Mit „Napoleon“ hat Altmeister Ridley Scott („Blade Runner“) seiner Vita ein weiteres Historien-Epos hinzugefügt. Im Mittelpunkt steht hier der titelgebende Eroberer und Kaiser Napoleon Bonaparte (Joaquin Phoenix), der hier aber nicht nur als virtuoser Kriegsstratege in Szene gesetzt wird, stattdessen geht es auch viel um die durchaus ambivalente Beziehung zu seiner Ehefrau Josephine (Vanessa Kirby).
Im Kino aber schinden natürlich vor allem die wirklich groß und in ihrer Detailversessenheit ungemein beeindruckenden Schlachtsequenzen jede Menge Eindruck. Während der Schlacht bei Austerlitz beispielsweise viel Zeit eingeräumt wird, um Napoleons taktisches Genie deutlich zu machen, fällt der Ägyptenfeldzug in der Kinofassung verhältnismäßig kurz aus. Eine ziemlich beeindruckende Szene gibt es dennoch zu bestaunen.
Napoleon hat nie auf die Pyramiden geschossen!
Wir sehen, wie sich Napoleon mit der französischen Orientarmee direkt vor den Pyramiden aufstellt, während sich ihm gegenüber das Mamlukenheer versammelt. Napoleon lässt daraufhin einen krachenden Kanonenschuss direkt auf eines der Weltwunder abgeben – ein Bild, das sicher lange im Gedächtnis bleibt. Weitere kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien wird nicht geboten.
In der Realität sah das Ganze ein wenig anders auf. Mehr als 20.000 Soldaten (bis auf 30 Männer allesamt auf Seiten der Mamluken) sind bei der sogenannten „Schlacht bei den Pyramiden“ ums Leben gekommen. In Wahrheit aber fand der Kampf an einer ganz anderen Stelle statt. Napoleons Soldaten konnten die Pyramiden gar nicht sehen. Stattdessen handelt es sich hierbei um eine historische Desinformation.
Am Ende konnte Napoleon die Mamluken zwar vernichtend schlagen, Ägypten besetzen und damit auch dafür sorgen, die damals bereits 700 Jahre andauernde Herrschaft der Türken in dem nordafrikanischen Land beenden. Im Schatten der Pyramiden hat der Heerführer dennoch nie gekämpft. Als Verfechter historischer Akkuratesse kann man sich sicher (und an vielen anderen Punkten im Film) daran stören. Visuell aber ist die Szene einfach extrem wirkungsvoll.
"Napoleon" ist im Kino nur der halbe Film: Hier könnt ihr bald die 4-Stunden-Fassung des Historien-Epos sehen