Die meisten Kinogänger sind wahrscheinlich erst kurz vor seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2008 zum Fan des australischen Schauspielers Heath Ledger konvertiert: Arthouse-Gourmets kamen an „Brokeback Mountain“ (2005) von Ang Lee einfach nicht vorbei – und für die Blockbuster-Fraktion erschien drei Jahre später mit Christopher Nolans „The Dark Knight“ der für viele beste Superheldenfilm aller Zeiten!
Natürlich gab es auch vorher viele Heath-Ledger-Fans – und die dürften wohl weniger auf das Konto solcher Historien-Abenteuer wie „Der Patriot“ von Roland Emmerich oder „Die vier Federn“ von Shekhar Kapur gehen. Stattdessen dürfte Heath Ledger seine allermeisten frühen Fans an der Seite von Julia Styles mit der kultigen Teenie-Komödie „10 Dinge, die ich an dir hasse“ nach einem Stück von William Shakespeare eingesammelt haben.
Ich persönlich hingegen falle in einer dritte – wahrscheinlich sehr viel kleinere – Gruppe: Für mich persönlich hat sich Heath Ledger mit der immens unterhaltsamen Abenteuer-Komödie „Ritter aus Leidenschaft“, die heute Abend ab 23.30 Uhr auf Sat.1 gezeigt wird, in den absoluten Starolymp katapultiert…
Rock’n’Roll in der Ritterzeit
Inzwischen ist es ja gang und gäbe, dass man historische (Fantasy-)Stoffe mit aktuellen Popkultureinflüssen aufpeppt – von „King Arthur: Legend Of The Sword“ bis zum Netflix-Hit „Bridgerton“. Aber als der oscarprämierte Drehbuchautor Brian Helgeland („L.A. Confidential“) seine zweite eigene Regiearbeit „Ritter aus Leidenschaft“ als mittelalterlichen Rock’n’Roll-Film inszenierte, hatte das noch etwas Erfrischendes – mit Heath Ledger als perfektem Rockstar, nur dass er eben bei Ritterturnieren und nicht in Fußballstadien auftritt…
In gewisser Weise hat „Ritter aus Leidenschaft“ sogar den Erfolg des zwei Jahre später erschienenen „Fluch der Karibik“ vorweggenommen – schließlich wird auch darin ein angestaubtes Abenteuer-Genre (nur eben mit Piraten statt Rittern) mit ebenso modernen wie augenzwinkernden Blockbuster-Methoden abgestaubt. Der Unterhaltungswert steht dabei über allem – und wenn dazu die vom Protagonisten angehimmelte Jocelyn (Shannyn Sossamon) in den Kleidern eines bekannten Designerlabels herumstolzieren muss, dann ist das eben so.
So viel Spaß machen nur ganz wenige Filme
Dieser diebische Spaß an eingeschmuggelten Anachronismen drückt sich natürlich am stärksten in der Songauswahl aus: Wenn der australische Hollywood-Newcomer Heath Ledger zu „Golden Years“ von David Bowie oder weiteren Klassikern von „Led Zeppelin“ bis „Thin Lizzy“ abrockt, dann war schon damals sofort klar, dass er es auch in der US-amerikanischen Filmindustrie noch weit bringen wird. Schade also, dass es von „Ritter aus Leidenschaft“ nie einen zweiten Teil gab, während die inzwischen doch ganz schön abgetakelte „Fluch der Karibik“-Reihe offenbar - mit oder ohne Johnny Depp - immer weiter fortgesetzt wird.
Dass „Ritter aus Leidenschaft“ wahrhaft ein einmaliges Werk ist, erkennt man übrigens auch daran, dass Brian Helgeland und Heath Ledger nur zwei Jahre später noch einen weiteren Film zusammen gedreht haben – und dabei kam dann der einmalig dröge Katholiken-Horror „Sin Eater – Die Seele des Bösen“ heraus…
Die beste Rolle von Heath Ledger?
Die Frage nach der besten Rolle von Heath Ledger ist natürlich noch mal eine andere. Da würden dann neben den üblichen Verdächtigen „Brokeback Mountain“ und „The Dark Knight“ sicherlich auch noch solche Filme wie „Gesetzlos – Die Geschichte des Ned Kelly“ oder „Candy – Reise der Engel“ mit ins Spiel kommen. Wobei dann eben doch schon so einiges für den DC-Blockbuster von „Oppenheimer“-Mastermind Christopher Nolan spricht - und der musste damals richtig kämpfen, um Heath Ledger überhaupt als seinen Joker besetzen zu dürfen:
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels anlässlich der heutigen TV-Ausstrahlung des Films. *Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.