Mit „The LEGO Movie“ landeten Phil Lord und Chris Miller einen wunderbar kreativen Überraschungshit. Nun legt Chris McKay mit dem Spin-off „The LEGO Batman Movie“ einen genialen zweiten Streich nach. Schon mit der Emmy-prämierten Stop-Motion-Serie „Robot Chicken“, einer Parodie mit Spielzeugfiguren wie Barbie und He-Man, unternahm McKay augenzwinkernde Streifzüge durch die Popkultur, was er in seinem Kinodebüt nahtlos fortsetzt. Wie im Vorgänger, in dem neben den Helden der Justice League unter anderem Gandalf und die Ninja Turtles als LEGO-Figuren auftraten, werden auch hier fröhlich die Franchises vermischt. Zwar entstammen alle Hauptfiguren dem Batman-Universum, doch auch Sauron, die Gremlins, King Kong und viele andere sind dabei. Heraus gekommen ist ein machmal etwas chaotisches, aber fabelhaft unterhaltsames und extrem spaßiges Brickfilm-Highlight, das Produzent Chris Miller sehr passend als spielfilmlanges „Easter Egg für Batman-Fans“ bezeichnet.
Gotham City steht auf dünnen Platten. Deswegen ist die „unnötig komplizierte“ Bombe, die der Joker (Sprecher im Original: Zach Galifianakis) im Herzen der Metropole platziert, brandgefährlich. Doch Batman (Will Arnett) rettet den Tag, auch wenn der Schurke entkommen kann. Mehr noch als die Überlegenheit des Flattermanns stört den Joker, dass ihm sein Rivale keinen Respekt zollt. Also heckt der Superschurke einen perfiden Plan aus, der seinem Erzfeind die Besonderheit ihrer speziellen „Arbeitsbeziehung“ verdeutlichen soll... Derweil überlässt Commissioner Gordon seiner schlagfertigen Tochter Barbara (Rosario Dawson) das Feld als Polizeichefin. Die will private Ordnungshüter wie Batman in die Polizei eingliedern. Ein harter Schlag für den Fledermausmann – und zu allem Überfluss adoptiert er versehentlich das Waisenkind Dick (Michael Cera). Sein treuer Butler Alfred (Ralph Fiennes) rät dem nun obsoleten Helden, sein Privatleben zu ordnen und Verantwortung für den Jungen zu übernehmen. Doch dafür müsste Batman über seinen Schatten springen.
Wie schon in „The LEGO Movie“ ist Batman auch im Spin-off der launische Typ. Einige kurze Szenen zu Beginn verdeutlichen den Grund hierfür: Bruce Wayne ist einsam. Wenn er allein vor dem Fernseher sitzt und lauthals über Tom Cruises „Jerry Maguire“-Liebesschwur „Du vervollständigst mich“ lacht, sucht er links und rechts nach Bestätigung, doch da sitzt keiner. Alfred versteht Bruce/Batman wie immer besser als er selbst: Dessen größte Angst hat nichts mit „Schlangenclowns“ zu tun, wie er behauptet, sondern vielmehr fürchtet er sich am meisten davor, nach dem Tod seiner Eltern wieder Teil einer Familie zu sein. Während Superman ausgerechnet in seiner „Festung der Einsamkeit“ eine Party für die Justice League schmeißt (und Batman nicht einlädt), bleibt der ganz alleine in der Bathöhle zurück und erfährt wahre Einsamkeit. Im Song „One Is The Loneliest Number“ wird die Isolation gefühlvoll zum Ausdruck gebracht, aber schließlich bekommt Batman Gelegenheit, sie zu überwinden: Er adoptiert Dick und verguckt sich in Barbara, die ihm bald als Robin und Batgirl beistehen. Um das Team als Familie zu akzeptieren, muss sich der Held aber erst mal selbst verstehen. Das augenzwinkernde Finale findet folgerichtig wie bei „Der Mann mit der Todeskralle“ oder „Der Mann mit dem Goldenen Colt“ in einem Spiegelkabinett statt.
Nicht erst im finalen Action-Showdown ist auf der Leinwand unfassbar viel los. Den wieder sehr kreativ und detailverliebt umgesetzten LEGO-Look reichert Chris McKay mit blaustichiger Dunkelheit und sepiafarbenem Nebel an und imitiert damit die momentan typische „Batman“-Ästhetik. Auch die dynamischen Kamerafahrten und coolen Zeitlupen sind am Stil aktueller Superheldenfilme orientiert, während Komponist Lorne Balfe („Terminator Genisys“) mit seiner gelungenen Variation der Hans-Zimmer-Soundtracks für den nötigen Drive sorgt. All dies sorgt für perfekte Unterhaltung, weil der effektgeladene Animationsfilm auch emotional schlüssig ist. In der deutschen Fassung setzt vor allem der YouTuber Gronkh – selber ein Phänomen der Popkultur - als Joker für amüsante Akzente. Batmans Erzfeind beharrt auf die Besonderheit seiner immerhin seit dem allerersten Comic währenden Rivalität zu Gothams dunklem Ritter. Doch der erteilt ihm eine Absage: Batmans „Ich brauche dich nicht“ trifft den Joker ins Mark. Ein simples „Ich hasse dich“ würde dem Clown schon reichen, doch selbst das gönnt ihm Batman nicht. Noch nicht.
Die küchenpsychologische Zuspitzung der Gegnerschaft zwischen Batman und dem Joker ist nur einer der unzähligen cleveren Drehs, die den Fans der Figuren besonderes Vergnügen bereiten. Man möchte das Bild bisweilen einfrieren, damit einem keine der unzähligen Anspielungen entflattert. Neben einem Who's Who der Batman-Schurken (darunter Harley Quinn, Two-Face und Bane) befreit der Joker unter anderem Voldemort, die Hexe von Oz und den „Matrix“-Agenten aus der Phantomzone. Die meisten Zitate und Anspielungen beziehen sich aber auf den „Batman“-Kosmos. Mal rekapituliert eine Montagesequenz ikonische Kino-Bilder von Tim Burton bis Christopher Nolan in legofizierter Abwandlung, mal ertönt die Titelmelodie aus der 60er-Jahre-Fernsehserie mit dem DC-Helden. Dem legendären Ausspruch „Ich bin Batman“ widmet Chris McKay gleich einen ganzen Song und natürlich darf auch das kultige Anti-Haifischspray aus „Batman hält die Welt in Atem“ nicht fehlen. „The LEGO Batman Movie“ ist ganz nebenbei auch wieder Werbung für all die persiflierten, zitierten und imitierten Franchises und ein regelrechter Marketing-Coup für das dänische Klötzchen-Imperium. Die Filmemacher sind sich dessen vollkommen bewusst und nehmen ihr eigenes Unternehmen vor allem in einer irrwitzig-überdrehten Szene selbstironisch aufs Korn, in der Batman Waisenkinder mit einer Merchandising-Kanone beschießt.
Fazit: „The LEGO Batman Movie“ ist ein herrlich überdrehter und extrem anspielungsreicher Popkultur-Overkill für Nerds und Fans.