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    Kickboxer 2: Die Abrechnung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Kickboxer 2: Die Abrechnung
    Von Björn Becher

    Mit vielen Hommagen an den Original-Klassiker mit Jean-Claude Van Damme und vor allem einigen stark choreografierten und auch abwechslungsreichen Actionszenarien avancierte das als Auftakt einer Trilogie konzipierte Remake „Kickboxer: Die Vergeltung“ zum kurzweiligen Vergnügen. Beim Sequel „Kickboxer: Die Abrechnung“ übernahm nun Produzent und Co-Autor Dimitri Logothetis, der ohnehin die treibende Kraft hinter dem Projekt ist, selbst den Regieposten. Ein Fehler! Logothetis, der in den 1990er Jahren Rohrkrepierer wie „Body Shot – Ums nackte Überleben“ und „Passion Overkill – Lust die tötet“ inszenierte, verzettelt sich völlig dabei, eine durchgehende Linie zu finden. Der Versuch, ähnlich Abwechslung wie beim Vorgänger einzubauen, sorgt für eine ganze Reihe kruder, tonal überhaupt nicht zusammenpassender Actionszenen, die teilweise auch noch richtig schlecht in Szene gesetzt werden.

    Anderthalb Jahre nachdem er in Thailand bei einem denkwürdigen Kampf auf Leben und Tod seinen Bruder gerächt hat, lebt Kurt Sloane (Alain Moussi) wieder in den USA. Mit Ex-Polizistin Liu (Sara Malakul Lane) ist er nun verheiratet und als Mixed-Martial-Arts-Kämpfer auf Titelkurs. Doch dann wird Kurt plötzlich entführt und findet sich in Thailand in Haft wieder. Der skrupellose Kampfpromoter Thomas Moore (Christopher Lambert) will ihn zwingen, gegen den mit experimentellen Stoffen hochgezüchteten Mongkut (Hafþór Júlíus Björnsson), bei einem weiteren der drei Runden dauernden, erbitterten Kämpfe auf Leben und Tod in den Ring zu steigern. Zum Glück macht Kurt im Knast bald die Bekanntschaft des meditierenden Boxers Briggs (Mike Tyson), der genauso wie sein überraschend auftauchender alter Trainer Durand (Jean-Claude Van Damme) ein paar wertvolle Tipps bereithält.

    Schon der dem eigentlichen Film vorangestellte Prolog sagt eigentlich alles aus, was an „Kickboxer: Die Abrechnung“ misslungen ist. In einer Traumsequenz wechselt ein Tanz, der wohl erotisch sein soll, in einen langen Kampf - erst in und dann auf einem fahrenden Zug. Wohl um zu unterstreichen, dass alles nicht real ist, wirkt vieles an dem Szenario künstlich – inklusive des prasselnden Regens. Dieses Künstliche sorgt aber vor allem dafür, dass die ganze Sequenz null Wucht hat. Wenn sich das Geschehen aufs Dach des Zuges verlagert, fragt man sich kurzzeitig sogar, ob dieser überhaupt noch in Bewegung ist – so wenig sind die operierenden Kräfte hier spürbar. Dass viel zu viele und teilweise schlecht gesetzte Schnitte den zahlreichen Kämpfen in diesem Prolog zusätzliche Dynamik rauben, macht das Fiasko komplett.

    Alle paar Minuten findet Dimitri Logothetis danach einen Grund, seine Hauptfigur oder einige Nebenfiguren in eine kurze Auseinandersetzung zu schicken. Ein paar der daraus resultierenden Kämpfe sind ordentlich, viele sind unsäglich. Schon Vorgänger John Stockwell offenbarte beim ersten Teil inszenatorische Schwächen, die aber durch eine gute Choreografie oft noch ausgeglichen wurden. Vor allem gab es gekonnte Abwechslung und es wurde – wie wir in der Kritik zum ersten Teil durchaus erstaunt feststellen - sogar „ein auf Elefantenrücken (!) ausgetragener Kampf gegen Ninjas (!) sinnvoll in die Handlung eingebaut“. Die Versuche daran anzuschließen scheitern aber gnadenlos, weil Logothetis diese Abwechslung mit wilden Stilwechseln erreichen will.

    Neben der artifiziellen Anfangsszene gibt es so eine längere Sequenz, in welcher der Surf-Rock-Klassiker „Wipe Out“ der Surfaris zur Untermalung genutzt wird. Die Szene selbst ist sogar eine der besseren, man mag eine nette, mit etwas Komik angereicherte Tarantino-Hommage darin sehen, aber sie passt absolut nicht zum restlichen Ton des Films und wirkt wie ein völliger Fremdkörper. In einer anderen Szene lässt Logothetis seine Hauptfigur in einem Spiegelkabinett gegen zwei Schönheiten in String-Tangas kämpfen und taucht dafür das Geschehen in einen dunklen Blauton, der jegliche Übersichtlichkeit zerstört. Wobei diese ohnehin nicht so hoch ist, so oft übertünchen schlechte Schnitte nur notdürftig, dass nicht alle Beteiligten über entsprechende Kampffähigkeiten verfügen.

    Das zeigt sich vor allem beim Einsatz der prominenten Nebendarsteller. Wenn man „Highlander“ Christopher Lambert und Jean-Claude Van Damme das erste Mal gemeinsam in einem Film hat, muss man ihnen natürlich einen kurzen Kampf geben. Der ist aber genauso unmotiviert in die Handlung integriert, wie der völlig überflüssige Cameo von Ex-Weltfußballer Ronaldinho oder – auch das ist natürlich absolut keine Überraschung – der kurze Zwist von Tyson und Van Damme. In allen drei Fällen ist zu merken, dass es nur darum ging, die prominenten Namen einzubauen und dann hat man sich erst Gedanken gemacht, was man mit ihnen anstellen kann.

    Richtig klappt dies nur bei Jean-Claude Van Damme dessem Durand mit einer kleinen Wendung ein neuer Ansatz verpasst wurde. Der Belgier ist immer noch fit, aber natürlich nicht mehr so in Form wie in den alten Tagen. Doch das überspielt er mit überraschend viel Charisma – auch weil es im Drehbuch entsprechende Szenen gibt, in denen er mit Witz auch mal eine Actionszene so entschleunigen kann, dass sein Alter keine Rolle mehr spielt. Bei den anderen Figuren gibt es so etwas nicht. Dass der mittlerweile auch 60 Jahre alte Lambert in einer Actionszene nur noch teilweise selbst das Schwert schwingt, ist völlig verständlich. Aber warum muss man dann einen solchen Kampf einbauen und den nötigen Stuntman mit schlechten Schnitten auch noch unzureichend kaschieren? Auch Mike Tyson merkt man zu jeder Zeit an, dass er nicht mehr die Geschwindigkeit der alten Tage hat – was übrigens auch das Problem von Hauptwidersacher Hafþór Júlíus Björnsson ist.

    Der als monströser Gregor Clegane alias „The Mountain” aus „Game Of Thrones“ bekannte Ex-Basketballer und in den vergangenen Jahren mehrfach beim Wettbewerb World’s Strongest Man zweitplatzierte Hüne ist eine absolute Kampfmaschine. Wenn er beim fast halbstündigen (!) Finalfight antritt, dann kann man die volle Brutalität spüren. Hier schafft es Dimitri Logothetis die Wucht eines jeden Schlages und die daraus resultierenden Schmerzen zu vermitteln. Doch ein Problem bleibt trotzdem: Der über zwei Meter große, 180 kg schwere Björnsson stapft teilweise wie ein tapsiger Bär durch den Ring, weswegen schon sehr bemüht illustriert wird, warum er seinem schnelleren und wendigeren Gegner trotzdem gnadenlos überlegen ist und dieser die in solchen Filmen übliche und wichtige Außenseiterrolle innehat.

    Fazit: Nachdem „Kickboxer: Die Vergeltung“ ein launiger und vielversprechender Start für das Remake des Kult-Franchise war, folgt mit „Die Abrechnung“ nun leider direkt die Bruchlandung.

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