John Woo ist einer der bekanntesten Hongkong-Regisseure die es gibt. Unvergessen sind seine Action-Balladen wie, "A Better Tomorrow" oder "Hard Boiled". Auch in Hollywood hat er längst Fuß gefasst, legendär ist sein herausragendster Film "Im Körper des Feindes". Action-Kino in Vollendung. Doch dann wurde es lange Zeit still um den Ausnahme-Regisseur. Nicht zuletzt Flops wie "Windtalkers" und "Paycheck" brachten ihn in Vergessenheit. Nun meldet sich der 63 jährige mit einer chinesischen Produktion zurück. "Back to the roots" sozusagen. Und es hat ihm keinesfalls geschadet. Mit "Red Cliff" meldet sich ein gereifter und immer noch perfektionistischer John Woo zurück.
Die Geschichte spielt in der Zeit des geteilten Reiches im Jahre 208. Dem Machthungrigen Cao Cao (Zhang Fengyi) ist es gelungen, das zerrüttete Reich wieder zu vereinen. Dabei erlange er so viel Macht, dass er den Kaiser der Han-Dynastie als Marionette benutzen kann. Das Reich ist nämlich immer noch in 3 Teile gespalten. Das Kaiserreich im Norden und 2 kleinere Reiche im Süden und Westen des Landes. Cao Cao möchte diese beiden Reiche auch unter seine Kontrolle bringen und macht sich mit seinem gewaltigen Herr auf, um das Reich im Süden unter Kontrolle von Liu Bei (Yong You) und das Reich im Westen unter Kontrolle von Sun Quan (Chen Chang) zu unterjochen. Nach anfänglichen Erfolgen von Cao Cao im Süden, schließen Liu Bei und Zhuge Liang eine taktische Allianz und vereinen ihre Kräfte am letzten Verteidigungspunkt und zwar beim Red Cliff. Es kommt zwischen beiden Heeren um einen Kampf auf Leben und Tod...
Die Geschichte wirkt sehr heroisch und wird auch so erzählt. Es geht um Heldentum und Heldentot. Dies wird aber so wunderbar erzählerisch umgesetzt, dass John Woo es schafft, aus der recht simplen Kriegsgeschichte eine wahre Tragödie zu zaubern. Leider wird es dem deutschen Filmfan vorerst verwehrt sein, das Werk in seiner Vollendung genießen zu können. Im Original ist das Werk von John Woo als Zweiteiler produziert worden, mit je einer Länge von 140 Minuten. In Deutschland erscheint auf DVD nur die gekürzte Fassung. Diese beläuft sich auf 148 Minuten. Es wurden also ganz 130 Minuten gekürzt! Deshalb ist der größte Kritikpunkt des Films, die nicht weit genug ausgebauten Charaktere. Dies ist kein Mangel an John Woo, denn die Presse die den Film in ganzer Länge sehen durfte, berichtet in dieser Hinsicht nur Gutes. Es ist wirklich schade, dass dem deutschen Kunden so wenig Vertrauen geschenkt wird, dass man ihm ein so wunderbares Historien-Abenteuer in der kompletten Fassung verwehrt. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass "Red Cliff" nicht in das Kino gekommen ist, sondern direkt auf DVD erschien.
Die Darsteller-Liste ist eine Top-Besetzung der besten chinesischen Schauspieler. Herausstechen alle auf ihre eine oder andere Weise. Allen voran wird der Film vor allem durch Tony Leung Chiu Wai ("Hero", "Infernal Affairs") und Takeshi Kaneshiro ("House of Flying Daggers") getragen. Tony Leung spielt den General Zhou Yu mit so viel Hingabe und Präsens wie er es auch schon in "Hero" tat. Dazu passt dann der ruhige und nachdenkliche Charakter von Takeshi, der den Strategen von Liu Beis Armee spielt. Zwischen beiden entsteht eine wunderbare Freundschaft, die aufgrund der geschnittenen Fassung viel zu kurz daher kommt. Aber auch alle anderen Nebencharaktere spielen ihre Rollen mehr als Souverän. Jeder der einzelnen Generäle wirkt stimmig und authentisch. Und auch die weibliche Besetzung, in Form von Wei Zhao(Shaolin Kickers) und Chiling Lin ist wunderbar gewählt.
John Woo hat die Schusswaffen gegen Schwerter getauscht und man fragt sich, warum er dies nicht schon früher getan hat. Man erkennt Woo an jeder Stelle des Filmes wieder, gereifter zwar, aber dennoch erkennbar. Vor allem im Finale, das wie seine frühen Hongkong-Werke, in Form einer Pattsituation endet. Die Schlachten sind bis in das kleinste Detail durchdacht und wirken einfach nur gewaltig auf den Zuschauer ein. Die Kämpfe selber sind untermalt mit Kamera-Drehungen und Slow-Motion-Effekten. Typisch John Woo eben. Man merkt dem Film stets an jeder Stelle an, dass er der bisher teuerste chinesische Film ist. Ein gewaltiges Schlachtenepos trifft es wohl am besten. Und was wäre ein Film von John Woo ohne Tauben? Auch in "Red Cliff" spielen die weißen Tauben wieder eine wichtige Rolle und sind damit ein bedeutendes Stilmittel.
Die Landschaften erzählen ihre eigene Geschichte. Die Optik des Films ist sehr gut gewählt und stimmig. Kamerafahrten über die grünen Wiesen oder Sonnenuntergänge hinter einem Berg, alles wird fabelhaft in Szene gesetzt. Auch bei den Schlachten verliert man stets nie den Überblick, dank der grandiosen Kameraführung. Einzig und allein die CGI-Sequenzen fallen negativ auf. Dort hat man es ein wenig übertrieben und es wirkt daher teilweise etwas künstlich. Da hätte man sich gerne weniger gewünscht. Aufgewertet wird dies allerdings wieder durch die schöne Musikuntermalung von Tarô Iwashiro.
Fazit
John Woo beweist mit "Red Cliff", dass er sich noch nicht aus der Filmwelt verabschiedet hat. "Red Cliff" ist ein gewaltiges und optisch höchst ansehnliches Schlachtenepos. Die Kämpfe sind wunderbar choreografiert und fabelhaft inszeniert, dazu präsentiert mit einer schönen Musikuntermalung. Die Charaktere sind tiefgründig und wunderbar besetzt. Nur die gekürzte deutsche Fassung verhindert, dass "Red Cliff" das Meisterwerk sein kann, dass es ist. Man kann wirklich nur hoffen, dass noch irgendwann eine ungeschnittene Fassung, auf dem deutschen Markt erscheinen wird. Dennoch ist "Red Cliff" ein äußerst ansehnlicher Film, den es sich lohnt auf DVD zu holen.