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    Downhill
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Downhill

    Gefällig statt garstig

    Von Christoph Petersen

    Eine gewaltige Lawine rollt auf eine Familie im Skiurlaub zu. Der Vater ergreift instinktiv die Flucht, Mutter und Kinder lässt er zurück. Am Ende stellt sich heraus, dass nie eine wirkliche Gefahr bestanden hat – aber der Schaden ist trotzdem schon angerichtet! Das ist die vermeintlich simple Prämisse von „Höhere Gewalt“, einer pechschwarzen Satire aus dem Jahr 2014. Der schwedische Goldene-Palme-Gewinner Ruben Östlund („The Square“) sprengt hier die zerbrechlichen Vorstellungen seiner Protagonisten von „Familie“ und „Männlichkeit“ auseinander – und zwar mit einer Unnachgiebigkeit, die nicht nur begeisterte Kritikerstürme heraufbeschworen, sondern viele Zuschauer auch regelrecht abgestoßen hat.

    Wie man zu „Höhere Gewalt“ auch steht – zumindest hat Östlund seine Vision gnadenlos durchgezogen! Eine Konsequenz, die offenbar auch den Filmemachern Nat Faxon und Jim Rash („Ganz weit hinten“) so sehr imponiert hat, dass sie nun ihre eigene Version des Stoffes geschrieben und inszeniert haben: Nur ist „Downhill“ leider eines dieser typischen US-Remakes, bei denen die Ecken und Kanten des Originalfilms so sehr abgeschliffen wurden, dass man sich schon fragt, warum die Macher sich die Vorlage eigentlich ausgesucht haben. Womöglich haben sie (oder ihre Produzenten) irgendwann einfach Angst vor der eigenen Courage bekommen – und dann stattdessen lieber eine typische Indie-Komödie abgeliefert, bei der sich die schmerzhaften Widerhaken des Originals nur noch entfernt erahnen lassen.

    Zu behaupten, dass der Skiurlaub der Familie Staunton nicht wie erhofft abläuft, wäre eine ziemliche Untertreibung.

    Statt ein Familienhotel hat Pete Staunton (Will Ferrell) für den Urlaub in Ischgl ein Appartement in einer Nobel-Herberge mit Party-Garantie gebucht – offenbar hängt der Familienvater mit akuten Midlife-Crisis-Symptomen noch immer einem Selbstbild nach, das der reale Pete schon seit Jahren nicht mehr erfüllt. Aber dann wird sein Ego (und die Sicht seiner Familie auf ihn) noch einmal so richtig erschüttert:

    Als Pete mit seiner Frau Billie (Julia Louis-Dreyfus) und den zwei gemeinsamen Kindern auf einer Skihütte sitzt, rollt plötzlich eine gewaltige Lawine den Berg gegenüber herunter – und es sieht tatsächlich so aus, als könnte die Situation sehr gefährlich werden. Aber statt sich um seine Familie zu kümmern, greift Pete nur noch schnell sein Handy, bevor er ohne Frau und Kinder die Flucht ergreift…

    Will Ferrell kann man einfach nicht böse sein

    Will Ferrell („Holmes & Watson“) wirkt ja immer ein wenig wie ein zu groß gewachsener Teddybär – schon sehr hoch und breitschultrig, aber eben auch irgendwie knuffig. Was er hingegen so gar nicht ausstrahlt, ist genau die Art von Macho-Männlichkeit, die in „Höhere Gewalt“ noch so schonungslos seziert wurde – und auch sonst gibt es nicht viel, was Ferrell zu seiner Rolle oder dem Film beitragen könnte. Das Positivste, was man sagen kann: Ferrell hält sich mit seinen sonstigen Albernheiten angenehm zurück – aber es ist ja selten ein gutes Zeichen, wenn man als Schauspieler vor allem mit dem überzeugt, was man bleiben lässt.

    Ferrell hat in seinen Rollen von „Anchorman“ bis „Stiefbrüder“ schon zahllose ungehörige Dinge angestellt – und nie sind wir ihm lange böse geblieben. Das ist nun auch in „Downhill“ nicht anders – und damit ist er als Ziel einer Satire von vorneherein untauglich. Als hätte jemand die Bombe schon entschärft, bevor der Countdown-Timer (also in diesem Fall die Lawine) überhaupt anspringt. Ob der Film aber mit einem anderen Hauptdarsteller so viel besser funktioniert hätte, bleibt trotzdem fraglich: Nicht nur der satirische Biss, sondern auch jeglicher Funken Subtilität ist nämlich bei der Übersetzung verlorengegangen. Stattdessen streichen die Macher ihre Themen dem Zuschauer nun zentimeterdick aufs Brot. „Downhill“ ist Arthouse für Anfänger.

    Hotelbetreiberin Charlotte (links) erzählt jedem ihre Sexgeschichten - ob derjenige sie hören will oder nicht.

    Weil Will Ferrell sich zwar zurückhält, aber Zuschauer mit ihm auf dem Poster womöglich trotzdem den üblichen Will-Ferrell-Humor erwarten, wurde dieser Job nun auf einige der Nebenfiguren ausgelagert – und zwar zuallererst auf Miranda Otto („Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“) als sexhungrige Hotelbetreiberin mit einem ebenso übertriebenen wie unlustigen österreichischen Akzent. Solche Brachial-Karikaturen machen es zusätzlich schwieriger, den zentralen Familienkonflikt, der sich im Gegensatz zum Original auch noch in harmlosen Eitelsonnenschein auflöst, sonderlich ernst zu nehmen.

    Dennoch gibt es eine Reihe von intensiven Einzelmomenten, die auch im Remake funktionieren – und die gehen fast ausnahmslos auf das Konto von Julia Louis-Dreyfus: Die Sitcom-Göttin, die für ihre Comedy-Serien wie „Seinfeld“ und „Veep“ mehr Emmys und mehr Screen Actor Guild Awards als jeder andere Schauspieler in der Geschichte gewonnen hat, bringt eine Tiefe und eine Komplexität in ihre Rolle, die sowohl das Skript als auch ihr Co-Star vermissen lassen. Eine weitere großartige, aber in diesem Fall leider weitestgehend an einen enttäuschenden Film verschenkte Performance von Julia Louis-Dreyfus.

    Fazit: Die Beteiligten drehen solche US-Neuauflagen ja in aller Regel deshalb, weil sie die Originale so sehr schätzen. Tragischerweise geht es trotzdem meistens schief. Auch das „Höhere Gewalt“-Remake „Downhill“ ist da leider keine Ausnahme.

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