Ein Mann kommt nach 15 Jahren Gefangenschaft frei. Er schnüffelt an fremden Leuten, zettelt Schlägereien an und isst einen lebenden Tintenfisch. Es ist, als wolle er alles Leben in sich aufsaugen, das er in den letzten anderthalb Jahrzehnten verpasst hat. Doch schon bald wendet er sich der einzigen Sache zu, die ihm im Leben noch bleibt: Rache. Park- Trilogie, die Zweite.____________ Oldboy erzählt die Geschichte eines Mannes Namens Oh Dae-Su, der sich seiner Schlechtigkeit nie bewusst war. Er wird dem Zuschauer als verantwortungsloser Trunkenbold vorgestellt, der über fünf oder sechs Gläsern den Geburtstag seiner kleinen Tochter vergessen hat. Als er das nächste Mal seine Augen öffnet, ist er in einem winzigen Zimmer eingesperrt und erfährt, dass ihm Alles genommen wurde. Der Zuschauer kann gar nicht anders, als Mitleid mit Oh Dae-Su haben, der immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Choi Min-Siks Schauspiel ist nicht gerade subtil, aber seine verzerrte Mimik brennt sich für immer ins Gedächtnis ein. Auf der Suche nach seinem Peiniger erfährt Dae-Su Kapitel über die eigene Vergangenheit, die er längst vergessen hat, weil er sie für total unwichtig gehalten hat. Die Jagt nach der Rache wird Stück für Stück von Innen nach Außen gekehrt und für den Zuschauer, der nur soviel weiß wie Dae-Su, setzt sich langsam ein Bild der im Grunde banalen Ereignisse zusammen.___________ Es ist egal, wie unwahrscheinlich und konstruiert die Geschichte ist. Sie ist verdammt gut und das ist die Hauptsache. Die Motivation von Protagonist und Antagonist ist am Ende vollkommen nachvollziehbar, auch wenn sie unverhältnismäßig ist. Oldboy ist ein fiktionales Werk und erhebt keinerlei Anspruch auf Realismus. Das manifestiert sich unter anderem in der surrealen Gestaltung mancher Szenen, was dem Film einen albtraumhaften, fantastischen Einschlag gibt. Allein die grenzenlose Kreativität, die hier bei der Inszenierung bewiesen wurde, macht Oldboy bereits zu einem Meisterwerk. Was ihn ebenfalls auszeichnet, ist seine interessante Perspektive auf den Racheakt. Am Ende hat jeder das getan, was er tun wollte und trotzdem hat niemand wirklich sein Ziel erreicht. Rache wird als vollkommen destruktiv dargestellt und somit entglorifiziert. Zu guter Letzt ist Oldboy noch ein wirkungsvoller Horrorfilm. Die Gewalt ist, obwohl sie größtenteils Offscreen passiert, unheimlich intensiv. Der Zuschauer wird auch mit immensem emotionalem Leid konfrontiert, das allein von Choi Min-Siks schauspielerischer Leistung transportiert wird. Den größten „Schaden“ am Zuschauer wird aber der Schlusstwist anrichten, der zu den wenigen wirklich guten Wendungen in der Filmgeschichte gehört.___________ Oldboy ist ein ultrabrutaler Thriller, eine epische Tragödie und die perfekte Zusammenkunft von Film- Handwerk und Filmkunst.