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    Premiere von "Oppenheimer" vorverlegt: Der Grund dafür könnte ganz Hollywood lahmlegen
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    Es ist eigentlich nur eine ganz kleine Verschiebung – nur um eine Stunde. Doch dass die Londoner Premiere von „Oppenheimer“ nun früher beginnt, hängt mit einem Ereignis zusammen, welches ganz Hollywood erschüttern könnte.

    Universal

    In Hollywood tobt bekanntlich bereits ein Streik. Die Drehbuchautor*innen arbeiten seit dem 2. Mai 2023 nicht mehr. Nach dem Ende ihres vorherigen Rahmenvertrags mit der Alliance Of Motion Picture And Television Producers (AMPTP), die die großen Studios, Streamingdienste und TV-Sender repräsentiert, pochen sie in den Verhandlungen um einen neuen Vertrag für die nächsten Jahre auf bessere Bezahlung und diverse Rechte. Doch ein zweiter Streik droht heute und könnte noch größere Ausmaße annehmen.

    UPDATE: Mittlerweile ist der zweite Streik Realität. Alle Infos gibt es hier:

    Hollywoods Mega-Streik erklärt: Das dürfen die Stars nicht mehr, Filme wie "Gladiator 2" sowie Serien von Netflix & Co. betroffen

    Hier geht es mit der ursprünglichen Nachricht weiter:

    Denn in der Nacht vom heutigen 12. Juli 2023 auf den 13. Juli 2023 ist der eigentlich bereits zum 30. Juni beendete, aber kurzfristig noch mal verlängerte Rahmenvertrag der Schauspieler*innen endgültig ausgelaufen. In den Morgenstunden wird sich die Führung der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA zusammensetzen, um darüber abzustimmen, ob man ebenfalls in den Streik treten wird, um den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Was für ein großes Problem dies ist, zeigt die eingangs erwähnte Verschiebung einer „Oppenheimer“-Premiere auf so skurrile wie bildhafte Weise.

    "Oppenheimer": Angst vor bizarren Bildern vom Roten Teppich

    Eigentlich sollte die Premiere am heutigen 13. Juli um 17.45 Uhr Ortszeit in London stattfinden. Nun wurde sie kurzfristig auf 16.45 Uhr vorverlegt. Der Hintergedanke: Los Angeles ist acht Stunden hinter London zurück. Wenn die Premiere nun um 16.45 Uhr beginnt, ist es in L.A. erst 8.45 Uhr am Vormittag. Da wird es noch keine Entscheidung über einen Streik geben, während die Stars über den Teppich flanieren.

    Beim alten Beginn eine Stunde später wäre die Gefahr schon ein wenig größer gewesen, dass der Rote Teppich in London, auf dem die Stars um Matt Damon, Robert Downey Jr., Cillian Murphy, Emily Blunt und Florence Pugh ihre Interviews geben, noch läuft, während die Ankündigung des Streiks erfolgt.

    Im Fall eines Streiks können die etwa 160.000 Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA nicht mehr drehen – doch das ist nicht alles: Sie werden keinerlei Arbeit im Zusammenhang mit ihren Schauspieljobs mehr machen – das heißt auch: Sie werden keine Filme und Serien mehr bewerben – ob in Interviews, Promo-Auftritten oder auf dem Roten Teppich. Sollte ein Streik-Beginn in den Roten Teppich von „Oppenheimer“ platzen, müssten Matt Damon und Co. alles mittendrin abbrechen und nach Hause gehen. Das wäre ziemlich bizarr.

    Große Vorsicht bei "Oppenheimer"...

    Es gilt allerdings als fraglich, ob eine Entscheidung überhaupt so früh am Morgen erfolgt und verkündet wird. Einer Pressekonferenz, auf der die Entscheidung verkündet werden dürfte, ist aktuell so erst für 12.00 Uhr am Mittag in Los Angeles (also ca. 21 Uhr deutscher Zeit) angesetzt. Bis dahin ist der Rote Teppich von „Oppenheimer“ durch - allerdings läuft noch die Premierenvorführung, bei welcher die Stars dann auch nicht mehr teilnehmen dürfen.

    Eine Streik-Ankündigung wird wahrscheinlich nicht unmittelbar umgesetzt. Es wird eher damit gerechnet, dass im Fall der Fälle erst ab 0.00 Uhr in der Nacht zu Freitag gestreikt werden muss. Schließlich wäre ein sofortiger Streik schwer umsetzbar. Es müsste ja nicht nur wie bei „Oppenheimer“ eine Premiere abgebrochen werden, auch laufende Dreharbeiten müsste diese Nachricht erst einmal erreichen – und dann sollen die Schauspieler*innen mitten im Dreh einer Szene einfach aufhören und alles liegen lassen? Nein, normalerweise werden solche Streiks mit Vorlauf verkündet. So wird es dann eher eine Ansage geben wie „In zwölf Stunden legen wir die Arbeit nieder!“

    … und ein Vorzeichen für Hollywoods größte Krise

    Doch „normalerweise“ ist auch ein schwieriger Begriff. Denn „normal“ ist ein Streik der Schauspieler*innen nicht. Diesen gab es zuletzt in den 1980er-Jahren! Dass sowohl Autor*innen wie auch Schauspieler*innen parallel streiken, war sogar zuletzt in den 1960er-Jahren der Fall.

    Sollte es nun zum Streik kommen, steht Hollywood still. Es würde quasi gar nichts mehr gehen. Es können keine neuen Filme und Serien für die ferne Zukunft entwickelt werden – weil die Autor*innen streiken. Und es können keine Titel für die nahe Zukunft gedreht werden – weil die Schauspieler*innen streiken. Und selbst die Filme und Serien, die jetzt herauskommen, könnten von den Stars nicht beworben werden. Zahlreiche Starttermin-Verschiebungen wären die Folge. Sollte der Streik lange gehen, droht sogar eine Phase, in welcher kaum neue Hollywood-Filme erscheinen.

    Ob es zum Streik kommen wird, ist die große Frage. Es gilt aber immer mehr als wahrscheinlich. 98% der Schauspieler*innen haben den Gewerkschaftsbossen in einer Abstimmung das Mandat gegeben, den Streik auszurufen, wenn die AMPTP nicht bei zentralen Forderungen nachlegt. Aktuell scheint es so, als wären alle Last-Minute-Verhandlungen, die es wohl noch gab, gescheitert. Es ist so bereits die Rede davon, dass Hollywood vor der größten Krise in seiner Geschichte stehe – eine Zeit, in der nichts mehr geht und alle Seiten viel Geld verlieren.

    Auch für uns Kinogänger*innen würde sich dies wahrscheinlich zeitnah bemerkbar machen, doch noch nicht unmittelbar. Oppenheimer“ wird hierzulande ganz normal am 20. Juli in den Kinos starten – völlig unabhängig davon, ob der Streik stattfindet oder nicht.

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