Als Anfang Juni das Gelände des Musikfestivals „Rock am Ring“ aufgrund einer Terrorwarnung evakuiert werden musste, gingen anschließend Videoaufnahmen von singenden Rockmusik-Liebhabern viral, in denen lautstark bekundet wurde: „Eins kann uns keiner nehmen und das ist die Lust am Überleben!“. Die gemeinschaftliche Trotzreaktion auf den Terror und seine Folgen war nicht nur ein politisches Signal, sondern zeigte auch die verbindende Kraft der Musik. Ob Mann oder Frau, schwarz oder weiß, Europäer, Asiate oder Afrikaner – alle haben in den Chor eingestimmt. Der Moment wäre ganz nach dem Geschmack von Regisseur und Drehbuchautor Duane Adler gewesen, schließlich ist er überzeugt, dass sich über die Musik und den Tanz Brücken bauen lassen, denn genau davon erzählt er in seinem Tanzdrama „Heartbeats“: Er lässt die US-amerikanische und die indische Kultur erst gleichsam aufeinanderprallen und schließlich metaphorisch miteinander verschmelzen. Ganz auf der Höhe der hehren Ambitionen ist die recht seichte Geschichte zwar nicht, aber für ein paar nette Moves und einen Hauch Romantik reicht es allemal.
Kelli (Krystal Ellsworth) ist eine begnadete junge Tänzerin, die es gerade in die nächste Runde einer bekannten Tanzshow geschafft hat. Doch seit ihr Bruder auf dem Weg zu ihrer Tanzstunde bei einem Autounfall ums Leben kam, steht ihre Mutter Michelle (Daphne Zuniga) der Leidenschaft ihrer Tochter kritisch gegenüber. Für ihren Mann Richard (Paul McGillion) und sie steht fest: Kelli sollte die Tanzerei aufgeben und stattdessen Jura studieren. Um ihr diesen Plan schmackhaft zu machen, nehmen sie die junge Frau mit nach Indien, wo die Hochzeit eines Arbeitskollegen von Richard stattfinden wird. Kelli ist zunächst alles andere als begeistert von der Idee, doch in der Hauptstadt Mumbai lässt sie sich schnell von der Leidenschaft der Gastgeberfamilie bei den Hochzeitsvorbereitungen anstecken. Hier trifft sie auch auf den charismatischen Choreographen Aseem (Amitash Pradhan), der sofort das in Kelli schlummernde Talent erkennt und sie in die Welt des indischen Tanzes einführt. Der Urlaub wird für die beiden zur aufregendsten Zeit ihres noch jungen Lebens…
Duane Adler ist kein Anfänger auf dem Gebiet der Tanzromanze. Er schrieb die Drehbücher zu Genre-Klassikern wie „Save The Last Dance“ oder „Step Up“ und gab sein Regiedebüt mit „Born to Dance – Zwei Herzen. Ein Beat“. Insofern verwundert es auch nicht, dass Adler die genreübliche Dramaturgie voll und ganz verinnerlicht hat und ihr auch bei „Heartbeats“ bis ins Detail folgt: Der familiäre Konflikt, das Dance-Battle, die Lovestory, die Zickerei mit der Konkurrenz und das alles entscheidende Tanzfinale – alles findet sich hier wieder. Dabei fallen ausgerechnet die Tanzszenen vergleichsweise unspektakulär aus, was aber auch seine Vorteile hat, denn hier hat man stets das Gefühl, die vorgeführten Moves wären so tatsächlich möglich. Überhaupt besticht „Heartbeats“ – nicht zuletzt auch dank der angenehm natürlich wirkenden Hauptfiguren – durch eine sympathische Bodenständigkeit.
Auch der erwähnte Culture-Clash tut dem Film gut. „Heartbeats“ gibt uns ausgiebige Einblicke in die Welt des indischen (Hochzeits-)Tanzes und bringt uns die Faszination dieser Kunst näher. So bekommt man neben den typischen Hip-Hop-Schritten auch mal etwas völlig Anderes zu sehen, bevor die zwei Stile im großen Finale schließlich stimmig zusammengeführt werden. Trotzdem wirkt die dramaturgische Klammer um Kellis Teilnahme an einem Tanzwettbewerb in ihrer Heimat Amerika so, als wäre sie erst nachträglich in den Film eingebaut worden. Sowohl der Prolog mit der Einführung der Hauptfigur, als auch das Hochglanz-Finale stehen in extremem Kontrast zu den „dreckigen“ Sepia-Bildern von Mumbai, was zumindest am Ende dem Gedanken des Vereinens von Gegensätzen widerspricht. Die gut miteinander harmonierenden Hauptdarstellern Krystall Ellsworth (tanzte bereits in Filmen wie „La La Land“, „Die Unfassbaren 2“ und „Liberace“) und Amitash Pradhan („Bruce Lee – The Fighter“) schweben allerdings gleichsam über solche Einwände hinweg zum Happy End.
Fazit: Mit der Idee, Bollywood auf Hollywood treffen zu lassen, sorgt Regisseur Duane Adler für das gewisse Etwas in seinem Tanzdrama „Heartbeats“. Doch abgesehen davon verlässt der „Step Up“-Autor sich allzu sehr auf die typischen Klischees des Genres.