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    Die drei ??? und der Karpatenhund
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Die drei ??? und der Karpatenhund

    Der Traum vieler Fans wird endlich wahr!

    Von Stefan Geisler

    Bereits seit 1968 lösen „Die drei ???“ jeden Fall auf jeden Fall. Als Jugendbruchreihe in den USA gestartet, erfreuten sich die Kriminalgeschichten von Justus, Peter und Bob insbesondere in Deutschland so großer Beliebtheit, dass die Abenteuer hierzulande bis heute weitergeführt werden. Vor allem die gleichnamige Hörspielreihe, in der Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich den jugendlichen Detektiven ihre Stimmen leihen, verhalf der Marke zu eben jenem Kultstatus, der inzwischen gar zu gefüllten Konzerthäusern und Freiluftbühnen führt, wenn die drei Synchronsprecher mit einem neuen Fall auf Tour gehen.

    Mit „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ starteten die Spürnasen 2023 einen erneuten Angriff auf die große Leinwand – und das mit Erfolg: Der Kino-Neustart entwickelte sich zu einem echten Kassenschlager und war mit mehr als 1,5 Millionen gelösten Tickets sogar der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. Kein Wunder also, dass gleich zwei Fortsetzungen in Auftrag gegeben und am Stück abgedreht wurden. Und was viele Fans am meisten freut: „Die drei ??? und der Karpatenhund“ sowie der 2026 folgende „Die drei ??? - Toteninsel“ basieren auf Klassiker-Folgen der Hörspiel-Reihe! Und tatsächlich: „Der Karpatenhund“ fühlt sich gerade im Vergleich zu „Erbe des Drachen“ fast schon wie eine klassische „Drei ???“-Folge an – schrullige Figuren und spaßige Rätsel inklusive.

    Die drei Fragezeichen müssen einen neuen Fall lösen. Sony Pictures Germany
    Die drei Fragezeichen müssen einen neuen Fall lösen.

    Justus Jonas (Julius Weckauf), Peter Shaw (Nevio Wendt) und Bob Andrews (Levid Brandl) betreiben eine kleine Detektei im Herzen der kalifornischen Küstenstadt Rocky Beach. Ihre Zentrale ist ein ausrangierter Wohnwagen auf dem Gelände des Gebrauchtwarencenters T. Jonas. Bereits in der Vergangenheit konnte sich das Trio durch die Mithilfe bei einigen kniffeligen Fällen auszeichnen – und der nächste Auftrag wartet schon: Der verzweifelte Galerist Mr. Prentice (Ulrich Tukur) braucht Hilfe!

    Gespenstische Dinge gehen in seiner in einem Apartmentkomplex gelegenen Wohnung in Los Angeles vor. Täglich bebt dort die Erde und die Luft ist von einem unheimlichen Heulen erfüllt. Tatsächlich werden auch die drei Detektive schnell Zeuge dieser mysteriösen Vorkommnisse. Als plötzlich auch noch das titelgebende Kunstwerk aus dem Fundus des Sammlers gestohlen wird, stehen die Junior-Ermittler vor einem weiteren Rätsel: Wer steckt hinter dem Diebstahl? Hängen Spukerscheinung und Kunstraub miteinander zusammen? Justus & Co. müssen eine schwere Nuss knacken…

    Endlich Sonne!

    Bereits rein optisch hat „Die drei ??? und der Karpatenhund“ – zumindest in den Augen vieler treuer Fans – einen klareren Vorteil gegenüber seinem direkten Vorgänger. Denn wo „Erbe des Drachen“ die Kult-Truppe noch aus dem sonnigen Kalifornien in das unterkühlte Transsylvanien in Rumänien verfrachtete, spielt das neue Abenteuer in der Heimat der Kultfiguren (auch wenn die Handlung größtenteils in Los Angeles und nicht in der fiktiven Küstenstadt Rocky Beach angesiedelt ist). Zwar wurde nicht in den USA, sondern auf den Kanarischen Inseln gedreht, dennoch fühlt sich das Endergebnis durchaus nach dem Amerika der „drei ???“ an.

    Das mag auch daran liegen, dass die Setgestalter*innen ganze Arbeit geleistet und immer wieder kleine Easter-Eggs eingebaut haben, die die Welt der Fragezeichen erst so richtig lebendig wirken lassen. Mehrfach werden die Cover der legendären Grafikerin Aiga Rasch zitiert, die mit ihren schrillen und knallbunten Illustrationen maßgeblich zum Kultstatus der Reihe beigetragen hat. Querverweise auf ältere Fälle des Detektiv-Teams lassen sich ebenso im Hintergrund ausmachen wie Bezüge auf bekannte Figuren. Meisterdieb Victor Hugenay findet hier genauso Erwähnung wie Chicken-King Barney Crown, dem die Ermittler in der Folge „Der giftige Gockel“ unter die Arme greifen.

    Mr. Prentice (Ulrich Tukur) braucht die Hilfe der Detektive. Sony Pictures Germany
    Mr. Prentice (Ulrich Tukur) braucht die Hilfe der Detektive.

    Und auch sonst macht das Figurenensemble richtig Spaß. Auftraggeber Fenton Prentice und die Anwohner*innen der Wohnanlage sind ein schräger Haufen, von denen jeder seine eigenen Marotten besitzt. Dabei wurden die Figuren gegenüber zur Vorlage modernisiert, sind jedoch im Kern noch als jene Originale zu erkennen, mit denen die Hörspielfans schon seit Dekaden bekannt sind. Neben Ulrich Tukur, der als verzweifelter Kunstliebhaber in Nöten Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen ist, überzeugt auch Sunnyi Melles als Anlagenverwalterin Mrs. Boogle, die mit ihrer krankhaften Neugier für die ein oder andere spaßige Interaktion sorgt.

    Als absoluter Szenendieb erweist sich aber Filip Schnack, der hier den Drei-Fragezeichen-Widersacher Skinny Norris gibt. Mit Oberlippenflaumbart, kessem Ohrring und zerschossenen Klamotten wirkt dieser schon rein optisch wie die brutale Antithese zu dem biederen High-School-Trio. Mit flotten Sprüchen, die teilweise direkt aus der Vorlage entnommen wurden, sorgt der fiese Skinny nicht nur für einige echte Lacher, sondern bringt die Schnüffler mit einem fiesen Prank – die wandelnde Vogelscheuche aus „Der Ameisenmensch“ lässt grüßen – auch ganz schön ins Schwitzen.

    Ein bisschen Gruseln gehört auch dazu

    Auch darüber hinaus gibt es einige seichte Schauereinlagen, die einige der kleinsten Zuschauer*innen während der Pressevorführung in Berlin schon an den Rand der Tränen gebracht haben. Insbesondere das Ende, bei dem zugunsten größerer Schauwerte auch Elemente aus „Die drei ??? und die Comic-Diebe“ übernommen wurden, erinnert durch die Einführung des blutroten Phantoms daran, dass die Abenteuer von Justus, Peter und Bob schon immer eine gewisse Gruselnote in ihrer DNA verankert hatten.

    Also alles gut in Rocky Beach? Beinahe. Als größter Schwachpunkt erweist sich ausgerechnet das Hauptdarsteller-Gespann. Diese verkörpern ihre Figuren allesamt durchaus solide, speziell Nevio Wendt gibt einen ausgezeichneten Peter Shaw. Doch gerade im Zusammenspiel wirken sie stellenweise schrecklich steif, was sich natürlich auch auf die Dynamik der Szenen überträgt. Mit zunehmender Spielzeit kommt das Trio allmählich zusammen – die Rolle eines jahrelang befreundeten und eingeschworenen Teams kauft man ihnen aber bis zum Schluss nicht ab.

    Welche Rolle spielt das maskierte Phantom? Sony Pictures Germany
    Welche Rolle spielt das maskierte Phantom?

    Zudem ist die Auflösung erstaunlich holprig geraten. Nicht nur Fans des Originals dürften über einige massive Änderungen zur Vorlage stolpern, auch im Kontext des Films scheinen gewisse Erklärungen etwas zu weit hergeholt für diesen im Kern doch eigentlich sehr bodenständigen Fall. Im allgemeinen Trubel des Finalakts wird dabei zudem nicht jedes lose Ende ganz schlüssig aufgeklärt – wer jetzt hier warum wen aus welchem Grund aus dem Weg geräumt hat, muss man sich ein Stück weit selbst zusammenreimen.

    Fazit: „Die drei ??? und der Karpatenhund“ dürfte vielen Fans der langlebigen Reihe das Herz aufgehen lassen, denn man merkt den Verantwortlichen hinter dem Projekt die Liebe zur Welt der Rocky-Beach-Spürnasen an. Und auch wenn es im Zusammenspiel der Hauptdarsteller noch Luft nach oben gibt, wurde mit der Adaption eines der absoluten Klassiker-Fälle ein gelungenes Fundament für einen weiteren Teil gelegt. Fans dürfen sich also schon jetzt auf „Die drei ??? - Toteninsel“ freuen!

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