„Centurion“ stammt vom Regisseur Neil Marshall, der für seine Arbeit an der neunten Episode aus „Game Of Thrones“ Staffel 4 für einen Emmy nominiert wurde. Der Historien-Actioner ist schon deshalb etwas Besonderes, weil er uns die Eroberungskriege des Römischen Reichs ausnahmsweise mal nicht von der Seite der Germanen, Kelten oder Gallier zeigt. Vielmehr erleben wir das Ganze aus Sicht eines römischen Offiziers, gespielt von Michael Fassbender.
„Centurion“ könnt ihr noch bis zum 30. Juni 2024 im Programm von Netflix streamen. Danach schmeißt das rote N den Kracher leider aus dem Programm. Alternativ könnt ihr den Film auch danach noch ohne Aufpreis im Rahmen eurer Flatrate-Abos bei WOW (ehemals Sky Ticket)* oder MagentaTV sehen. Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand sind ebenfalls zu haben:
Ebenfalls außergewöhnlich an „Centurion“ ist die schonungslose Brutalität, mit der Marshall die Kämpfe inszeniert. Was allerdings nicht weiter verwundern sollte, wurde der Brite doch dank ähnlich deftiger Kinowerke wie dem Kriegs-Horror „Dog Soldiers“, dem Höhlenschocker „The Descent“ oder dem Endzeit-Thriller „Doomsday“ bekannt. Die Gewalt ist aber nicht nur zum Schocken gedacht, sondern auch Stilmittel in diesem Abenteuer, das nicht nur mit der rauen Schönheit der schottischen Highlands, sondern auch mit vielen mittlerweile aus großen Blockbustern bekannten Gesichtern aufwartet.
Nachdem ich „Centurion“ schon 2010 in einem ausverkauften Kinosaal beim Fantasy Filmfest genossen hatte, bin ich später im Streaming wieder über ihn gestolpert und fühlte mich erneut prima unterhalten. Wer Freude an martialischer Action und an faszinierenden Historien-Spektakeln hat, die auf realen Begebenheiten beruhen, sollte hier reinschauen.
Darum geht es in "Centurion"
117 nach Christus: Der Süden Großbritanniens ist fest in römischer Hand. Doch im unwirtlichen, bergigen Norden, der Heimat des wehrhaften Stammes der Pikten, kommen die Invasoren nicht weiter voran. Immer wieder werden sie von König Gorlacon (Ulrich Thomsen) und seinen ebenso cleveren wie gnadenlosen Krieger*innen überfallen.
Quintus Dias (Michael Fassbender) schließt sich als einziger Überlebender eines solchen Angriffs dem General Virilus (Dominic West) und seiner neunten Legion an, um den Pikten ein für alle Mal den Garaus zu machen. Helfen soll ihnen dabei die einheimische Etain (Olga Kurylenko). Doch die stumme Kundschafterin und Spurenleserin verrät das Heer und führt es in einen Hinterhalt, der in einem gigantischen Blutbad mündet.
Nur sieben Legionäre, unter ihnen Dias, der knorrige Brick (Liam Cunningham), der schwer verletzte Bothos (David Morrissey) sowie Feldkoch Tarak (Riz Ahmed), überleben das Massaker und versuchen irgendwie zurück in den sicheren Süden zu gelangen. Doch Gorlacon schickt seine Häscher, angeführt von Etain, hinter den hungernden, stark geschwächten Römern her …
"Centurion" ist kein "Gladiator"
Die Brutalität der Darstellungen physischer Gewalt – ein brennender Pfeil bohrt sich in einen Hinterkopf; jemand rammt eine spitze Lanze in den Unterleib seines Gegners; reihenweise werden Köpfe abgehackt oder gar an Bäumen zerschmettert – sind heftig und sicher auch nicht jedermanns Sache. Aber sie tragen dazu bei, dass das Anschauen von „Centurion“ zu einer fast schon körperlichen Erfahrung wird. Neil Marshall lässt die Knochen so laut knacken und das Blut so reichlich spritzen, dass es durch Mark und Bein geht.
Sicher, die exzessiv eingesetzten (meist digital erzeugten) roten Spritzer sind mehr als nur ein wenig „over the top“. Selbiges gilt für das dicke Auftragen beim Spiel der meisten Darsteller oder die auf philosophisch getrimmten Texte von Fassbenders Erzählerstimme aus dem Off. Das Ganze erhält durch diese Art der Übertreibung und Überhöhung aber einen interessanten, theatralischen, geradezu shakespearehaften Anstrich – ganz ähnlich wie es etwa bei „Game Of Thrones“ oft der Fall ist.
Um keine falschen Erwartungen zu wecken: „Centurion“ ist kein „Gladiator“ oder „Braveheart“. Er ist vielleicht nicht einmal ein guter Film im klassischen Sinne. Marshalls Regiearbeit ist aber verdammt unterhaltsam. Auch weil sie auf durchaus schlüssige Weise das reale, bis heute bestehende Mysterium der im zweiten Jahrhundert spurlos verschwundenen neunten Legion des römischen Heeres zu erklären versucht.
"Centurion" glänzt mit Stars von Marvel, "GoT" und "The Walking Dead"
Neben den historischen und filmischen Aspekten gefällt mir an „Centurion“ zudem die hochkarätige Besetzung. Für mich persönlich ist es sehr interessant, den zu meinen Darsteller-Lieblingen zählenden Michael Fassbender hier mal wieder in einer körperlich sehr anspruchsvollen Rolle zu erleben. Der Deutsch-Ire darf ausführlich rennen, sich prügeln, seine Gegner aufspießen oder -schlitzen und muss dabei selbst kräftig einstecken.
In einigen anderen Action-Auftritten überlässt der „X-Men“-, „300“- und „Inglourious Basterds“-Star das Gros der handwerklichen Arbeit ja meist den Kollegen und ist eher für die zerebralen oder emotionalen Momente zuständig – was er bekanntermaßen exzellent beherrscht und wobei er natürlich auch hier gefordert ist. Diesbezüglich sind speziell die Momente mit Imogen Poots („The Father“), die eine in einer Waldhütte lebende, als Hexe geächtete junge Einsiedlerin verkörpert, erwähnenswert.
Doch Fassbender ist nicht der einzige Akteur, den die breite Masse von Kinofans mittlerweile hauptsächlich aus Blockbustern kennt. So sind der „Venom“-Gegenspieler Riz Ahmed und die in „Black Widow“ als schlagkräftige Widersacherin aufgetretene Olga Kurylenko dabei.
Auch Dominic West aus den brillanten Serien „The Wire“ und „The Crown“, „Game Of Thrones“-Veteran Liam Cunningham, David Morrissey, der Governor aus „The Walking Dead“, und der dänische Star Ulrich Thomsen („Das Fest“, „Banshee“) mischen kräftig mit. Sie alle machen ihre Sache gut bis sehr gut und tragen so einen gehörigen Part zum Gelingen dieses Action-Abenteuers bei.
Welche "Game Of Thrones"-Serien kommen noch? "Jon Snow"-Spin-off, "A Knight Of The Seven Kingdoms" und Co. in der Übersicht*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.
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