Heimkino-Tipp: Dieser finstere Superheldenfilm vom "Evil Dead"-Macher stand lange auf dem Index – jetzt gibt’s ihn uncut!

Bereits viele Jahre, bevor Sam Raimi im Marvel-Blockbuster „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ seine Liebe zu Superhelden und seine Horror-Affinität vereint hat, ließ der Regisseur diese Welten kollidieren. Das Ergebnis kam zwar bei der Kritik gut an und nahm genug ein, um sogleich zwei Fortsetzungen zu rechtfertigen, dennoch ist es recht unbekannt.

Dass der „Darkman“ betitelte Horror-Superheldenfilm in Deutschland über 20 Jahre lang auf dem Index stand, brachte dem Film hierzulande aber zumindest einen gewissen Grad an Verruchtheit ein. Mittlerweile ist er runter vom Index und erhielt eine Uncut-Veröffentlichung in markanter Aufmachung: „Darkman“ ist in einer 2-Disc-Steelbook-Edition auf Blu-ray erschienen.

Die Edition enthält den mittlerweile ab 16 Jahren freigegebenen Film mit Liam Neeson in der Hauptrolle sowie diverse Extras, darunter den Pilotfilm zur nie verwirklichten „Darkman“-Fernsehserie. Das Steelbook erschien 2022 exklusiv im Shop des Verleihs Plaion Pictures, seit Ende Mai dieses Jahres ist die Edition auch bei anderen Händlern zu haben.

Wenn ihr auf die stilechte Verpackung und Teile des Bonusmaterials verzichten könnt: „Darkman“ ist auch als reguläre Blu-ray-Edition* sowie auf DVD* erschienen und als VOD bei Prime Video* verfügbar. Teil 2* und Teil 3*, die ohne Neeson in der Titelrolle auskommen, sind ebenfalls auf Blu-ray erhältlich.

"Darkman": Der Superrächer, der für Horror-Vergnügen sorgt

Peyton Westlakes (Liam Neeson) ist eine Koryphäe, wenn es darum geht, Verbrennungsopfern mittels synthetischer Haut zu einem neuen Antlitz zu verhelfen. Doch eines Tages wird er Opfer eines Überfalls, bei dem er mit Säure bespritzt wird. Dabei wird er nicht nur schwer verletzt, sondern auch vom Wohltäter zu einem Mann, der verbissen auf Rache sinnt. Er tauft sich nun Darkman und nutzt sein Wissen, um mit täuschend echten, wenngleich empfindlichen Masken seinen Feinden aufzulauern...

Statt eine existierende Comicvorlage zu adaptieren, ging Sam Raimi in „Darkman“ Wege, denen nur wenige Superheldenfilme folgen: Er erfand einfach seine eigene Filmwelt! Inspiriert wurde „Darkman“ insbesondere von den tragisch-finsteren Monstern aus Universal-Horrorklassikern des goldenen Hollywood-Zeitalters – jedoch ist dem Film ebenso sehr anzumerken, welche Einflüsse Raimi generell prägten.

Daher ist der zehn Jahre vor Raimis „Spider-Man“-Film entstandene Superrächer-Actioner mit plötzlicher Slapstick-Gewalt bespickt, Suspense-Sequenzen, die abrupt zu stolzer Selbstparodie werden, sowie mit finster-schaurigem Effektgewitter. Wie man es halt vom Schöpfer der „Evil Dead“-Reihe erwartet – und selbstredend absolviert sein alter Kumpel Bruce Campbell ebenso einen Gastauftritt wie das cremefarbene Oldsmobile Delta 88, das sich konstant durch Raimis Schaffen zieht.

Die wild wechselnde Tonalität verankert Raimi im Fall von „Darkman“ mit einer zum Titel wie die Faust aufs Auge passenden Licht- und Designästhetik, die sich bestens mit „Film noir in Farbe und ins Extreme verzerrt“ beschreiben lässt: Wuchtige Schatten, erdrückende Bauten, nass-forsches Wetter.

Durch diese Welt rennen allerdings Figuren, die genauso gut in einem feucht-fröhlichen Horror-Schundfilm zuhause sein könnten, und in den Actioneinlagen wird sehr drastisch herum gematscht. Daher wohl auch die über 20 Jahre lang geltende Indizierung – mittlerweile versteht der deutsche Jugendschutz diesen augenzwinkernd-albtraumhaften Rache-Actioner aber als den älteren Jugendlichen zumutbaren Spaß, als der er gedacht war.

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