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    The Strangers: Chapter 1
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Strangers: Chapter 1

    Zu sehr in Richtung "Halloween" geschielt

    Von Christoph Petersen

    Der Home-Invasion-Thriller „The Strangers“ hat 2008 nicht nur fast das Zehnfache seines Budgets an den Kinokassen eingespielt, sondern sich seitdem auch einen geradezu notorischen Kultstatus unter Horror-Fans erarbeitet. Einer der zentralen Gründe neben den ikonischen Masken des titelgebenden Killer-Trios ist dabei mit Sicherheit die niederschmetternde Simplizität des Regiedebüts von Bryan Bertino („Play – Tödliches Spiel“). Von den Opfern nach ihrem Motiv gefragt, antwortet Dollface nur: „Weil ihr Zuhause wart.“ Ein an Nihilismus kaum noch zu übertreffendes Tiefschlag-Finale für einen Film, der auch zuvor schon nur Terror ohne Bullshit bietet – und dabei auch noch einige der effektivsten Jump Scares der jüngeren Horror-Historie einstreut.

    Nach der späten und gar nicht mal schlechten Fortsetzung „The Strangers: Opfernacht“ von 2018 hat sich nun niemand Geringeres als „Stirb langsam 2“-Regisseur Renny Harlin das Franchise vorgeknöpft. Aber statt eines einfachen Sequels, Remakes oder Reboots liefert er nun direkt eine komplette Trilogie: Nach „The Strangers: Chapter 1“ folgt „The Strangers: Chapter 2“ ebenfalls noch in diesem Jahr, bevor dann 2025 mit „The Strangers: Chapter 3“ das Finale ansteht. Doch schon diese (zu) ambitionierten Pläne deuten darauf hin, dass der „Cliffhanger“-Maestro womöglich nicht ganz verstanden hat, was den spezifischen Reiz der „Strangers“-Filme ausmacht – und tatsächlich erweist sich nun gerade das wenig überzeugend auf den zweiten Teil überleitende Finale von „Chapter 1“ als schwächster Teil des Films.

    LEONINE
    Maya (Madelaine Petsch) ist sich sicher, dass sie nicht länger allein im Haus ist.

    Auf einem Roadtrip zur Feier ihres fünfjährigen Beziehungsjubiläums legen Maya (Madelaine Petsch) und Jeff (Ryan Bown) einen Zwischenstopp irgendwo im Nirgendwo ein: Im örtlichen Diner in Venus, Oregon sorgt schon die Nachfrage nach einer vegetarischen Alternative für Irritationen. Als dann auch noch der Wagen nicht mehr anspringt, scheint sich der entspannte Kurzurlaub endgültig erledigt zu haben – denn für ein so modernes Städter-Auto hat der örtliche Mechaniker Rudy (Ben Cartwright) natürlich keine Ersatzteile vorrätig.

    Zum Glück gibt es aber ein lokales Airbnb-Angebot – und das entpuppt sich als zwar einsam im Wald gelegene, aber ziemlich große und stilvoll eingerichtete Hütte. Gerade, als doch noch ein bisschen romantische Stimmung aufkommen will, klopft ein mysteriöses Mädchen mit markerschütternder Aggressivität an der Tür: „Ist Tamara hier?“

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    Fans der Reihe wissen natürlich, dass die sinnfreie und gerade deshalb so verstörende Frage nach Tamara nur ein erster Terror-Vorgeschmack ist, bevor Dollface, Scarecrow und Pin-Up Girl schließlich persönlich auftauchen – und zwar im Haus, wo sie plötzlich geräuschlos hinter den noch ahnungslosen Protagonist*innen vorbeihuschen. Manchmal verharren die Strangers auch regungslos im Hintergrund und es dauert einige Sekunden, bis sich die Augen des Publikums ausreichend an die dunkle Umgebung gewöhnt haben. Das sind auch in „The Strangers: Chapter 1“ wieder die besten Szenen, gerade in einem gut gefüllten Kino, wo man anhand der Reaktionen der Zuschauer*innen live mitverfolgen kann, wer die Gefahr bereits entdeckt hat und wer noch nicht – als würde der gesamte Saal gemeinsam eine FSK-18-Variante eines „Wo ist Walter?“-Wimmelbuches* spielen.

    LEONINE
    Die Strangers terrorisieren ihre Opfer, bevor sie schließlich zur Tat schreiten.

    „The Strangers: Chapter 1“ startet mit einer wahnsinnig generischen Texteinblendung, die vermutlich selbst ChatGPT zu fade und beliebig gewesen wäre: „Laut dem FBI werden in den USA jedes Jahr 1,4 Millionen Gewaltverbrechen begangen. Das ist eines alles 26,3 Sekunden. Dies ist eines der brutalsten davon.“ Immerhin wusste da jemand, wie man einen Taschenrechner bedient. „Deep Blue Sea“-Mastermind Renny Harlin hat handwerklich sicherlich einiges drauf. Am Ende kopiert er aber trotzdem nur die erprobten Stilmittel der Reihe – und selbst wenn die noch immer funktionieren, erreicht er doch nie die Qualität des Originals. Auch weil mit „Riverdale“-Star Madelaine Petsch eine veritable Scream Queen im Zentrum steht, erzeugt der Film zumindest in den Szenen in der Jagdhütte dennoch einen ansprechenden Terror-Level, bevor sich die Handlung zunehmend in den weitläufigen Wald verlagert, wo die Anspannung direkt spürbar abfällt.

    Auch Mayas Asthma, sowieso schon eines der müdesten Horror-Klischees überhaupt, verliert als Spannungs-Motor jeglichen Antrieb, wenn sie zum x-ten Mal ihren Inhalator sucht. Aber kommen wir stattdessen lieber zum Besonderen von „The Strangers“, nämlich dem absoluten Nihilismus, mit dem einen das Original nach all den ausgestellt sinnlosen Terror-Taten in die dunkle Nacht entlässt. Nur geht das in dieser kompromisslosen Konsequenz natürlich nicht, wenn man im selben Moment auch noch den Grundstein für einen zweiten und dritten Teil legen muss: Kein Grund zum Verzweifeln, schon in wenigen Monaten geht es weiter und dann kriegen die Strangers womöglich doch noch ihr Fett weg. Schön und gut, aber dieser Ausblick raubt dem finalen Niederschlag leider seinen ganzen Punch.

    Fazit: Nach dem Vorbild von David Gordon Greens wahnsinnig rentabler „Halloween“-Trilogie ist der „The Strangers“-Reboot direkt auf drei Teile angelegt. Aber für solche übergreifenden Erzählungen ist das titelgebende Trio, das bisher vor allem mit purem No-Nonsense-Terror punkten konnte, einfach nicht ausgelegt. Darunter leidet nun auch „The Strangers: Chapter 1“, dessen Finale so nicht mal ansatzweise eine ähnliche Kraft entwickelt wie das nachhaltig niederschmetternde Original. Da helfen auch ein zwischenzeitig durchaus ungemütliche Sphären erreichender Anspannungs-Level und Madelaine Petsch als vielversprechende neue Scream Queen nur bedingt.

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