Nicht nur der visionäre Roman „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells aus dem Jahre 1895 ist ein absoluter Meilenstein. Auch die gleichnamige, von Tricktechnik-Legende George Pal inszenierte Verfilmung von 1960 konnte zum Klassiker avancieren. Das Sci-Fi-Abenteuer mit Rod Taylor in der Hauptrolle gehört heute zum festen Einmaleins des Genres und sollte Zuschauer*innen bekannt sein, die sich ein wenig für das Sci-Fi-Genre interessieren.
Über die Neuauflage von 2002 lassen sich aber nicht gerade die großen Lobeshymnen anstimmen. Das soll euch aber nicht davon abhalten, einen Blick zu riskieren – vor allem, wenn ihr ein Faible für klassische Science-Fiction mitbringt. „The Time Machine“ von Regisseur Simon Wells („Vier Dinos in New York“), dem Urenkel von H.G. Wells, ist im Gegensatz zu vielen heutigen Vertretern des Blockbuster-Kinos nämlich vor allem eine Sache: kurzweilig!
Ihr habt „The Time Machine“ bislang noch nicht gesehen und wollt den Film mit Guy Pearce in der Hauptrolle nun endlich nachholen? Dann könnt ihr ihn aktuell bei Amazon Prime Video streamen. Aber Vorsicht, der Film steht hier nur noch bis einschließlich 26. Juni im Abo ohne Aufpreis zur Verfügung.
Darum geht’s in "The Time Machine"
New York um 1900: Der begnadete Wissenschaftler und Erfinder Alexander Hartdegen (Guy Pearce) hat eigentlich nur eine Sache im Sinn: seine Arbeit. Fast. Den Rest seiner Zeit verbringt er mit Emma (Sienna Guillory). Kurz nachdem seine Angebeteten seinen Antrag angenommen hat, wird sie auf der Straße von einem Taschendieb ermordet. Wut und Trauer treiben Hartdegen darauf vier Jahre an, wie besessen daran zu bereiten, seine größte Erfindung zu vollenden – eine Zeitmaschine.
Als ihm das gelingt, reist er in die Vergangenheit zurück und will den Mord an Emma verhindern. Vergeblich. Frustriert reist Alexander daraufhin in die Zukunft und trifft im Jahr 3800 auf eine völlig neue Zivilisation: Die furchterregenden Morlocks unter der Erde und die friedlichen Eloi auf der Oberfläche. Kurz bevor Alexander die Zukunft wieder verlassen möchte, bekommt er mit, warum die Eloi ständig von Angst geplagt sind. Nachts fallen die brutalen Bestien ein und verschleppen die Eloi unter die Erde. Der Wissenschaftler will herausfinden, was mit den Entführten passiert...
In der Kürze liegt die Würze
Dass „Die Zeitmaschine“ ein ungemein zeitloser Stoff ist, lässt sich schon daran erkennen, dass die Menschen heutzutage immer noch genauso weit von Zeitreisen entfernt sind wie im Jahre 1895 respektive 1960. In „The Time Machine“ geht es also darum, der Fantasie freien Lauf zu lassen – und das geschieht auch. Dabei entstehen einige wirklich bildgewaltige Sequenzen. Vor allem soll an dieser Stelle Alexanders Ausflug ins Jahr 2037 erwähnt werden: Hier nämlich kollabiert der Mond, was Simon Wells nutzt, um reinrassiges Katastrophenkino in Szene zu setzen.
Dagegen stinkt die zweite Hälfte des Filmes ein wenig ab. Wenn Alexander in der Welt der Morlocks und Eloi ankommt, können die Landschaftsaufnahmen zwar begeistern, doch die Morlocks selbst unterliegen einer fast schon tragischen Optik. Hinzu kommt, dass man emotional nicht sonderlich in das Geschehen involviert wird, was auch darin liegt, dass die Schauspieler*innen sich nicht von ihrer charismatischsten Seite zeigen. Warum Alexander sein Leben riskiert, wird jedenfalls nicht ganz klar.
Im Gegensatz zur Vorlage liefert „The Time Machine“ keine klugen sozialkritischen Gedanken, sondern versteht sich als reinrassiges Unterhaltungskino – und das funktioniert. Wenn man sich die heutige Blockbusterlandschaft anschaut, dann gibt es kaum noch Filme, die eine Laufzeit von unter zwei Stunden mitbringen. „The Time Machine“ hingegen kommt auf knackige 95 Minuten – und füllt diese temporeich und mit angenehmer Fabulierlust. Und die allerletzte Einstellung, untermalt mit Klaus Badelts grandioser Komposition, darf dann sogar so etwas wie Gänsehaut erzeugen.
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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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