Jared Letos filmische Laufbahn hat es in sich, zu Beginn der Jahrtausendwende war er schließlich in gleich drei Meisterwerken mit von der Partie: „Fight Club“, „American Psycho“ und „Requiem for a Dream“! Aber auch darüber hinaus kann der Frontmann der Band 30 Seconds To Mars auf große Filme zurückblicken - und damit meinen wir nicht nur die üblichen Verdächtigen „Dallas Buyers Club“ und „Blade Runner 2049“, auch „Mr. Nobody“ sollte unbedingt in diese Aufzählung mit aufgenommen werden.
Eine kleine Vorwarnung ist aber wohl dennoch angebracht: Die Geschichte ist in sich verschachtelt, kombiniert drei mögliche Leben und sorgt so nicht selten für Verwirrung - auch weil nicht immer ganz einfach zu durchschauen ist, in welchem „Universum“ wir uns gerade befinden. Wer dem spaltenden, aber meiner Meinung nach meisterhaften Film mit Jared Leto und Diane Kruger trotzdem eine Chance geben will, der kann den Film auf dem Amazon Prime Video Channel CNMA Arthouse aktuell ohne Zusatzkosten streamen:
70 Jahre in der Zukunft - darum geht's:
In der Zukunft wurde eine Lösung für das menschliche Altern gefunden. Inzwischen sind alle Menschen unsterblich - bis auf den letzten verbliebenen Sterblichen: Nemo Nobody (Jared Leto) ist im Jahre 2092 118 Jahre alt und steht kurz vor seinem Tod. An seinem letzten Tag lässt er sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen und berichtet einem Journalisten mehr kryptisch als verständlich, wie sein Leben verlief.
Als Nemo noch klein war, wurde er eines Tages mit einer unmöglichen Entscheidung konfrontiert. Bei der Trennung seiner Eltern musste er sich für einen Elternteil entscheiden. Zum Vater (Rhys Ifans) oder doch eher zur Mutter (Natasha Little)? Nachdem Zeit und Raum verschmelzen, entstehen drei mögliche Szenarien, drei unterschiedliche Welten, drei unterschiedliche Schicksale, wobei jedes einzelne mit seinem letzten Tag auf Erden verbunden ist.
Philosophie und Sci-Fi
Dass Science-Fiction gern mit philosophischen Fragen verbunden wird, ist nichts Neues. Filme wie „Matrix“ oder „Blade Runner“ bieten mehr als genug Stoff, um sich für Jahre den Kopf zerbrechen zu können. „Mr. Nobody“ ist hierbei keine Ausnahme, denn auch hier geht es um philosophische Ansätze, die in ganz unterschiedliche Richtungen verlaufen.
Themen wie Unsterblichkeit, alternative Leben, der Schmetterlingseffekt wie auch die Freiheit des Menschen, werden dabei in einer unfassbaren bewegenden Art und Weise kombiniert. „Mr. Nobody“ bedeutet damit mehr als nur reine Science-Fiction, sondern ist gleichermaßen Drama, Romanze und etwas Fantasy in einem.
Experimenteller Touch
In „Mr. Nobody“ werden die unterschiedlichsten filmischen Stilmittel verwendet: Videomaterial von harmlosen Tierexperimenten in den ersten Minuten, das Durchbrechen der vierten Wand, Lehrmaterial, in dem der besagte Schmetterlingseffekt und noch mehr erklärt wird, sind aber letzten Endes nur Spielerei. Die eigentliche Story ist im Gegensatz zum unkonventionellen Charakter des Films schnell zusammengefasst: Kindliche Unschuld, Sehnsucht nach Liebe sowie die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen, ergeben eine herzliche wie schmerzliche Geschichte.
Die Qual der Wahl steht damit im Zentrum des Films. Trotz alldem lässt sich jedoch sagen: „Mr. Nobody“ bedeutet keine 140 Minuten Depressivität und Melancholie. Um ehrlich zu sein, müsst ihr sogar nur die erste halbe Stunde „durchhalten“, bis es mit Nemos erster Liebe losgeht und der experimentelle Touch in den Hintergrund rückt. Was dann folgt, erinnert erst mal an eine richtig gute, herrlich charmante Rom-Com.
Glanzvolle Filmpoesie
Wie würde mein Leben aussehen, hätte ich mich an einer Stelle anders entschieden? Viele Filme sind dieser Frage nachgegangen, jedoch keiner in der Art und Weise von „Mr. Nobody“: Stimmungsvoll inszeniert und mit harmonischen Liedern – u.a. „Where is my Mind“ von den Pixies oder klassischen Klaviertücken – untermalt, entsteht eine grandiose Filmpoesie, die das Sahnehäubchen auf dem filmischen Unikat bildet.
„Mr. Nobody“ funktioniert in der Gesamtheit auf mehreren Ebenen grandios. Rein als Liebesfilm betrachtet, stiehlt er vielen Romanzen die Show. Als Science-Fiction-Film und philosophisches Werk bietet er genug Substanz, um zum Nachdenken anzuregen und im Gedächtnis zu bleiben. Und als wäre das nicht genug, gleicht er zusätzlich einer emotionalen Achterbahnfahrt mit herzlichen Höhepunkten und schmerzlichen Tiefpunkten.
Nach den 140 Minuten mit mal mehr, mal weniger filmischer und mentaler Überforderung winkt daher eine große Belohnung und ein Film, den ihr sicher nicht so schnell wieder vergessen werdet!
4,67 von 5 Sternen! Das ist der beste Science-Fiction-Film aller Zeiten – laut den deutschen Zuschauern*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.