„Ferrari“ von Michael Mann. „Der Killer“ von David Fincher. „Maestro“ von und mit Bradley Cooper. „Priscilla“ von Sophia Coppola. „Origin“ von Ava DuVernay. Schon nach der Bekanntgabe des offiziellen Programms galt der diesjährige Venedig-Wettbewerb – zumindest was die beteiligten Namen angeht – als ganz besonders hochkarätig.
Aber obwohl viele der Filme dann auch tatsächlich überzeugt haben, gab es doch einen, der noch mal in einer ganz anderen Liga spielt: Selten haben wir bei einem Festival solch eine uneingeschränkte Begeisterung für einen einzelnen Film erlebt – egal ob von Kritiker*innen, Filmemacher*innen oder dem Publikum.
Nun wurden zum Abschluss des Festivals die Preise vergeben – und man kann der Jury um ihren Präsidenten Damien Chazelle („La La Land“) nur beglückwünschen, dass sie überwiegend sehr richtige Entscheidungen getroffen haben. Darunter auch die wichtigste: Der Goldene Löwe 2023 geht – natürlich – an „Poor Things“ von Yórgos Lánthimos!
Eine Sexkomödie, die da anfängt, wo "Barbie" aufhört
Der Goldene Löwe dürfte dabei übrigens nur der Anfang sein – aktuell stehen die Chancen nämlich sehr gut, dass „Poor Things“ auch bei der kommenden Oscarverleihung ordentlich Preise abräumen wird, allen voran für Emma Stone als Beste Hauptdarstellerin. Sie spielt Bella Baxter, die zwar der Körper einer jungen Frau besitzt, der vom experimentierwütigen Anatomie-Professor Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) aber das Hirn eines Babys eingepflanzt wurde. Deshalb schwankt sie beim Gehen auch wie ein Kleinkind, das gerade seine ersten Schritte macht.
Allerdings reift Bella auch sehr schnell – und als bei ihr langsam die Pubertät einsetzt, willigt sie ein, mit dem Ladies Man Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) eine Weltreise zu unternehmen. Dabei hat „Poor Things“ nicht nur einen ganz wunderbaren morbiden Humor – er entpuppt sich auch schnell als unglaublich freche, clevere und provokante Sexkomödie, die sicher super in einem Doppel-Programm mit „Barbie“ machen würde. Warum? Das erfahrt ihr in unserer ausführliche 5-Sterne-Filmkritik zu „Poor Things“!
„Poor Things“ startet im Februar 2024 dann auch in den deutschen Kinos.
Die weiteren Preise
- Bester Schauspieler: Peter Sarsgaard für „Memory“ (» zur FILMSTARTS-Kritik)
- Beste Schauspielerin: Cailee Spaeny für „Priscilla“ (» zur FILMSTARTS-Kritik)
- Großer Preis der Jury: „Evil Does Not Exist“ von Ryusuke Hamaguchi (» zur FILMSTARTS-Kritik)
- Bester Regisseur: Matteo Garrone für „Io Capitano“
- Spezialpreis der Jury: „The Green Border“ von Agnieszka Holland (» zur FILMSTARTS-Kritik)
- Bestes Drehbuch: „El Conde“ von Pablo Larraín (» zur FILMSTARTS-Kritik)
Nach der Preisverleihung wurde noch der diesjährige Abschlussfilm gezeigt: In „Die Schneegesellschaft“ erzählt „Jurassic World 2“-Regisseur J.A. Bayona die wahre Geschichte einer Rugby-Mannschaft, die im Jahr 1972 über den Anden mit einem Flugzeug abstürzt. Die Überlebenden müssen anschließend mehr als einen Monat lang im Schnee ausharren – und verhungern nur deshalb nicht, weil sie schließlich damit beginnen, die gefrorenen Leichen ihrer verstorbenen Mannschaftskameraden aufzuessen…
Das teils spektakulär gedrehte Survival-Drama erscheint demnächst direkt bei Netflix. Die Filmkritik von Björn Becher könnt ihr allerdings schon jetzt bei uns lesen…