Ich schaue mir grundsätzlich fast alles an, was in kleinen Programm-Kinos läuft. Manches ist wundervoll, vieles OK, einiges schlecht, aber bisher hatte ich es NOCH NIE, dass ich es geradezu als Frechheit empfand, dass ein Streifen überhaupt im Kino läuft - das hat "Expedition Happiness" nun geschafft. Warum? Ganz einfach.
Da fährt ein attraktives junges Pärchen mit einem fantastisch ausgebauten Bus-Wohnmobil durch Amerika und zeigt uns seine Reisebilder. Ein ständiges "Ach, wie ist das so toll hier, geil, großartig, cool, ein Wasserfall, die Berge, ein See, meine hübsche Freundin, kochen im Bus"... und that's it. Sonst gibt es NICHTS, keine Reflexion, keine Gedanken, keine Poesie, keine Spannung, was auch immer.... schlicht NICHTS außer purer Oberfläche und Gähnen. Das ist genauso unspannend wie die 300 Polen-Urlaubsfotos, die mein Kumpel Karsten kürzlich mitbrachte.
Vor einigen Wochen sah ich (auf Amazon Prime) die Dokumentation "Gernstls Reisen" (muss aus den 80ern sein). Da fahren drei Fernsehleute mit einem alten VW-Bus quer durch Deutschland und filmen, was ihnen unterwegs so an kleinem Leben über den Weg läuft und ins Auge (und Herz) fällt - es menschelt, es wird nachdenklich, es ist anrührend schön. Das ist großartig. Expedition Happiness hingegen ist zum Weglaufen. Habe ich dann auch getan: bloß raus aus dem Kino nach 40 Minuten! Schade ums Eintrittsgeld. Aber so habe ich wenigstens noch etwas Lebenszeit retten können. Oh Mann.