In „Civil War“ (» zur ausführlichen FILMSTARTS-Kritik) steckt die USA mitten in einem verheerenden Bürgerkrieg. Der Reporter Joel (Wagner Moura) und die Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst) wollen trotzdem aus New York nach Washington D.C. reisen, um dort den noch amtierenden US-Präsidenten (Nick Offerman) ein letztes Mal vor seiner gewaltsamen Absetzung (und womöglich sogar gleichzeitiger Ermordung) zu interviewen.
Während des Trips haben die Journalist*innen mal mehr, mal weniger gefährliche Begegnungen. Aber die intensivste Konfrontation haben sie definitiv mit einem rassistischen Milizen-Anführer mit Sturmgewehr und roter Sonnenbrille. Da wird es RICHTIG ungemütlich, selbst im Kinosessel rutscht man da vor Anspannung hin oder her. Verkörpert wird der Bürgerwehr-Macho von Jesse Plemons, der seit 2022 mit „Civil War“-Hauptdarstellerin Kirsten Dunst verheiratet ist und sich in den vergangenen Jahren mit Rollen in „Game Night“, „The Irishman“, „The Power Of The Dog“, „Jungle Cruise“ und „Killers Of The Flower Moon“ konsequent in die erste Klasse Hollywoods hochgespielt hat.
Dass der Name von Jesse Plemons nun nicht im Vorspann von „Civil War“ auftaucht, ist durchaus verständlich. Schließlich ist sein Auftritt, der auch lange geheim gehalten, aber dann doch in einem der Trailer enthüllt wurde, ja schon eine kleine Überraschung, die man nicht unnötig vorwegnehmen will. Aber auch im Abspann findet sich von Plemons keine Spur. Gibt es also irgendeinen Grund, warum der Schauspieler nicht wie alle seine Kolleg*innen am Schluss des Films aufgeführt wird?
Tatsächlich gab es Stress hinter den Kulissen – und zwar vor allem für Regisseur Alex Garland, der plötzlich mit einer sehr unschönen Situation klarkommen musste. Allerdings war Jesse Plemons nicht etwa der Auslöser, sondern vielmehr die Lösung des Problems. Wir haben im Interview mit Alex Garland im Berliner Soho Hotel nämlich persönlich bei ihm nach dem Auftritt von Jesse Plemons gefragt – und die folgende Antwort erhalten:
Alex Garland: Wir hatten schon jemand anderen, der die Figur im Film spielen sollte. Aber eine Woche vor Drehbeginn ist dieser jemand plötzlich ausgestiegen. Er hat mich angerufen und einfach gesagt: „Ich kann nicht, ich muss absagen.“ Ich war höflich und meinte nur: „Okay, in Ordnung.“ Aber innerlich dachte ich nur: „Fuck, jetzt stecke ich wirklich in der Scheiße.“ Ich habe aufgelegt und nebenan haben die Schauspieler auf den Beginn der Proben gewartet. Ich habe mir gedacht, ich muss es ihnen jetzt gleich mitteilen, schließlich warten sie schon darauf, dass er bald ankommen wird. Also habe ich gesagt: „Leute, nur damit ihr es wisst, wir haben ein Problem. Diese Person ist ausgestiegen und wir müssen jetzt jemand anderes finden.“ Und Kirsten reagierte sofort: „Du solltest es Jessie tun lassen.“ Und ich: „Meinst du, er würde es tun?“ Sie meinte, sie fragt ihn – und damit war die Sache klar.
Und von der Antwort ausgehend, ist die Sache wohl klar: Jesse Plemons hat den Job als kurzfristigen, informellen Freundschaftsdienst auf dem kurzen Dienstweg über seine Ehefrau Kirsten Dunst übernommen – womöglich sogar ohne oder zumindest ohne seine übliche Gage. Und aus diesem Grunde wurde dann auch auf eine Nennung im Abspann verzichtet. Wenn ihr das komplette Interview von FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen mit „Civil War“-Regisseur Alex Garland lesen wollt, könnt ihr dies hier gerne tun:
"In jeder Hinsicht eine Provokation": Das große FILMSTARTS-Interview mit "Civil War"-Regisseur Alex Garland!