Mein Konto
    Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling
    Von Ulf Lepelmeier

    Kim Ki-Duk, dessen Film „Samaria“ im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale zu sehen war und dort den Silbernen Bären für die beste Regie erhielt, ist mit „Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling“ ein ruhiger, meditativer Film gelungen, der in atmosphärischen Bildern den unaufhaltsamen Lauf der Zeit, den ewigen Kreislauf allen Lebens skizziert.

    Niemand ist immun gegen die Mächte der wechselnden Jahreszeiten und den jährlich wiederkehrenden Zyklus von Geburt, Wachstum und Verfall. Auch nicht der alte Mönch (Yeong-Su Oh) und sein Schüler (Jong-Ho Kim), die sich eine Einsiedelei teilen, welche inmitten eines von Bergen umgebenen Sees liegt. Während um sie herum die Jahreszeiten ihren Lauf nehmen, ist jede Lebensphase der beiden Mönche von einer Intensität durchdrungen, die sie zu einer tieferen Spiritualität führt – und in eine Tragödie. Denn auch ihnen ist es nicht möglich, sich dem Strudel des Lebens zu entziehen, den Begierden, dem Leiden und den Leidenschaften, die von uns allen Besitz ergreifen.

    Dem Titel entsprechend besteht der Film aus fünf Episoden, die alle damit beginnen, dass sich – einem Theatervorhang ähnlich - eine Tür öffnet und so den Blick frei gibt auf einen kleinen See, in dessen Mitte sich ein Tempel befindet. Ist das Knarren der Tür verstummt, kommen die wunderschöne Landschaft und die Stimmen der Natur zur vollen Geltung. Der ältere buddhistische Mönch lebt mit seinem jungen Schüler in einem scheinbar von der Außenwelt abgeschnittenen Idyll im Einklang mit der Natur und mit sich selbst. Doch der unter den Augen des Mönchs heranwachsene Junge wird erst einen schwierigen Reifeprozess, einen steinigen Lebensweg hinter sich bringen müssen, bevor er seine Bestimmung erkennt und sein inneres Gleichgewicht findet. Analog zum Zyklus der Jahreszeiten rollt der Regisseur das Leben des Schülers auf: Von der Neugier des Kindes bis zur ersten Liebe, von Verstrickung in Eifersucht und Schuld bis zur kontemplativen Abgeklärtheit des Alters. Dabei werden dem Zuschauer aber immer nur die Geschehnisse, die sich direkt am See ereignen, vor Augen geführt. Durch das Beschränken auf einen Schauplatz, kommt zwar der Jahreszeitenwandel noch deutlicher heraus, wird der Film aber in seiner ohnehin schon bedächtigen Geschwindigkeit noch gemächlicher.

    Selbst die Romanze im Sommer oder die qualvollen Gefühlsausbrüche im Herbst scheinen angesichts der meditativen Kulisse an Intensität einzubüßen. Der stille Bergsee spiegelt die Grausamkeiten der Welt scheinbar nur gebrochen wider und entzieht ihnen ihre Wichtigkeit. Vielleicht soll die spirituelle Ruhe, welche den gesamten Film durchzieht, dem Zuschauer die Nichtigkeit allen menschlichen Strebens vor Augen führen. Die Schauspieler sind passend gewählt, fallen aber weder positiv noch negativ auf, was auch daran liegen mag, dass die Dialoge äußerst spärlich gesät sind. Erwähnt sei hierbei, dass Kim Ki-Duk es sich nicht nehmen ließ, den reifen Mönch im „Winter“ sowie „...im Frühling“ selbst zu verkörpern.

    Auch ist der Film so wie der Ablauf der Jahreszeiten vorhersehbar, wobei dies auch im Interesse des Regisseurs liegen könnte, ist doch die Prämisse des Films, dass sich das menschliche Leben immer wieder auf gleiche bzw. ähnliche Weise wiederholt. Als der junge Schüler auszieht, um seiner Liebe zu folgen, gibt der Mönch ihm zu verstehen, dass seine Begierde nur zur Abhängigkeit und schließlich zu Rachegedanken führen könnte. So nimmt er seinem Schutzbefohlenem sein Schicksal schon vorweg. Insgesamt ist „Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling“ ein beschaulicher, poetischer Film, der anhand einer universellen Geschichte den Lauf des Lebens nachzeichnet, der dem Zuschauer aber abverlangt sich auf seine ruhige Inszenierung einzulassen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top