kameraführung, die ein Gefühl der Empathielosigkeit hervorruft, erdrückende Schatten, verzerrte Spiegelbilder sowie eine sich kontinuierlich von patriotisch-stolzen Melodien entfernende, oftmals aggressiv-verzweifelt klingende Filmmusik führen letztendlich zu einem intensiven, aufreibenden Filmerlebnis. Und falls ihr es nach all dieser schneidenden Paranoia-Spannung explosiv angehen möchtet:
Nicht nur dieser Politthriller hat es besser denn je ins Heimkino geschafft. Demnächst erscheint auch ein brachialer Kriegsfilm in verbesserter Qualität:
Heimkino: Brachialer Kriegsfilm-Kracher mit Hollywood-Besetzung erscheint zum ersten Mal in 4K*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
