Eine wirklich gelungene Stephen-King-Adaption ist ein seltenes Gut in der Filmwelt. Auf Frank Darabont war in dieser Hinsicht jedoch immer Verlass. Nach den untypischen Gefängnisdramen „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“, die beide zu Recht mit Lob überschüttet wurden, nahm sich der Regisseur 2007 mit „Der Nebel“ eines eher klassischen Stephen-King-Horror-Stoffs an – und überzeugte erneut.
Den Sci-Fi-Horror könnt ab sofort bei Freevee, dem kostenlosen Streamingdienst vom Amazon schauen. Hier müsst ihr euch aber auf die eine oder andere Werbeunterbrechung einstellen:
Darum geht es in "Der Nebel"
Niemand weiß, wo genau er herkommt, doch plötzlich ist er da: Der weiße Nebel, der den Bewohnern einer amerikanischen Kleinstadt nicht nur die Sicht, sondern auch die Nerven und nach und nach den Verstand raubt. David Drayton (Thomas Jane) ist mit seinem Sohn Billy (Nathan Gamble) gerade in einem Supermarkt, als die Straßen komplett vom weißen Dunst verschluckt werden. Ein älterer Mann stürzt in den Laden und erzählt von Kreaturen, die er im Nebel gesehen hat.
Die ratlosen Anwesenden wollen dem Ganzen natürlich keinen Glauben schenken, verschanzen sich aber sicherheitshalber in dem Geschäft und versuchen, die Zeit einfach abzusitzen, bis sich alles wieder normalisiert hat. Doch bald fordern Monsterattacken die ersten Opfer, während die internen Konflikte unter den Menschen im Supermarkt ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen. Die religiöse Fanatikerin Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden) wird dabei zur spalterischen Triebfeder – und ist alsbald der Überzeugung, Gott ein Menschenopfer darreichen zu müssen...
Dieses fiese Ende werdet ihr nie vergessen
Wer sich ein wenig durch das Stephen-King-Schaffen gearbeitet hat, weiß, dass der Mann ein hervorragender Horror-Literat ist, oftmals aber auf den letzten Metern etwas Enttäuschung bei seiner Leserschaft zurücklässt. Zu selten gelingt es ihm, seine – eigentlich – großartigen Bücher auch mit einem entsprechend würdigen Ende zu veredeln. In „Der Nebel“ ist das anders – und Frank Darabont setzt das verstörend-grausame Finale der Vorlage so eindrucksvoll und erschütternd um, dass es einem schier die Sprache raubt.
Bisweilen krankt „Der Nebel“ aber an einem obligatorischen Ensemblefilm-Problem. Die offizielle FILMSTARTS-Kritik, die dem Sci-Fi-Horror gute 3,5 von 5 Sternen gibt, hält diesen Umstand folgendermaßen fest: „Einige der Figuren, z.B. Davids Nachbar, werden nur am Rande gestreift, sodass diese, eigentlich interessanten Charaktere, nur ein Schattendasein führen. […] Das ist sehr bedauerlich, denn gerade ein Film wie ‚Der Nebel‘ , der die Einheit von Ort, Zeit und Handlung wahrt […] ist auf starke Charaktere angewiesen.“
Dass Darabont den Geist der King-Vorlage dennoch trifft, liegt auch an der betonten Darstellung von Gewalt, die „Der Nebel“ teils sehr eklig aufbereitet: „Abgetrennte Unterleiber, deformierende Schwellungen, hochgradige Verbrennungen und Kopfschüsse – all das gibt es explizit zu sehen. Man merkt ganz deutlich, dass Darabont eigentlich ein Kind des Horrorgenres ist.“ Wer nicht völlig hartgesotten ist, dürfte hier schon mal zusammenzucken. Schade ist nur, dass das einfallsreiche Design der Monster bisweilen unter der Künstlichkeit der Computereffekte leidet.
Nichtsdestotrotz ist „Der Nebel“ eine der gelungensten Stephen-King-Adaptionen, wie die Kritik noch einmal zusammenfasst: „Es gibt schwarzen Humor, wirkungsvolle Schockeffekte, subtile Andeutungen auf US-amerikanische Befindlichkeiten und solide inszenierten Grusel. Kein Meisterstück, aber guter Fantasy-Horror mit einer sozialkritischen Note.“
"Der schlechteste Horrorfilm aller Zeiten": Stephen King kann mit diesem blutigen Klassiker rein gar nichts anfangenDies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.