Ein Episodenfilm kann gleichwohl unterhaltsam, berauschend wie auch herausfordernd sein: Meist besteht er aus mehreren kurzen Geschichten, die durch ein übergreifendes Thema, einen Ort oder auch eine Person zu einem komplexen Zusammenhang verwoben werden. Aufgabe des Publikums ist es dann, diese Zusammenhänge zu entschlüsseln – ein Puzzle, das im Kopf auseinandergenommen und zusammengesetzt werden will, eine Illusion von Raum und Zeit und Kontinuität, die durchbrochen und verstanden werden will.
So sind Zeit und Zufall oftmals nur Werkzeuge für ein größeres Bild, das sich erst im Nachhinein zu einem Ganzen fügt – jeder Schnitt und jede Sequenz ein sorgsam gewähltes Stückchen des Mosaiks. Zeitliche Abläufe können umgekehrt werden wie in „Pulp Fiction” oder auch „Memento”, der per Definition zwar kein Episodenfilm, aber durchaus episodisch erzählt ist: So ergibt sich erst am Ende aus den rückwärts-vorwärts erzählten Fragmenten von Vergangenheit und Gegenwart eine Wahrheit, die zunächst nicht sichtbar war.
Ebenso verhält es sich auch in unserem Streaming-Tipp: „11:14” ist ein furios zusammengeschnittener Flickenteppich, der vermeintlich unzusammenhängende Geschehnisse auf bizarre Art und Weise verknüpft. „11:14” ist das Langfilmdebüt von Regisseur Greg Marcks, der zuvor Kurzfilme drehte. Für seinen Kurzfilm „Lector” gewann er sogar den Studenten-Oscar – was in „11:14” durch die knackig und pointiert erzählten einzelnen Handlungsstränge deutlich zu spüren ist.
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Es wird Zeit
Es ist 11:14 Uhr in einer friedlichen Nacht im kalifornischen Middleton. Doch friedlich soll es nicht bleiben: Eine Reihe von unglücklichen Geschehnissen beginnt, als der angetrunkene Jack (Henry Thomas) unter einer Brücke durchfährt und eine Person auf sein Auto knallt. Gerade, als er die Leiche im Kofferraum verstauen will, leuchten auch schon die Blaulichter auf. Und Officer Hannigan (Clark Gregg), der Jack auf Trunkenheit testet, hat mit Duffy (Shawn Hatosy) und Buzzy (Hilary Swank) bereits zwei Festgenommene auf der Rückbank…
Was folgt, ist eine schräge Entwicklung (oder besser: Entwirrung) der Ereignisse und Schicksale, die allesamt dadurch zusammengehalten werden, dass die Protagonisten zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Und wie der Zufall – oder das Schicksal? – hier dann stellenweise zuschlägt, ist teils grotesk, teils brutal, und für Fans des schwarzen Humors in höchster Weise unterhaltsam.
Skurrile Todesfälle und geniale Twists
Denn „11:14” hält die ein oder andere Überraschung und Pointe bereit, die einen wirklich kalt erwischt. Die Unerwartbarkeit der Ereignisse ist aber nicht nur der Umstellung der zeitlichen Abfolge geschuldet – die teilweise blutigen, man muss beinahe schon sagen eruptiven Momente durchbrechen hier die Handlung auf verrückteste Weise.
Und so kommt es, dass der u.a. mit Oscar-Preisträgerin Hilary Swank, Toms Sohn Colin Hanks und „Dirty Dancing”-Legende Patrick Swayze ziemlich stark besetzte Cast durch einen Strudel vermeintlichen Chaos geschickt wird, deren scheinbar einzige Ordnung abstruse Tode und Verletzungen zu sein scheinen. „11:14” ist ein wirklich smarter und auch saulustig erzählter kleiner Film, der das Unvermeidliche zusammenzurrt zu einer kleinen, feinen Schleife.
Heimkino-Highlight: Gleich 2 Sci-Fi-Meisterwerke von Christopher Nolan kehren streng limitiert ins Heimkino zurück*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.