Es ist der von der Aufmerksamkeit im Vorfeld vielleicht größte Netflix-Start der Geschichte. Zack Snyders „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ soll nicht nur ein eigenes „Star Wars“ begründen, sondern auch für den Streamingdienst ein riesiger Mega-Hit werden, nachdem diese im Filmbereich 2023 etwas rar gesät waren. Noch kein Film wurde zuvor so massiv auf der eigenen Plattform beworben, um möglichst viele Kunden und Kundinnen zum Einschalten zu bewegen. Doch gleichzeitig gab es vor dem Start reihenweise Verrisse – sogar zu einem Kritiken-Negativrekord führten diese. Würde sich das Publikum davon abschrecken lassen? Oder würde es doch einschalten?
Nun gibt es die ersten Zahlen, die zwar Indizien liefern, aber auch noch Fragezeichen offenlassen. Fangen wir mit den Fakten an, bevor wir zur Interpretation von diesen kommen.
"Rebel Moon" startet auf Platz 1 …
Laut der offiziellen Mitteilung von Netflix sammelte „Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ in der Woche vom 18. bis zum 24. Dezember 23,9 Millionen Views. Es ist damit vor dem allerdings bereits länger verfügbaren „Leave The World Behind“ (19,7 Millionen Views) der meistgeschaute Netflix-Titel der Woche. Das war allerdings zu erwarten. Alles andere wäre eine Katastrophe für den Streamingdienst gewesen.
Interessanter ist da ein Vergleich mit anderen Neustarts in diesem Jahr. Der angesprochene „Leave The World Behind“ startete zum Beispiel mit 41,7 Millionen Views – also weit vor „Rebel Moon“. Auch Filme wie die Actioner „Extraction 2“ (42,8 Millionen Views) und „Heart Of Stone“ (33,1 Millionen Views) oder David Finchers „Der Killer“ (27,9 Millionen Views) starteten teilweise deutlich besser als „Rebel Moon“.
All diese Zahlen sind recht gut vergleichbar, weil die genannten ebenfalls an einem Freitag anliefen und so die gleiche Zeit hatten, um Views in der Startwoche zu sammeln. Streng genommen hatten die von uns genannten anderen Filme sogar fünf Stunden weniger Zeit, weil Netflix „Rebel Moon“ früher veröffentlichte, als es sonst beim Streamingriesen üblich ist.
… ist aber weit von Fabelzahlen entfernt
Die Vergleiche zeigen, dass „Rebel Moon“ zwar ordentlich startet, aber auch weit davon entfernt ist, ein riesiger Publikumserfolg zu sein. Die Frage ist, was die Gründe dafür sind. Eine Rolle könnte sicher Weihnachten spielen. In manchen Ländern (wie Deutschland) ist der 24. Dezember als Heiligabend ein Tag, an dem deutlich weniger gestreamt wird. Dass das als Begründung für die massiven Unterschiede im Vergleich zum Beispiel zu „Leave The World Behind“ ausreicht, darf aber bezweifelt werden.
Das Fehlen eines ein ganz breites Publikum ansprechenden Superstars könnte ein Problem sein. Denn „Rebel Moon“ hat zwar einen hochkarätigen Cast, mit Charlie Hunnam auch einen sehr beliebten Ex-Seriendarsteller („Sons Of Anarchy“, „Queer As Folk“), aber halt keinen richtigen Superstar vom Kaliber Dwayne Johnson, Leonardo DiCaprio, Ryan Reynolds, Sandra Bullock oder Julia Roberts.
Zudem glauben wir, dass negative Stimmen dann doch den einen oder die andere abschrecken – und zwar nicht nur die schlechten Rezensionen der professionellen Filmkritik. Trotz einiger begeisterter Reaktionen ist nämlich auch das Publikums-Feedback im Großen und Ganzen durchwachsen. Bei großen Online-Portalen wie letterboxd und IMDb stehen so recht maue Durchschnittswertungen. Auch auf unserer Seite überwiegen die durchschnittlichen und negativen Bewertungen.
Selbst bei RottenTomatoes, wo es nach Untersuchungen am Anfang mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine massive Kampagne von Zack-Snyder-Fans gab, den Film mit Bestwertungen zu pushen, ist der sogenannte „Audience Score“ mittlerweile deutlich gefallen und bewegt sich auf den zweitschlechtesten Wert in der Karriere des Regisseurs zu.
"Leave The World Behind" läuft "Rebel Moon" den Rang ab.
Abschreiben darf man Zack Snyders Sci-Fi-Epos-Auftakt aber noch nicht. In der zweiten Woche werden die Views steigen. Schließlich zählen dann volle sieben Tage für die Statistik – und nicht nur drei wie nun zum Start. Alles unter 40 Millionen Views in Woche 2 wäre aber eine Enttäuschung. Sollte der Film diese Zahl erreichen, wird eine Bewertung des Publikumsinteresses davon abhängen, wie gut er in den kommenden Wochen läuft.
Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass „Rebel Moon 1“ nicht der große Netflix-Film-Hit des Jahres 2023 ist, sondern womöglich der bereits hier erwähnte „Leave The World Behind“. Der hat nämlich eine realistische Chance in den kommenden Wochen in die offizielle All-Time-Top-10-Rangliste des Streamingdiensts einzuziehen und dann sogar der meistgeschaute Netflix-Film aus dem Jahr 2023 zu werden. Aktuell ist dies „The Mother“ mit Jennifer Lopez“ (136,4 Millionen Views in den ersten 91 Tagen) vor „Extraction 2“ mit Chris Hemsworth (134,9 Millionen Views).
„Leave The World Behind“ liegt nach 17 Tagen bei 106,3 Millionen Views, hat also noch über zehn Wochen Zeit, aufzuholen. Weltweit meistgeschauter Film laut der allerdings immer nur die ersten 91 Tage nach Start betrachtenden Statistik ist mit riesigem Abstand „Red Notice“. Die mit Dwayne Johnson, Ryan Reynolds und Gal Gadot mit viel Star-Power aufwartende Action-Komödie kommt auf 230,9 Millionen Views.
Mit „Rebel Moon“ geht es übrigens am 19. April 2024 bei Netflix weiter. Dann startet „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“. Ein erster Trailer wurde bereits veröffentlicht:
