Anlässlich des Kinostarts von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“ haben wir nicht nur mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Kathryn Newton und Jonathan Majors gesprochen, sondern auch mit Peyton Reed, der hier zum dritten Mal einen „Ant-Man“-Film inszeniert. Und die Gelegenheit haben wir natürlich genutzt, um dem Regisseur all die Fragen zu stellen, die uns (und vielen anderen) nach Ende des Films unter den Nägeln brannten:
Ist Kang der Eroberer wirklich tot, wie es am Ende des Films scheint? Wer sind die ganzen anderen Kangs in der Mid-Credit-Szene und was wollen sie? Und arbeiten er und Kevin Feige wirklich schon an „Ant-Man 4“, wie „Quantumania“-Produzent Stephen Broussard meinte?
FILMSTARTS: „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“ fühlt sich sehr viel größer und lauter als die vorherigen Ant-Man Filme. War das ein persönliches Anliegen für dich oder spielten dabei auch die größeren Zusammenhänge in der Multiverse-Saga eine Rolle?
Peyton Reed: Ich wollte etwas Neues machen, wenn wir einen dritten „Ant-Man“-Film drehen. Ich wollte Ant-Man und The Wasp aus ihrer gewohnten Umgebung herausreißen. Nach den Ereignissen von „Avengers: Endgame“ ruht sich Scott Lang ja ein wenig auf seinen Lorbeeren aus. Und ich fand, dass wir dem Publikum eine Antwort auf die Frage schuldig waren, wie es im Quantenreich aussieht und was Janet dort 30 Jahre lang gemacht hat.
Außerdem kam es uns als ein sehr logischer Ort vor, um Kang den Eroberer zu treffen. Er ist ja aus einem sehr bestimmten Grund dort, nämlich weil er ins Exil geschickt wurde. Und es ergab auch thematisch Sinn, weil Kang ein Bösewicht ist, der die Zeit kontrollieren kann und Scott schon immer ein zwiespältiges Verhältnis zu Zeit hatte. Sein Antrieb ist, dass er mehr Zeit mit seiner Tochter haben möchte, aber ihm kommt immer etwas dazwischen. Wir mochten die Idee, dass Held und Bösewicht ein schwieriges Verhältnis zum Thema Zeit haben.
Kang ist ein Nexus-Wesen.
FILMSTARTS: Wo du Kang schon ansprichst: Ich war sehr davon überrascht, dass Kang der Eroberer am Ende von Quantmania besiegt wurde. Kannst du verraten, ob wir diese spezielle Variante von Kang im MCU nochmal wiedersehen werden?
Peyton Reed: Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, dafür müsstest du mit der Person sprechen, die diesen Film macht: Unser Drehbuchautor Jeff Loveness arbeitet aktuell an „Avengers 5: The Kang Dynasty“.
Aber was wir an Kang mochten: Er ist ein Nexus-Wesen [ein sehr mächtiges Wesen, das in jeder einzelnen Parallelwelt des Marvel-Multiversums existiert]. Es gibt sehr viele Varianten von ihm. Wir haben Jener-der-bleibt am Ende von „Loki“ kennengelernt und am Ende unseres Films gibt es diese Szene mit dem Rat der Kangs und der ganzen Politik dahinter.
Rama-Tut, Immortus & Centurion
FILMSTARTS: Ein gutes Stichwort: Kannst du verraten, wer die dritte prominente Kang-Variante neben Immortus und Rama-Tut in der Mid-Credit-Szene ist?
Peyton Reed: Es gibt eine Version von Rama-Tut, eine Variante, die irgendwelche bionischen, mechanischen Verbesserungen hat. Es gibt Immortus. Und es gibt Centurion. In den Comics heißt er glaube ich Scarlet Centurion.
FILMSTARTS: Interessant. Ich fand nämlich, dass er ein bisschen wie Iron Lad aussah, die junge, heldenhafte Variante von Kang. Habt ihr diese Centurion-Version erfunden?
Peyton Reed: Er ist einfach eine Variante von Centurion. Wir wollten eine schnell verständliche Szene präsentieren, in der man einen Geheimen Rat sieht, ein Triumvirat von sehr mächtigen Kang-Varianten.
Und wir wollten darüber sprechen, was es bedeutet, dass Kang der Eroberer aus dem Spiel ist. Welchen Effekt hat das auf die anderen Kangs, auf den Rat der Kangs? Und was bedeutet es, dass Helden wie Spider-Man und Doctor Strange langsam auf die Existenz des Multiversums aufmerksam werden? Das ist natürlich eine Bedrohung für die Kangs, die sonst immer das Gefühl hatten, das Multiversum zu kontrollieren. Diese Dynamik wollten wir kurz und bündig etablieren.
FILMSTARTS: Gibt es denn eine Kang-Variante, die du besonders gerne wiedersehen würdest? Egal, ob in einem Film von dir selbst oder von jemand Anderem?
Peyton Reed: Ich habe ein Faible für die etwas abgefahrenen Bösewichte. Wir haben ja schon über die Rama-Tut-Variante gesprochen. Ich finde die Idee großartig, Jonathan Majors in einem dramatischen Film Rama-Tut im alten Ägypten spielen zu lassen. Er ist einfach in der Zeit zurückgereist, hat sich dort verschanzt und genießt sein hedonistisches Leben. Er taucht immer dann auf, wenn er mal gebraucht wird, er ist schließlich ein mächtiger Krieger, aber meistens sitzt er nur rum, trinkt Wein und so weiter.
Kommt "Ant-Man 4"?
FILMSTARTS: Produzent Stephen Broussard hat in einem Interview verraten, dass er mit dir und Kevin Feige bereits über einen vierten „Ant-Man“-Film gesprochen hat. Würdest du denn noch einmal Regie führen wollen und was würdest du nach dem Quantenreich gerne noch erforschen?
Peyton Reed: [lacht] Stephen hat mich nach diesem Interview angerufen und erzählt, dass er da womöglich etwas zu viel verraten hat. Als wir überlegt haben, was wir in diesem Film gerne machen wollen, gab es natürlich noch viele tolle Ideen, die nicht mehr reingepasst haben und bei denen wir dann gesagt haben: Vielleicht irgendwann in Zukunft in einem anderen Film. Es ist also noch zu früh, aber es könnte lustig werden.
FILMSTARTS: Den ersten Reaktionen in den sozialen Medien nach zu urteilen, erinnert die Quanteneben und ihre Bewohner viele Leute an „Star Wars“. War das eine bewusste Verneigung vor der weit, weit entfernten Galaxis?
Peyton Reed: Wir wollten einfach ein lebendiges Quantenreich erschaffen. Janet beschreibt es im Film als Welten-in-Welten. Wir wollten es anders machen als den Weltraum in „Guardians Of The Galaxy“ oder Asgard in den „Thor“-Filmen, sondern unsere eigene subatomare Welt erschaffen. Wie sieht es aus? Welche Kreaturen leben dort?
Jedes Mal, wenn man so eine fantastische Welt erschafft, gibt es bestimmte Orientierungspunkte, egal ob „Star Wars“, „Dune“ oder „Flash Gordon“ oder „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder Moebius. Aber vor allem wollten wir unseren talentierten Künstlern die Gelegenheit geben, ihre Zeichenmappen zu öffnen, und verrückte Ideen auszuprobieren. Dinge, die bisher nie gepasst haben, aber in der Quantenebene vielleicht schon. Dabei haben Jeff Loveness und die Konzeptkünstler sehr viel zusammengearbeitet.
FILMSTARTS: Die Cassie Lang in diesem Film unterscheidet sich stark von der Cassie aus den vorherigen Filmen. Gab es jemals eine Version von „Ant-Man And The Wasp: Quantumania“, in der wir mehr über Cassies Leben zwischen Quantumania und Avengers: Endgame erfahren haben?
Peyton Reed: Das war eine er spannenden Sache, die wir von „Avengers: Endgame“ geerbt haben: Scott hat nochmal fünf Jahre mit seiner Tochter verloren und sie ist jetzt 18 Jahre alt, obwohl Scott das Gefühl hat, dass sie noch ein kleines Mädchen ist und keine junge Frau mit einem eigenen Kopf.
In einer frühen Version des Drehbuchs haben wir überlegt, eine Art Montage zu machen, die zeigt, was Cassie in diesen fünf Jahren gemacht hat: Sie versucht mehr darüber herauszufinden, warum ihr Vater verschwunden ist, was sie zu Hank Pyms Haus geführt hätte. Dann wäre sie dort eingebrochen und hätte Hanks Tagebücher entdeckt, mit denen sie sich die Quantentechnologie beibringt, weil sie davon besessen ist, ihren Vater retten zu wollen.
Darauf gibt es auch noch eine Anspielung in der Szene im Keller am Anfang des Films. Aber wir hatten schlussendlich das Gefühl, dass wir das auch im Präsens erzählen können, ohne Rückblenden. Es war einfach eines dieser Elemente, über das wir während der Entwicklung nachgedacht haben, das wir drehen wollten, aber dann haben wir uns dagegen entschieden.
FILMSTARTS: Michael Peñas Luis ist ohne Frage einer der Fanlieblinge im MCU. Gab es mal die Idee, ihn ebenso wie David Dastmalchian zurückzubringen, der hier ja eine neue Figur spielt?
Peyton Reed: Zu Beginn der Produktion denkt man natürlich über alles nach. Aber dann findet man den Kern des Films, die Figuren und kommt an einen Punkt, an dem man merkt, dass der Film nur eine bestimmte Menge enthalten kann. Wir hatten das Gefühl, dass die Geschichte von Luis und Co. abgeschlossen ist.
Aber David Dastmalchian ist sozusagen mein Glücksbringer, ich kann keinen Ant-Man-Film ohne David drehen. Daher wollte ich David unbedingt als eine andere Figur zurückbringen und so sind wir dann schließlich bei Veb gelandet, einer wirklichen niedlichen kleinen Figur, die sehr neugierig auf Scott Lang ist. David ist ein großartiger Schauspieler und hat seine Finger überall drin: bei Marvel, bei DC, bei „Dune“...
„Ant-Man And The Wasp: Quantumania“ läuft seit dem 15. Februar 2023 in den deutschen Kinos.
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