Manchmal entwickeln die Fans im Internet eine Faszination, eine Obsession mit Figuren aus Filmen und Serien, denen man im echten Leben eher nicht über den Weg laufen möchte. Dazu gehört auch Daemon Targaryen aus „House Of The Dragon“, der dank der charismatischen Darstellung von Matt Smith schnell zum „Internet's boyfriend“ avancierte. Als wir Smith und Criston-Cole-Darsteller Fabien Frankel vor Staffel 2 zum Interview getroffen haben, wollten wir daher wissen, was Matt Smith von Daemon hält und wie er die Wahrnehmung seiner Figur empfindet. Anschließend verrieten uns die beiden einige Details über die Entwicklung ihrer Figuren in der zweiten Staffel:
Ich mag Daemon.
FILMSTARTS: Matt, deine Figur Daemon ist bei vielen Fans im Internet sehr beliebt, weswegen sogar Produzentin und Autorin Sara Hess und Showrunner Ryan Condal für vermeintlich negative Bemerkungen über Daemon harsch angefeindet wurden. Wie empfindest du die Wahrnehmung deiner Figur?
Matt Smith: Ich mag Daemon. Es ist mir egal, ob sie Daemon nicht mögen. Ich meine, er ist wie jede andere Figur. Ich habe den Serienmörder Patrick Bateman [Anm. d. Red.: in einer Musical-Adaption von „American Psycho“] gespielt und ich mochte ihn.
Fabien Frankel: Er hat doch auch, wie heißt er noch, gespielt...
Matt Smith: Charles Manson. Was ich mit „Ich mag Daemon“ meine: Es ist nicht meine Aufgabe ihn zu verurteilen. Es ist mein Job, ihn zu verstehen und in seinen Kopf zu kommen. Ich weiß nicht, was Sara gesagt hat, aber vielleicht haben wir einfach unterschiedliche Einstellungen zu dieser Figur, und das ist in Ordnung. Ob er ein Internet-Fanliebling ist, ist nicht wirklich relevant. Ich denke, er ist für mich als Schauspieler eine wirklich wunderbar gezeichnete Figur und eine wirklich interessante Person.
Mehr vom Gleichen in Staffel 2!?
FILMSTARTS: Was können wir von euren Figuren in der zweiten Staffel erwarten?
Fabien Frankel: Was können wir erwarten? Hauptsächlich mehr vom Gleichen, ehrlich gesagt. Ich meine, diese beiden haben sich nicht wirklich groß verändert. Es sind nur fünf Tage seit dem Ende von Staffel 1 vergangen. Aber die Welt verändert sich ständig und die Bedrohungen ändern sich ständig und die Einsätze ändern sich ständig. Und jede Episode, wie es auch schon bei „Game Of Thrones“ war, scheint das Schicksal der Grünen zu verändern. Es fühlt sich an, als müsste jetzt Team Grün in Episode 1 der zweiten Staffel wirklich leiden, nachdem Team Schwarz in Episode 10 von Staffel 1 jemanden wirklich Wichtigen verloren hatte. Die Veränderungen passieren nicht direkt in unseren Figuren, sie widerfahren ihnen eher.
Matt Smith: Ich stimme dem wirklich zu. Daemons Handlungen zwingen ihn in eine Situation, in der er in seinen eigenen Abgrund stürzt und er sich mit seiner eigenen Psychologie auseinandersetzen muss, dem Verlust seines Bruders, dem Missverständnis mit seiner Frau und der Verbannung aus der Gesellschaft.
FILMSTARTS: Fabien, du hast gerade gesagt, dass nur wenige Tage seit Staffel 1 vergangen sind. Aber gibt es trotzdem Aspekte deiner Figur, die du in dieser Staffel neu entdeckt hast?
Fabien Frankel: Criston Cole hat mehr Macht bekommen. Und es liegt in seiner Natur, dass er damit... Dass er mehr Macht hat, verändert ihn in gewissem Maße. Für mich ging es vor allem darum, dass er mehr Macht hat und ich wollte sehen, wie sich das auf ihn auswirkt und wie er mit mehr Macht umgeht. Matt, wie ist es bei dir?
Matt Smith: Nun, Trauer hat Daemon ziemlich stark beeinflusst. Der Tod und die Abwesenheit seines Bruders. Er ist nicht wirklich jemand, der mit solchen großen Emotionen besonders gut umgehen kann, und es sorgt dafür, dass er das Gefühl hat, nicht mehr komplett die Kontrolle zu haben.
FILMSTARTS: Gibt es Aspekte von Daemon, die wir noch nicht gesehen haben? Gibt es eine dunklere Seite von ihm, die wir noch nicht gesehen haben? Er scheint seine Trauer gut im Griff zu haben. Er trauert, aber er ist nicht so unkontrolliert wie Criston Cole, richtig?
Matt Smith: Oh, ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob er seine Trauer wirklich im Griff hat. Besonders der Tod seines Bruders zwingt ihn in dieser Staffel in eine ziemlich dunkle Phase der Selbstreflexion, und er geht auf ein sehr tiefes, dunkles Loch zu, das ziemlich mystisch und geheimnisvoll ist. Kannst du dazu etwas über Criston sagen, Fabien?
Fabien Frankel: Die Struktur der Serie sorgt dafür, dass es ein ganzes Leben gibt, das jenseits dessen existiert, was du als Zuschauer siehst. Das, was das Publikum in einer Szene über die Trauer sieht, ist nicht unbedingt das, was in einer Person vor sich geht. Menschen verlieren ihre Familienmitglieder und gehen zur Arbeit, und du hast keine Ahnung, dass das eine völlig überwältigende emotionale Erfahrung für sie ist. Ich stimme dem zu, was Matt sagt. Was du von Criston Cole siehst, ist, dass er seine Trauer nicht im Griff hat oder dass seine Trauer sich vielleicht in Wut äußert. Aber es gibt auch viele andere Möglichkeiten, wie es sie beide beeinflusst, die das Publikum leider nicht sieht.
FILMSTARTS: Denkst du, das ist ein Teil von Daemon, den wir noch sehen werden?
Matt Smith: Ja, natürlich. Es gibt viele Teile all dieser Figuren, die wir noch nicht gesehen haben. Ich hoffe, dass es in dieser Staffel Momente gibt, in denen er anders erscheint. Aber tatsächlich ändern sich Menschen bei solchen langen Serien nicht so sehr, wie man denkt. Man sieht nicht das ganze Leben einer Person. Die Charaktere der Menschen sind wirklich ihre Charaktere. Und während die Situationen, in denen sie sich befinden, sie zwingen, sich anders zu verhalten, denke ich letztlich, dass das Wesen einer Person immer wieder durchscheint.
Daemon & Rhaenyra und Criston & Alicent
FILMSTARTS: Wie war es, die Beziehung euer Figuren zu Alicent und Rhaenyra zu entwickeln? Daemon und Criston handhaben diese Beziehung ziemlich unterschiedlich.
Matt Smith: Es gibt eine seltsame, nabelschnurartige Verbindung zwischen Rhaenyra und Daemon. Sie ist eine Blutsverwandte. In gewisser Weise teilen sie ein gemeinsames Schicksal. Es gibt etwas Ungesagtes und Unerklärliches und eine unglaubliche Energie zwischen ihnen. Glücklicherweise habe ich eine wunderbare Beziehung zu Emma D'Arcy. Emma ist eine Person von großer Tiefe, Intelligenz, Freundlichkeit und Nachdenklichkeit. Es ist eine Freude, mit Emma als Schauspieler*in und mit Emmas Figur Rhaenyra zusammenzuarbeiten.
Fabien Frankel: Ja, geht mir auch so. Natürlich habe ich nicht mit Emma gearbeitet. Ich habe in Staffel 1 mit Milly Alcock gearbeitet, die jetzt Supergirl ist. Wir sind sehr stolz. Ich liebe Milly und ich liebe Olivia [Cooke], und sie waren beide großartige Kolleginnen, große Denkerinnen und haben die Erfahrung, an dieser Serie zu arbeiten, sehr bereichert, auch wenn einige der Szenen mit Olivia und mir leider nicht in die fertige Serie gekommen sind, aber so ist das nun mal.
FILMSTARTS: „House Of The Dragon“ ist eine Adaption von George R.R. Martins fiktivem Geschichtsbuch „Feuer und Blut“. Habt ihr das Buch gelesen? Wie beeinflusst es euch als Schauspieler, wenn ihr wisst, was mit euren Charakteren passieren wird?
Fabien Frankel: Das ist eine gute Frage. Ich habe das Buch gelesen, und ich denke, Matt hat es auch getan. Nicht das ganze Buch, ich habe unseren Abschnitt von „Feuer und Blut“ gelesen. Es ist, wie du gesagt hast, ein Geschichtsbuch. Es gibt wirklich nicht viel für uns als Schauspieler darin. Es ist nur eine Aufzeichnung, in diesem Jahr ist dies passiert, in diesem Jahr wird das passieren. In dieser Hinsicht ist es wirklich nicht nützlich.
Ich denke, dass [Showrunner] Ryan Condal zwar versucht, den Büchern treu zu bleiben, aber gleichzeitig ist es eben auch Fernsehen, und sie werden Sachen ändern, sie haben Sachen geändert. So viele Dinge, die in unserer Serie passiert sind, sind nicht in den Büchern passiert und andersrum. Ich meine, Criston Cole ist eine völlig andere Figur im Buch. Etwa ein Drittel von dem, was im Buch steht, ist ihm in diesen zwei Staffeln passiert. Also beeinflusst mich das Buch nicht wirklich.
Matt Smith: Wie Fabien schon angedeutet hat, letztendlich muss die Struktur an das Medium angepasst werden, in diesem Fall an ein TV-Drehbuch. Aber wie jeder Roman dient das Buch als Informationsquelle und kann helfen, so viel Material wie möglich zu liefern, um das Wesen einer Figur zu erforschen.
Wie ist es eigentlich auf einem Drachen zu reiten?
FILMSTARTS: Matt, dein Charakter ist ein Drachenreiter. Wie war deine Erfahrung mit diesen Szenen und wie hast du dich darauf vorbereitet?
Matt Smith: Wir haben ein wunderbares Team von Menschen, die hochqualifiziert sind und unermüdlich daran arbeiten, derartige Szenen auf dem Bildschirm zu produzieren und alles so überzeugend aussehen zu lassen. Wie bereitest du dich vor? Wie immer eigentlich. Oft stehst du vor einem Green Screen oder auf einer Bühne, und es ist wie ein Theaterstück. Du musst einfach deine Vorstellungskraft nutzen und dir vorstellen, dass du auf einem Drachen sitzt und von einer Burg zur anderen fliegst. Es macht ziemlich viel Spaß. Ein guter Arbeitstag.
FILMSTARTS: Fabien, du bist, soweit ich weiß, kein Drachenreiter, daher die Frage: Was waren deine Lieblingsmomente aus Staffel 1 und besonders Staffel 2?
Fabien Frankel: Noch nicht. Man weiß nie bei dieser Serie...
FILMSTARTS: Natürlich...
Fabien Frankel: Ich durfte mit einem Schauspieler namens Freddie Fox arbeiten, der Gwayne Hightower spielt, Alicents Bruder. Matt durfte viel mit Simon Russell Beale arbeiten, und das war wirklich sein Highlight in dieser Staffel. Meines war hingegen die Arbeit mit Freddie, aber auch mit Olivia natürlich, mit der ich eine Menge meiner Szenen hatte. Aber ja, es war einfach eine willkommene Ergänzung, jemanden wie ihn zu haben, mit einem so frischen Blick auf die Serie und so sympathisch, intelligent, ein wunderbarer Geschichtenerzähler und sehr, sehr talentiert. Ich habe es einfach geliebt, Zeit mit ihm zu verbringen.
„House Of The Dragon“ Staffel 2 ist ab den frühen Morgenstunden des 17. Juni 2024 in Deutschland bei Sky und WOW zu sehen. Übrigens haben wir auch mit Showrunner Ryan Condal ein Interview geführt, der uns „mehr Drachen, mehr Action und mehr Figuren“ und eine noch bessere zweite Staffel versprochen hat:
"Mehr Drachen, mehr Action, mehr Figuren": "House Of The Dragon"-Showrunner verspricht eine noch bessere zweite Staffel