Die junge Dani verliert ihre ganze Familie. Ihre bipolare Schwester kommt mit dem Leben nicht mehr klar und begeht erweiterten Selbstmord durch Kohlenmonoxid. Die Eltern reißt sie mit in den Tod. Der ungemeine Schmerz über diesen Verlust und das Gefühl plötzlich alleine auf dieser Welt zu sein, raubt Dani fast den Verstand. Ihr einziger verbliebener Halt auf der Welt ist ihr Freund Christian. Allerdings kriselt die Beziehung schon vor dem Unglück und erweist sich in der Folge als überaus brüchig.
Ein paar Monate vergehen. Dani kommt etwas besser zurecht, aber ist lange nicht über den Berg. Noch immer wird sie von Panikattacken und Weinkrämpfen geplagt. Christian beschließt, mit ein paar Studienfreunden nach Schweden zu reisen, um das Midsommar-Fest in einer Dorfgemeinschaft zu erleben. Einer der Studienfreunde ist der sanfte gutmütige Pelle. Er kommt von dort und läd die Freunde ein. Dani begleitet überraschenderweise die Männergruppe.
In Schweden auf dem Lande angekommen beginnt ein Horror-Trip sondergleichen an dessen Ende Danis Selbstbefreiung steht. Pelles Dorfgemeinschaft, seine ‚Familie‘ wie er es nennt, ist eine Sekte von abgefahrenen Spinnern, die irgendwo im Off ein von strengen Regeln und Riten eingefasstes Leben führen. Sie bereiten sich auf ein Midsommar-Fest vor, das neun Tage dauern soll. Einem uralten aus Wikingertagen übermittelten Mythos und einem stringenten Plan von Selbstgeißelung und Opfergaben folgend, versuchen sie sich vom Ballast des Lebens zu säubern und die Geister zu besänftigen. Da kommen ihnen die Gäste aus den USA und ein weiteres Pärchen aus UK gerade recht, um die Schlachtplatte anzurichten und zu vervollständigen.
Da ich aus der Serie ‚Vikings‘ eine äusserst brutale und verstörende Folge in reger Erinnerung behalten habe, die sich genau um dieses in Midsommar zelebrierte rituelle Opfer-Fest dreht, wusste ich schon früh, was mich erwarten würde. Drogenrausch, Tanzwut, tierische und menschliche Opfergaben, krude sexuelle Rituale und eine Brutalität, die aus heutiger Sicht und verglichen mit heutiger Weltanschauung ihresgleichen sucht.
Ein uraltes Ritual aus der Wikingerzeit, das die alten Götter besänftigen und die Seelen der Überlebenden stärken, vom Ballst der Trauer befreien und den Zusammenhalt der Gruppe durch persönliche Opfergaben stärken sollte, wird in die heutige Zeit übertragen. Mich würde gar nicht wundern, wenn Regisseur Ari Aster seine Inspiration für seinen zweiten Horror-Film nach The Heriditary aus genau dieser Folge der Vikings gezogen hat.
Was wäre, wenn die Menschheit sich zwar technisch weiterentwickelt aber die Rituale und Regeln unserer Vorfahren beibehalten hätte? Immer dann, wenn wir mit Lebensanschauungen und Ritualen anderer oder vergangener Kulturen konfrontiert werden, die sich mit unseren ethischen und moralischen Vorstellungen nicht decken, sind wir angewidert, schockiert und wenden uns mit Grausen ab. Und genau in diese Kerbe schlägt Ari Asters Axt. Midsommar ist tief verstörendes Genre-Kino, das nicht für jederman gemacht ist.
Midsommar ist anstrengend. Midsommar ist eine überaus unangenehme Erfahrung. Midsommar ist gewalttätig, sexistisch, drogengetränkt und völlig gnadenlos. Midsommar ist abstoßend und auf erschreckende Weise faszinierend zugleich. Und so hat mich der Film bis in meine Träume verfolgt. Der Film war vorbei, die Verarbeitung des Horrors dauerte wohl etwas länger und spielte sich in meinem Unterbewußtsein ab.
Krasser Film. Wenn man eine gewisse Leidensfähigkeit besitzt und bereit ist sich auf einen Horror/Drogen Trip der gnadenlosen Art einzulassen, dann kann ich den Film nur empfehlen. Alle anderen sollten die Finger davon lassen…