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    Streaming-Tipp auf Disney+: Einer der besten Filme der 2000er Jahre – ein atemberaubender Psycho-Thriller, der bis zum Schluss mitreißt!
    Lars-Christian Daniels
    Lars-Christian Daniels
    Hollywood-Blockbuster schaut Lars immer seltener – das neueste James-Bond-Abenteuer lässt er sich aber nie entgehen. Ansonsten trifft man den vielleicht größten "Tatort"-Experten des Landes vor allem auf Filmfestivals und im Arthouse-Kino.

    Richard Eyres elektrisierender Psychothriller "Tagebuch eines Skandals" beruht auf einer wahren Geschichte und war 2007 gleich für vier Oscars nominiert. Aktuell könnt ihr die starbesetzte Romanverfilmung im Abo auf Disney+ streamen.

    In den 90er Jahren sorgte die US-amerikanische Pädagogin Mary Kay LeTourneau mit einer skandalösen Tat für Schlagzeilen: Sie ließ sich mit einem 13-jährigen Schüler auf sexuelle Handlungen ein und wurde dafür zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Die Journalistin und Schriftstellerin Zoë Heller verarbeitete den Fall in ihrem britischen Erfolgsroman „What Was She Thinking: Notes On A Scandal“ – und der wurde wenige Jahre später unter Regie von Richard Eyre („Kindeswohl") verfilmt. Das Ergebnis: Ein atemberaubender Psychothriller, der bis zum Schluss mitreißt!

    Tagebuch eines Skandals“ wartet neben der packenden Story nämlich auch mit einem herausragenden Cast auf: Judi Dench („James Bond 007: Skyfall“) erhielt für ihre Hauptrolle eine Oscar-Nominierung, ebenso wie Cate Blanchett („Der Herr der Ringe“) für ihre Nebenrolle. Komplettiert wird das Starensemble von Bill Nighy, der einst den berühmten Captain Davy Jones in „Fluch der Karibik 2“mimte. Weitere Oscar-Nominierungen gab es für die stimmungsvolle Filmmusik und das adaptierte Drehbuch aus der Feder von Patrick Marber.

    „Tagebuch eines Skandals“ könnt ihr aktuell im Abo von Disney+ streamen:

    Darum geht es in "Tagebuch eines Skandals"

    Die über 60-jährige Geschichtslehrerin Barbara Covett (Judi Dench) unterrichtet an der St. Georg's School in London. Die rüstige Pädagogin steht kurz vor dem Ruhestand, sehnt ihn aber keineswegs herbei: Während sie von den Schülern gefürchtet und von ihren Kollegen respektiert wird, ist ihr Privatleben ein einziges Trauerspiel. Freunde oder Familie hat sie nicht, und so verbringt sie ihre Abende allein mit ihrer kranken Katze und ihrem Tagebuch. Doch dieser einsame Dauerzustand ändert sich, als die neue Kunstlehrerin Sheba Hart (Cate Blanchett) zum Kollegium stößt…

    Fristet ein einsames Dasein: Lehrerin Barbara Covett (Judi Dench). Twentieth Century Fox
    Fristet ein einsames Dasein: Lehrerin Barbara Covett (Judi Dench).

    Sheba kommt Barbara ein wenig näher, nachdem diese ihr bei einem Vorfall in der Schule, an dem der freche Schüler Steven (Andrew Simpson) beteiligt ist, zur Seite springt. Sie stellt ihr auch ihren deutlich älteren Mann Richard (Bill Nighy), ihre pubertierende Tochter Polly (Juno Temple) und ihren Sohn Ben (Max Lewis) vor. Dann aber lässt sich die junge Kunstlehrerin zu einer Affäre mit dem 15-jährigen Steven hinreißen – und Barbara beobachtet die Tat. Der Vorfall stellt die Beziehung der beiden auf eine harte Bewährungsprobe…

    Zwei überragende Darstellerinnen in einem mitreißenden Thriller

    Gleich zu Beginn der Films, der einst bei der Berlinale 2007 lief, erobert die toughe Barbara unsere Herzen im Sturm: Verbittert und zynisch, aber entwaffnend humorvoll kommentiert die altgediente Lehrerin aus dem Off, wie ihre Londoner Bildungsstätte langsam, aber sicher vor die Hunde geht:

    „Früher konfiszierten wir Kippen und Wichsheftchen, heute sind es Messer und Crackpfeifen“, staubtrockene One-Liner wie diese kennzeichneten auch Judi Denchs Rolle als M in der 007-Reihe. Vom tristen Dasein nach Feierabend berichtet ihre Barbara uns ebenfalls mit bemerkenswerter Selbstironie, nennt ihre Katze etwa „die Grundausstattung alter Jungfern“.

    Dieses Erzählprinzip durchzieht den eineinhalb Stunden kurzen Film von Minute 1 an: Wir verfolgen das Geschehen meist aus ihrer Perspektive, dürfen auf der Tonspur an ihren Gedanken und ihrer Gefühlswelt teilhaben.

    Ziemlich beste Freundinnen? Die Lehrerinnen Sheba (Cate Blanchett) und Barbara (Judi Dench). Twentieth Century Fox
    Ziemlich beste Freundinnen? Die Lehrerinnen Sheba (Cate Blanchett) und Barbara (Judi Dench).

    Der überragenden Judi Dench bietet das die Bühne für eine Performance, die zu den besten ihrer mit unzähligen Filmpreisen gespickten Karriere zählt. Die britische Charakterdarstellerin changiert im Zusammenspiel mit der ebenfalls blendend aufgelegten Cate Blanchett bravourös zwischen einer durchsetzungsstarken alten Dame, einer verletzlichen einsamen Jungfer und einer unberechenbaren Wahnsinnigen, die sich in eine Freundschaft hineinsteigert, die gar keine ist.

    Denn schon bald ahnen wir, dass Barbara keineswegs nur die verbittert-humorvolle Pädagogin ist, für die wir sie anfangs halten. Auch Sheba muss lernen, wie durchtrieben und eiskalt eine einsame alte Frau sein kann, die Kollegialität als Freundschaft fehlinterpretiert und sich nichts sehnlicher wünscht als ein wenig Zuneigung.

    Zu den stärksten (und zugleich unangenehmsten) Momenten des Films zählt jener, in dem Barbara Sheba überredet, ihr die Unterarme zu streicheln: Sheba fühlt sich bedrängt, die Stimmung kippt und das Drama nimmt seinen Lauf.

    Fiese Spielchen mit furiosem Finale

    Mit dem Sündenfall an der Schule, der Sheba nicht nur ihre Stelle, sondern auch ihre Ehe und ihre Freiheit kosten könnte, hat Augenzeugin Barbara ihre Kollegin in der Hand – und spielt diese Machtposition nach allen Regeln der Kunst aus.

    In ihrer krankhaften Obsession und Eifersucht erinnert sie an Annie Wilkes (Kathy Bates) aus der Stephen-King-Verfilmung „Misery“ und ähnlich aufbrausende, Richtung Wahnsinn abdriftende Filmfiguren. Gleichzeitig agiert Barbara so manipulativ und gerissen, dass wir uns nie sicher sein können: Wer weiß hier was und wer weiß, wer was weiß? Die Schlinge um Shebas Hals zieht sich zu.

    Affäre mit Folgen: Sheba (Cate Blanchett) und ihr 15-jähriger Schüler Steven (Andrew Simpson). Twentieth Century Fox
    Affäre mit Folgen: Sheba (Cate Blanchett) und ihr 15-jähriger Schüler Steven (Andrew Simpson).

    Erst auf der Zielgeraden des schnörkellos, hochemotional und temporeich arrangierten Thrillers liegen die Karten auf dem Tisch – doch es bleibt bis in die Schlussminuten offen, in welche Richtung sich das dramatische Finale entwickeln könnte. Die pfiffige Schlusspointe (die an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird) gibt dann nochmal einen bittersüßen Nachgeschmack – und wir beginnen zu begreifen, wie leicht wir uns von vermeintlich harmlosen Personen blenden lassen können.

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