Ein besonderer Unterhaltungswert liegt im Episodenfilm: Viele kleine Geschichten, die sich irgendwie zu einer großen verstricken. „Pulp Fiction“, „Tatsächlich ... Liebe“ oder Wes Andersons „The French Dispatch“ sind nur einige Beispiele dieser „Filme aus Filmen“.
Die einzelnen Handlungsstränge können dabei über eine Person, eine Zeit (wie in „11:14“), ein Objekt (wie in „Mullholland Drive“) oder ein Thema (z. B. Weihnachten in „Tatsächlich ... Liebe“) verbunden sein. In Damián Szifróns „Wild Tales - Jeder dreht mal durch!“ ist es die Wut, welche die einzelnen Geschichten verknüpft. Gelungen ist ihm dabei eine bitterböse und äußerst pointierte Komödie.
„Wild Tales“ avancierte 2014 zum absoluten Festivalliebling und Kinoerfolg – nominiert nicht nur für den Oscar als bester fremdsprachiger Film und für die Goldene Palme in Cannes, räumte er auch zahlreiche Preise ab u. a. beim San Sebastián Film Festival oder beim London Film Festival. Ihr könnt „Wild Tales“auf JoynPLUS streamen.
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Produziert hat den Film übrigens niemand geringeres als der Spanier Pedro Almodóvar, der mit seinen teils schrägen Filmen wie „Alles über meine Mutter“, „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ oder „Die Haut in der ich wohne“ mit Antonio Banderas berühmt wurde.
Darum geht es in „Wild Tales“:
Ein Mann (Leonardo Sbaraglia), der beim Überholen einen anderen Fahrer (Walter Donado) beschimpft und damit Unerwartetes provoziert. Eine Kellnerin (Julieta Zylberberg), die im Restaurant auf den Mann (César Bordón) trifft, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich war. Ein weiterer Mann (Ricardo Darín), dessen Auto abgeschleppt wird und der deswegen den Geburtstag seiner Tochter verpasst. Eine Braut (Érica Rivas), die ausgerechnet am Tag ihrer Hochzeit vom Betrug ihres Bräutigams (Diego Gentile) erfährt ... in sechs Episoden wird hier durchgespielt, was passiert, wenn der letzte Tropfen das Fass zum überlaufen bringt.
Die Blu-ray von „Wild Tales“ findet ihr bei Amazon. Hier enthalten sind Bonusmaterial wie ein Making-Of und ein Exklusiv-Interview mit dem Regisseur.
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Wut in ihrer unterhaltsamsten Form
„Wild Tales“ ist ein Film über Menschen, die explodieren. Wie der deutsche Zusatz zum Titel schon sagt: „Jeder dreht mal durch!“. Und ja, jeder kennt es wohl – das Gefühl der Wut, wenn sie einem langsam die Kehle hochsteigt und man am liebsten seinem Gegenüber an die Gurgel möchte.
In „Wild Tales“ kommt das, was im Inneren brodelt, an die Oberfläche – und wie! Dabei setzen scheinbare Bedeutungslosigkeiten derartige Kettenreaktionen von Aggression und Gewalt in Gang, dass man nur verwundert zusehen kann – und am Ende doch lachen muss, so überspitzt sind die Situationen.
Da ist der beschimpfte Autofahrer, der dem anderen aufs Autodach steigt und die Hose runterlässt, um ihm aufs Dach zu kacken. Da ist die betrogene Braut, die ihre schöne Rivalin quer durch den Raum dreht, um sie dann mit Wucht gegen einen Spiegel zu donnern. Oder der über Strafzettel und Behörden so sehr verärgerte Mann, dass er zuletzt zu extremen Mitteln greift.
Ein satirisches Augenzwinkern über uns selbst
Wild geht es dabei zu, und als Zuschauer wird man von Schadenfreude zu Irritation zu Mitgefühl geworfen – ein Wechselbad der Gefühle, aber eines, das Riesenspaß macht. „Wild Tales“ ist ein sarkastischer Kommentar auf unsere Gesellschaft, die so vieles unterdrückt. Ein satirisches Augenzwinkern über uns selbst und all die kleinen niederträchtigen Gedanken, die nicht ausgelebt werden dürfen – im Film aber schon. Eine klare Empfehlung!
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