Eigentlich ist das ja eine nette Idee und auch die Umsetzung mit einem ausgebauten Schulbus ist zumindest charmant. Aber trotzdem habe ich mich die meiste Zeit gefragt, wie es etwas derart Substanz- und Inhaltsloses und dazu oft auch technisch Ungenügendes zu einem Dienst wie Netflix, wo der Film seit einer Weile gelistet ist, schaffen kann.
Der größte Kritikpunkt gleich vorab: Wie man einen Hund derartigem Stress aussetzen kann, ist mir rätselhaft. Ich habe selber einen Berner Sennenhund. Scheint dem die Sonne bei uns (Capslock an) IN DEN BERGEN (Capslock aus) fünf Minuten auf den Pelz fängt er an zu hecheln. Dass ein Berner und Hitze nicht die besten Partner sind, das weiß man. Das soll kein Vorwurf sein, dass die beiden Protagonisten ihren Rudi nicht lieben. Aber es zeugt von Naivität und auch davon, dass man sich nicht damit auseinander gesetzt hat, was solch ein Hund wirklich bedeutet, was er braucht und was nicht. Artgerecht ist das nicht. Bisweilen grenzt das an Tierquälerei.
Da sind wir auch beim Punkt Naivität. Eine Reise nicht zu planen, finde ich gut. Selber schon gemacht und die Irrungen und Wirrungen, die man erlebt, sind toll. Manches verpasst man dadurch, was ob der gemachten Erfahrungen und Entdeckungen aber egal ist. Bei einem Film, für den ein derartiger Aufwand betrieben wurde, gilt das freilich nicht. Zumindest ist meine Herangehensweise da eine gänzlich andere.
Das zeigt sich dann leider auch bei der Story. Eine ganz grobe Storyline lässt sich ausmachen, über den Tiefgang eines Teasertrailers geht die aber nicht hinaus. Stattdessen Bilder von Straßen. Bilder vom wackelnden Sitz. Aber irgendwas, was fernab der packenden Krankheitsgeschichte rund um den Hund wirklich abkommt oder berührt? Fehlanzeige! Stattdessen bleibt nur der Eindruck, dass hier nur das Lebensgefühl des Instagrammers in knapp 90 Minuten Film gepackt wurden, die von schönem Ort zu schönem Ort reisen, dort ein paar Fotos für den Account machen und weiter geht die wilde Fahrt. Die Charaktere und die Orte lernt man dabei leider überhaupt nicht kennen. Warum wurde nicht zum Beispiel viel mehr Bezug auf die Musik von ihr gelegt? Das wurde am Anfang kurz angesprochen, ihre Musik ist zugleich Soundtrack des Films, aber warum ist sie nicht mal beim Musikmachen, beim Schreiben oder oder im Film zu sehen? Zur Musik später mehr.
Was mich gerade im ersten Teil des Films wirklich massiv gestört hat, war die schlechte Qualität der Aufnahmen. Ja, die Bilder sind meist gelungen. Die Kameraeinstellungen passen. Die Motive sind gut gewählt. Aber warum hat man bei 40.000 € die der Umbau des Busses gekostet hat oder bei den 80 $, die alle zwei Tage an Sprit in den Tank gepumpt werden, nicht 10 € für einen Blasebalg investieren können, der den Sensor der Kamera von lästigen Schmutzpartikeln befreit??? Wenn das Kameragewackel der ersten Hälfte des Films dann auch noch Absicht ist und der Film so einen Found Footage Charakter bekommen soll, verstehe ich nicht, warum es in der zweiten Hälfte plötzlich nicht mehr so ist, die Bilder viel klarer und ausgewogener wirken. Dazu lässt sich an vielen Ecken und Enden sehen, dass auch grundsätzliches Filmhandwerk oft nicht vorhanden oder berücksichtigt ist.
Kommen wir also noch einmal auf ein Handwerk zu sprechen, von dem man im Film leider nichts sieht, das die Protagonistin aber hervorragend versteht: Die Musik. Die ist durchgehend toll und das ist mir das Anschauen des Films tatsächlich wert und die wird bleiben. Auch toll: Der Ausbau des Busses ist zwar klischeehaft, aber es sieht gut aus. Wie praktisch das ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. Und noch toller: Gott sei Dank hat der arme Rudi diese Tortur überstanden und überlebt.
Fazit: Was bleibt also? Eine gute Idee, nette Protagonisten und nicht wenig Budget reichen trotzdem nicht, um einen guten Film zu machen. Schade um die investierte Zeit, aber doch interessant, wie weit es eine gute Idee trotz mangelhafter Umsetzung schaffen kann.