Wohlfühlkino, bei dem man sofort Lust auf Törtchen bekommt
Von Karin JirsakLiebe und Kuchen – das geht ja eigentlich immer! Und was für ein Film sollte aus diesen gefälligen Zutaten wohl werden, wenn nicht ein Foodporn-Feelgood-Movie? Nett und appetitanregend ist es auf jeden Fall, was uns Regisseurin Eliza Schroeder da in ihrem Spielfilmdebüt kredenzt, allerdings auch ziemlich einfach gestrickt, frei nach der Devise: Friede, Freude, Erdbeerkuchen – was will man mehr? Als kleiner Augenschmaus für zwischendurch eignet sich „Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat“ dennoch. Erzählt wird die Geschichte eines Powerfrauen-Trios, das eine Bruchbude im Londoner Stadtteil Notting Hill in eine Wohlfühloase für Törtchenfreunde verwandelt, kollektive und individuelle Selbstfindung inklusive.
Drei Generationen, ein großer Verlust: Als Sarah (Candice Brown) kurz vor der Eröffnung ihrer eigenen Bäckerei ums Leben kommt, lässt sie ihre 19-jährige Tochter Clarissa (Shannon Tarbet), ihre Mutter Mimi (Celia Imrie) und ihre beste Freundin Isabella (Shelley Conn) verzweifelt zurück. Was soll nun aus dem Laden werden, der Sarahs großer Lebenstraum war? Clarissa überzeugt Isabella, die Konditorei trotzdem zu eröffnen und das Geschäft ihrer Mutter zu Ehren „Love Sarah“ zu taufen. Eine Investorin, die auch gleich mit anpackt, ist mit Oma Mimi schnell gefunden. Und dann steht mit Sarahs Jugendfreund Matthew (Rupert Penry-Jones) auch noch ein begnadeter Bäcker vor der Tür, der für den kreativen Input sorgt. Aus welchem Grund der geläuterte (?) Frauenheld allerdings den Weg zu ihnen gefunden hat, ahnen die drei Frauen zunächst nicht...
Drei Generationen retten gemeinsam eine Konditorei!
Dass die Regisseurin nicht nur tatsächlich selbst, sondern offenbar auch sehr gern in Notting Hill lebt, merkt man dem Film in jeder Szene an; ebenso die Tatsache, dass Eliza Schroeder Erfahrung in der Werbebranche hat – und das ist an dieser Stelle gar nicht negativ gemeint. Mithilfe der Kameraarbeit von Aaron Reid gelingt es ihr, ein visuell stimmiges Ganzes aus Bildern ihrer Londoner Nachbarschaft und schmackhaft in Szene gesetzten internationalen Köstlichkeiten zu zaubern. Zubereitet werden diese von drei Damen, die durch eine Tragödie an den Ort des Geschehens geführt werden, wo sie erwartungsgemäß nicht nur zusammen, sondern auch, jede auf ihre ganz eigene Art, zu sich selbst finden. Und, ach ja, die Liebe als „wichtigste Zutat“ fehlt natürlich auch nicht. Gerade hier hakt es aber leider, denn die zentrale Lovestory versprüht entschieden zu wenig Romantik und Charme und ist zudem völlig frei von Überraschungen und besonderen Momenten.
Auch über Sarah, immerhin Titelheldin und Namenspatronin der Konditorei, erfahren wir nicht viel Interessantes. Zu Beginn des Films wird in einer kurzen Sequenz angedeutet, dass Sarah bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen ist. Ansonsten gibt es da nur Andeutungen, etwa dass sie ein aus schwammigen Gründen schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter hatte und dass ihre Tochter Clarissa ihr in nicht näher bestimmter Weise (na sowas) ähnlich ist, was ebenso vage auch für Mimi als Mutter behauptet wird. Da es in dem Film auch um die Bewältigung von Trauer geht, hätte man schon gerne etwas mehr über Sarahs Verhältnis zu den Protagonistinnen erfahren – hier hätten sich etwa kurze Rückblenden angeboten.
Wer da keinen Heißhunger auf Törtchen bekommt...
So wird das Trauerthema nur angedeutet. Aber darum geht es Schroeder im Grunde auch nicht, sondern vielmehr um die nach dem Verlust durch ein gemeinsames Projekt ziemlich schnell wieder aufkeimende Lebensfreude der drei Frauen. Ernsthafte Konflikte oder Schwierigkeiten gibt es auf dem Weg zum unvermeidlichen Happy End kaum, weder untereinander noch mit dem Geschäft. Wenn sich dem Trio doch einmal ein Steinchen in den Weg legt, wird es eben ruckzuck in Zuckerguss und Schokoladenmousse verwandelt.
Wirklich spannend ist das alles nicht, macht aber schon ganz gute Laune, was neben den Törtchen vor allem dem knorrigen Witz von Celia Imrie („Mamma Mia! Here We Go Again“) und der natürlichen Spritzigkeit von Shannon Tarbet („Colette“), die als einzige auch als Trauernde eine überzeugende Vorstellung liefert, zu verdanken ist. Und die Moral von der Geschicht': Zusammen geht alles leichter von der Hand – wer hätte das gedacht!
Fazit: Ganz herzig und appetitlich anzusehen, am Ende bleibt von dem konfliktarmen Wohlfühlfilm mit hübschem Notting-Hill-Flair aber auch nicht mehr hängen als von einem luftigen Baiser-Törtchen.