„Never fuck with a man’s dog!“ – Nicht erst seit diesem launigen Kommentar von Privatdetektiv Steve Ford (Bruce Willis) in Mark Cullens Actionkomödie „Once Upon A Time In Venice“ wissen alle Hollywood-Schurken: Stell dich niemals zwischen einen (Ex-)Cop und seinen Hund! Als Verbrecher ziehst du dabei nämlich in der Regel den Kürzeren. Schließlich half schon 1990 Bordeauxdogge Huutsch in Roger Spottiswoodes Box-Office-Hit „Scott & Huutsch“ ihrem Besitzer Scott Turner (Tom Hanks) bei der Aufklärung des Mordes an ihrem früheren Herrchen, und in Rod Daniels‘ damals fast zeitgleich erschienener und zweimal fortgesetzter Krimikomödie „Mein Partner mit der kalten Schnauze“ sprang der deutsche Schäferhund Jerry Lee dem Polizisten Mike Dooley (James Belushi) im Rauschgiftdezernat zur Seite. Die Rolle des knuffigen Vierbeiners Buddy in „Once Upon A Time In Venice“ fällt allerdings etwas passiver aus: Hier muss der Ermittler seinen Parson Russell Terrier aus den Händen von Kriminellen retten – ein durchaus kurzweiliges Vergnügen, das aber sicher nicht zu den erinnerungswürdigsten Filmen der zahlreichen klangvollen Namen im Cast zählt.
Der frühere Cop und jetzige Privatdetektiv Steve Ford (Bruce Willis) hat seine besten Jahre hinter sich. Zwar kennt er seinen Arbeitsort Venice Beach wie kaum ein Zweiter, kann von seinen Aufträgen aber nur mehr schlecht als recht leben. Als wäre der finanzielle Engpass nicht genug, steht neuer Ärger ins Haus: Kurz nachdem sich Steve mit dem jüngeren John (Thomas Middleditch) Verstärkung in die Kanzlei geholt hat, stehen die hünenhaften samoanischen Brüder Manu (Kaleti Williams) und Tui (Myles Humphus) vor seiner Tür, weil er sich unvorsichtigerweise mit ihrer Schwester Nola (Jessica Gomes) eingelassen hat. Doch es kommt noch dicker: Die Bande des skrupellosen Drogendealers Spider (Jason Momoa) raubt die Wohnung von Steves Schwester Katey (Famke Janssen) und seiner Nichte Taylor (Emily Robinson) aus – und nimmt dabei auch den Hund Buddy mit, zu dem der Privatdetektiv ein besonders inniges Verhältnis pflegt. Um Buddy wiederzubekommen, benötigt Steve 5.000 Dollar und die Hilfe seines Kumpels Dave (John Goodman), der einen Surf-Shop betreibt. Das Geldproblem lösen könnte Immobilienmakler „Lew The Jew“ (Adam Goldberg), der Steves Elternhaus gekauft hat und mit dem Graffitikünstler Salvatore Lopez (Tyga) im Clinch liegt...
Die Karriere von Superstar Bruce Willis („Das fünfte Element“, „The Sixth Sense“) hat in den vergangenen Jahren an Fahrt eingebüßt: Der Auftritt des fünffachen „Stirb langsam“-Star, der demnächst ein sechstes Mal in seine berühmteste Rolle als John McClane schlüpfen wird, im Überraschungshit „Looper“ liegt nun schon wieder eine halbe Dekade zurück und abgesehen von halbgaren Fortsetzungen wie „R.E.D. 2“, „Sin City 2“ oder „G.I. Joe 2“ schafften es viele seiner Filme wie „Precious Cargo“, „Extraction“ oder „Marauders“ hierzulande zuletzt nicht einmal in die Lichtspielhäuser. Und auch in „Once Upon A Time In Venice“ sind es vor allem die namhaften Schauspieler, die Leinwandformat mitbringen: In Willis‘ zweiter Zusammenarbeit mit den Cullen-Brüdern Mark und Robb (nach „Cop Out – Geladen und entsichert“), die hier wieder gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, sind neben Ex-„Game Of Thrones“-Star Jason Momoa („Aquaman“) auch John Goodman („The Big Lebowski“), Adam Goldberg („Zodiac“) und Famke Janssen („James Bond 007 – GoldenEye“) mit von der Partie. Die Kastanien aus dem Feuer holt aber der Kanadier Thomas Middleditch („Silicon Valley“), der in seiner Rolle als gewitzter Jungdetektiv viele Szenen und seinen prominenten Kollegen damit glatt die Schau stiehlt.
Middleditch kommt zugleich eine Schlüsselrolle zu: Während der Golden-Globe-Gewinner Willis (für seinen Auftritt als launiger Detektiv im Serienklassiker „Das Model und der Schnüffler“) einmal mehr in seiner – erneut selbstironisch angehauchten – Paraderolle als kampferprobter Einzelgänger aufläuft und bei den Szenen mit seiner Nichte Taylor (Emily Robinson, „Ein tödliches Versprechen“) und dem Hund seine weiche Seite zeigen darf, avanciert der eifrige John dank seiner Schlagfertigkeit und seinem eigenwilligen Humor schon nach wenigen Sequenzen zum Publikumsliebling der geradlinigen Actionkomödie. John ist außerdem als Erzähler aus dem Off zu hören und wird damit für den Zuschauer zur Identifikationsfigur, während wir Steve bei seiner überraschungsarmen Odyssee durch Venice zwar gern zuschauen, aber eher aus der Distanz betrachten. Die dünne Scheidungsstory, die Steves bestem Kumpel Dave von den Cullens angedichtet wird, wirkt hingegen wie ein Fremdkörper. Sie ist weder witzig noch für die Handlung wichtig – vielmehr scheint sie in erster Linie dazu zu dienen, den Film auf die Länge von eineinhalb Stunden Spielzeit zu bringen.
Während sich die Actionszenen an einer Hand abzählen lassen, erstreckt sich die Bandbreite der Gags von pfiffigem Dialogwitz bis hin zu plumpem Slapstick – gleich in seiner ersten Sequenz rast der nackte Steve zu einer Variation des berühmten „Pulp Fiction“-Themas auf einem Skateboard durchs Viertel und schiebt sich spontan seine Wumme in den Hintern, als er von den Cops gestellt wird. Pubertärer Humor bleibt ansonsten aber erfreulicherweise die Ausnahme: „Once Upon A Time In Venice“ ist milde alberne, aber vor allem eine sympathische Actionkomödie, weil sich keiner der Schauspieler in seiner überzeichneten Rolle zu ernst nimmt. Besonders gut funktioniert ein bewährtes Gag-Prinzip, das wir aus vielen anderen Hollywood-Komödien kennen: Furchteinflößende Gangster entpuppen sich auf den zweiten Blick häufig als Softies, während vermeintliche Schwächlinge es faustdick hinter den Ohren haben. So räumt der muskelbepackte Drogendealer Spider bereitwillig seine Schwäche für Muffins mit Zimtaroma ein, während der finstere Barkeeper Rigaberto (Thom Rivera, „New Girl“) eigentlich nur geliebt werden will. Auf keinen Fall unterschätzen sollte man auch den übergewichtigen Kredithai Yuri (Ken Davitian, „Mädelsabend“), dessen übergroße goldene Badehose beim Schaulaufen unter Strandschönheiten in Venice Beach bei weitem nicht alles verhüllt.
Fazit: „Once Upon A Time In Venice“ ist eine sympathische Actionkomödie für zwischendurch – nicht mehr, aber auch nicht weniger.