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    Um Benedict Cumberbatch für "Doctor Strange" zu bekommen, verzichteten Marvel und Disney auf viele Millionen Dollar
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Wenn es um Superheld*innen geht, bevorzugt Oliver Kube die bewährten Klassiker – sprich: Superman, Batman und Spider-Man. Was nicht heißt, dass er nicht offen für neue Masken oder andere Capes wäre.

    Klar, manchmal kann man schon den Eindruck bekommen, dass die Marvel- und Disney-Bosse das MCU vor allem als eine gigantische Geldmaschine ansehen. Es gibt aber offenbar durchaus auch Momente, in denen ihnen die Kunst wichtiger zu sein scheint …

    Ethan Hawke, Ewan McGregor, Jake Gyllenhaal, Oscar Isaac, Jared Leto, Tom Hardy, Matthew McConaughey, Colin Farrell und sogar Keanu Reeves waren nur einige der prominenten Namen, die während der Vorproduktion zum MCU-Blockbuster „Doctor Strange“ vom Studio für die Titelrolle angefragt wurden.

    Als dann im Sommer 2014 Drehbuchautor Jon Spaihts (oscarnominiert für „Dune“) und Regisseur Scott Derrickson („Sinister“, „The Black Phone“) das Projekt übernahmen, äußerten sie intern sehr schnell, dass Benedict Cumberbatch – zu diesem Zeitpunkt am bekanntesten für seine grandiosen Auftritte in der TV-Serie „Sherlock“ – ihre unumstritten erste Wahl für den Part des mächtigen Magiers sei.

    Der Drehstart war für Mai 2015 anberaumt. Im Rahmen der 2014er-Ausgabe der Comic-Con in San Diego von MTV auf die Gerüchte um seine Verpflichtung angesprochen, nahm Cumberbatch sich jedoch gleich wieder aus der Diskussion: „Das könnte nicht klappen, weil ich [zu diesem Zeitpunkt] in London ein kleines Stück namens ‚Hamlet’ aufführe“, stellte er klar. „Ich glaube also nicht, dass ich es [machen] könnte, selbst wenn ich tatsächlich in Frage käme. Das ist schade, denn es klingt nach einem fantastischen Projekt.“

    Weil man bereits einen Veröffentlichungstermin für den Sommer 2016 bekannt gegeben hatte, intensivierte Marvel seine Suche nach einem Hauptdarsteller und kam anscheinend mit zwei sehr großen Namen extrem nahe an eine Einigung heran. Denn mit den Agenten von sowohl Joaquin Phoenix als auch Ryan Gosling sollen damals bereits Verhandlungen über Gagen etc. abgehalten worden sein. Zumindest mit „The Fall Guy“- und „Barbie“-Star Gosling wurden von der Produktion sogar schon Konzeptzeichnungen in seinem möglichen Kostüm angefertigt.

    Trotzdem kam man in den Gesprächen mit dem späteren „Joker“-Star Phoenix wohl am weitesten, wie ein neues Interview der US-Website SlashFilm mit Scott Derrickson andeutet. Der Regisseur sagte dort, dass man Phoenix die Chance geben wollte, zu diesem Zeitpunkt aber noch kein fertiges Drehbuch vorliegen hatte. Weshalb dieser offenbar zögerte: „Ich glaube, das [fehlende Skript] machte ihn sehr nervös. Auch weil er sich für gleich mehrere Filme verpflichten sollte – was er nie zuvor getan hatte.“

    Daraufhin war Derrickson überzeugter denn je, dass er eigentlich nur Cumberbatch für den Part wollte: „Ich ging zu [Marvel-Mastermind] Kevin Feige und erklärte ihm: ‚Wir müssen den Termin verschieben, denn es muss einfach Benedict sein.‘ Kevin ging zu [den Disney-Bossen] Bob Iger und Alan Horn und erzählte ihnen, was ich gesagt hatte. Sie änderten den Starttermin und der Film wurde auf den Herbst verschoben.“

    Disney und seinen verbundenen Unternehmen / Marvel Studios
    Für Regisseur Scott Derrickson war und ist Benedict Cumberbatch der perfekte Doctor Strange.

    Eine teure Entscheidung

    Hinter dieser relativ einfach klingenden Aktion steckt eine ganze Menge. Denn um zu verstehen, was diese Terminänderung wirklich bedeutete, muss man wissen, welche Relevanz der klassische Sommer-Blockbuster im US-Filmgeschäft besitzt. Jugendliche sind noch immer die mit Abstand größte Gruppe im Publikum dieser sündhaft teuren, aber oft eben auch extrem einträglichen Leinwandspektakel. Und die Monate, in denen Millionen von ihnen Schulferien haben, sind die mit den höchsten Umsätzen am Box Office. Haben die Kids hier doch unter anderem die Zeit, einen Film, der ihnen besonders gefällt, gleich mehrfach hintereinander anzusehen. Ein populärer Titel, der im Juni/Juli in die Multiplexe kommt, spielt dort deshalb schon mal bis zu 50 Prozent mehr Geld ein, als er es etwa im November tun würde.

    Um ihrem Regisseur seinen Wunsch zu erfüllen und damit die künstlerisch richtige Entscheidung zu treffen, verzichteten Marvel und Disney mit der Verschiebung des Erscheinungstermins von „Doctor Strange“ also wissentlich auf eine höchstwahrscheinlich enorme Summe. Das ist schon erstaunlich. Wobei sich dieser Schachzug auf Dauer dennoch ausgezahlt haben dürfte.

    Denn nicht nur wurde „Doctor Strange“ trotzdem ein großer Hit und sogar das zu diesem Zeitpunkt erfolgreichste Debüt eines MCU-Superhelden. Cumberbatch avancierte auch zu einem der großen Publikumslieblinge im MCU und war nicht nur bereit, für „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ erneut in die Rolle zu schlüpfen, sondern obendrein in diversen weiteren Marvel-Abenteuern. Selbst dann, wenn es sich dabei nur um Kurzauftritte oder – wie in der Animations-Serie „What If...?“ – um reine Sprechparts handelt.

    Zudem spielte der britische Edelmime in „Doctor Strange“ gleich noch eine zweite Figur. Um welchen Charakter es sich dabei handelt und dass es sogar Cumberbatchs eigene Idee war, diesen Bösewicht zu verkörpern, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen:

    Große Überraschung in "Doctor Strange": Benedict Cumberbatch spielt noch eine weitere Marvel-Figur

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