Altmeister Akira Kurosawa hat in seinem langen Leben einige Meisterwerker gedreht. Mit "Ran" drehte er sein letztes Meisterwerk. Das feudale Japan im 16. Jahrhundert: Großfürst Hidetora Ichimonji hat sein Territorium mit äußerster Brutalität ausgeweitet. An der Spitze seiner Macht hat ihn jedoch die Zeit eingeholt. Als er während einer wichtigen Besprechung mit seinen ehemaligen Feinden einschläft, beschließt er seine Macht an den ersten seiner 3 Söhne weiterzugeben.
Die Nachricht verursacht rasch hitzige Diskussionen zwischen den Brüdern. Besonders der Jüngste, Saburo, hat für seinen Vater nichts weiter übrig als Spott. Schlimmer jedoch, Saburo prophezeit seinem Vater die Apokalypse über sein Reich! Vor lauter Zorn verbannt Hidetora seinen Sohn Saburo aus dem Reich.
Die ehemaligen Feinde, jetzt von Hidetora unterdrückt, wittern die Gelegenheit, um die Macht der Familie Ichimonji ins Wanken zu bringen...
"Ran" geht etwas mehr als 2,5 Stunden lang und ist nicht gerade ein zugänglicher Film. Wer jedoch die nötige Geduld und das Interesse an diesem "Theaterstück" mitbringt, wird mit einem gewaltigen Epos belohnt. Wer jetzt jedoch ein hollywood´chen Spektakel á la "Troja" oder "Gladiator" erwartet, der wird enttäuscht werden. Zwar brilliert Kurosawas Meisterwerk mit bildgewaltigen Schlachten, der Fokus liegt jedoch eindeutig auf den Streit der Familie Ichimonji. Diese ist nämlich rein fiktiv. Kurosawa bedient sich hier an der Shakespear´s Geschichte "King Lear". Und das wiederum ist der große Reiz des Films. Wie schafft es Kurosawa eine europäische Geschichte in das feudale Japan zu übertragen? Die Antwort ist ganz eindeutig: meisterhaft! Es ist so spannend mit anzusehen, wie die einst so innigen Brüder sich zerstreiten. Wie ihnen Lügen ins Ohr getrüffelt werden. Besonders hervorzuheben ist die Figur der Kaede. Sie ist mit dem ersten Sohn, Taro, verheiratet und sie verfolgt ein ganz eigenes Ziel. Und für dieses nachvollziehbare Ziel tut sie wirklich alles.
Nebenbei zeigt uns Kurosawa immer wieder opulente Bilder, wenn Hidetora durch das Land streift. Interessant ist auch, wie Kurosawa die philosophische Note bei der Wanderung einbaut. Wie eingangs erwähnt, hat Hidetora seine Macht mit äußerste Brutalität erobert. Von seiner grausamen Vorgehensweise wird er immer wieder eingeholt. Höhepunkt ist natürlich die immer wieder komödiantischen Kommentare seiner Begleitung. Die ihn immer wieder daran erinnert, dass er an der Misere doch selbst schuld trägt.
Besonders hervorzuheben sind natürlich die großangelegten Schlachten. Jede Partei zieht unter dem eigenen Banner (rot, blau und gelb) in den Kampf. Als neutraler Zuschauer hilft es im Chaos die Parteien auseinander zu halten. Zum anderen sieht es einfach nur brillant aus! Immer wieder fragte ich mich, wie man all diese Kämpfe choreografiert hat. Da sehen heutige CGI-Filme nicht ansatzweise so schön aus.
FAZIT: Kurosawa hat viele Meisterwerke gedreht- Ran darf sich definitiv dazugesellen. Ein bildgewaltiges Epos mit einer sehr interessanten Geschichte, eindrucksvoll gespielt. Natürlich muss man sich auf das langsame Tempo einlassen, aber es lohnt sich allemal.