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    Streaming-Tipp auf Disney+: Dieses Sci-Fi-Spektakel mit Matt Damon ist zu Unrecht an den Kinokassen gefloppt
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Matt Damon als Held eines spektakulären Sci-Fi-Abenteuers mit „Independence Day“-Star Bill Pullman, „Hellboy“-Darsteller Ron Perlman und Publikumsliebling Drew Barrymore: „Titan A.E.“ ging trotz Stars und starkem Look unter. Jetzt nachholen!

    Filme wie die Polizei-Actionkomödie „Zoomania“ oder die abenteuerliche „Drachenzähmen leicht gemacht“-Trilogie beweisen: Das Kinopublikum lässt sich auf Animationsfilme ein, die weder Musicals sind noch Slapstick-Chaos. Allerdings gab es eine Phase, zu der Hollywood-Studios Grund hatten, daran zu zweifeln: Kurz nach der Jahrtausendwende blieben mehrere actiongeladene Trickspektakel hinter den finanziellen Erwartungen zurück.

    Während „Der Schatzplanet“ und „Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ mittlerweile wohlverdienten Kultstatus genießen, fristet das Sci-Fi-Abenteuer „Titan A.E.“ noch immer ein Nischendasein. Ein Jammer, denn der ambitionierte Mix aus Zeichentrick und Computeranimation hat einen ganz eigenen, speziellen Charme. Bei Disney+ ist „Titan A.E.“ im Abo enthalten – holt ihn dort nach (oder gebt ihm da eine zweite Chance)!

    "Titan A.E.": Ein letztes Abenteuer

    Das 31. Jahrhundert: Die Menschheit steht kurz davor, das ultimative Rätsel zu lösen – das Geheimnis der Schöpfung! Doch durch diesen Erkenntnisgewinn bringt sie einen mächtigen Gegner gegen sich auf: Die Alienrasse Drej, die kurzerhand die Erde zerstört. 15 Jahre später: Der verwaiste Jugendliche Cale Tucker (Stimme im Original: Matt Damon / in der deutschen Synchronfassung: Holger Speckhahn) verdingt sich auf einem Weltall-Schrottplatz.

    Dort wird er eines Tages von Weltallpirat Joseph Korso (Bill Pullman / Detlef Bierstedt) aufgelesen. Der habe seit der Zerstörung der Erde Cale gesucht, um mit ihm das kolossale Raumschiff zu finden: Die von Cales Vater (Ron Perlman / Tilo Schmitz) erbaute Titan, mit der man angeblich die Reste der Menschheit retten kann. Gemeinsam mit Korsos restlicher Crew, zu der die schlagfertige Akima Kunimoto (Drew Barrymore / Alexandra Neldel) gehört, begibt sich Cale also auf eine wichtige, gefährliche Mission...

    Für Trickfilmfans hat „Titan A.E.“ eine bittere, filmhistorische Bedeutung: Es ist die bislang letzte abendfüllende Regiearbeit von Don Bluth, der Zeichentrickgröße, der wir Klassiker wie „Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH“, „In einem Land vor unserer Zeit“ und „Feivel, der Mauswanderer“ zu verdanken haben. Seit sein Sci-Fi-Spektakel anno 2000 an den Kinokassen Schiffbruch erlitt (weltweite Einnahmen: 36,8 Millionen Dollar bei einem geschätzten Budget von 75 bis 90 Millionen), beschränkte sich Bluth auf Videospiele, Kurzfilme und Musikvideos.

    Zwar ist seit Jahren im Gespräch, dass Bluth eine Filmversion des Kult-Videospiels „Dragon's Lair“ realisiert (für das er 1983 damals bereits die Animationen beisteuerte), doch selbst wenn es wirklich noch Gestalt annehmen würde: Etwa ein Vierteljahrhundert ohne abendfüllenden Bluth ist hartes Brot für Trickfilm-Begeisterte! Und eine völlig unverdiente, übertrieben harte Strafe für die Wirtschaftsschlappe von „Titan A.E.“...

    Ein ungewöhnlicher Look, der zwei Welten vereint

    Die größte Stärke von „Titan A.E.“ ist der Look, den die „Anastasia“-Co-Regisseure Bluth und Gary Goldman mit ihrem Team kreierten: Die futuristische Welt dieses kosmischen Abenteuers ist ein einfallsreiches, markant ineinandergreifendes Chaos aus Retro-Futurismus, farbgesättigtem Bombast und unverbraucht schimmernden Ideen. Zudem wird zahlreichen Orten und Gerätschaften eine Ästhetik verliehen, die zeitgleich unvorstellbar fortschrittlich und für die Filmfiguren geradezu antik wirkt.

    Dieser gekonnt erzeugte Widerspruch setzt sich bei der Kombination von handgemachtem Zeichentrick und computeranimierten Elementen fort: Selbst das ungeübte Auge dürfte zumeist ausmachen, wo in „Titan A.E.“ welches Medium verwendet wurde. Allerdings gereicht dies diesem Weltallabenteuer keineswegs zum Nachteil:

    Dank des durchdachten Designs und ausgeklügelter Planung, welche Elemente die Filmschaffenden wie animieren, entsteht eine abwechslungsreiche Filmwelt. Ihre gegensätzlichen Aspekte heben sich zwar überdeutlich voneinander ab, trotzdem ist es absolut glaubhaft, dass sie miteinander existieren. Ganz anders sah es in einem anderen kultverdächtigen Mix verschiedener Filmmedien aus:

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    Auf akustischer Ebene verschmelzen die Elemente von „Titan A.E.“ nicht ganz so überzeugend: Der Film setzt auf einen orchestralen Score des „Pitch Black“-Komponisten Graeme Revell, dessen behutsamer Spagat zwischen Erkundungsdrang und Ehrfurcht vielen Alternative- und Rock-Songs sowie gelegentlichen Funk-Klängen auf dem Soundtrack gegenübersteht. Daher sticht die Musikzusammenstellung vor allem als Zeitkapsel der Jahrtausendwende heraus – macht in ihrer aggressiv-geradlinigen Art jedoch ordentlich Spaß.

    Auch das Skript hat seine Momente, die weniger nach zeitloser Zukunftsmusik klingen als nach 2000er-Fantasie dauerpubertärer Autoren: Das von Ben Edlund („Supernatural“), John August („3 Engel für Charlie“) und „Avengers“-Macher Joss Whedon verfasste Drehbuch kommt nicht um so manchen in Testosteron getränkten Fremdscham-Wortwechsel herum. Allerdings gelang es Edlund, August und Whedon, einen fantasievollen Kosmos und kurzweilige Konflikte zu kreieren.

    Der Erzählfluss von „Titan A.E.“ ist dennoch etwas holprig, was dem Spannungsfaktor zuweilen schadet. Doch das machen einzelne, überragende Unterkapitel, wie die innovative Genesis-Sequenz, ebenso wett wie die knackigen Soundeffekte und die brillanten Hintergrundbilder des Künstlers Paul Cheng („Der Goofy Film“).

    Die damals vollmundig angekündigte Revolution des Trickfilmkinos ist „Titan A.E.“ also nicht geworden – wohl aber ein andersartiger Mix verschiedener Stile, der zum launigen, bildgewaltigen Weltall-Abenteuer heranwuchs. Die Kult-Wiederentdeckung als unterschätztes Stück 2000er-Kino darf endlich beginnen – und wenn ihr nun in Sci-Fi-Stimmung seid, haben wir noch einen Streaming-Tipp für euch:

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