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    Rock The Kasbah
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Rock The Kasbah
    Von Andreas Staben

    Jedes Mal wenn im US-Kabelfernsehen „Road House“ läuft, dann ruft Bill Murray - ganz egal, wo er sich gerade befindet - seinen Kumpel Mitch Glazer an und zieht ihn mit der offenherzigen Sexszene zwischen seiner Ehefrau Kelly Lynch und Patrick Swayze in dem Prügelfilm auf. Das „Lost In Translation“-Knautschgesicht und der Drehbuchautor sind eben ziemlich gute Freunde, seit Glazer dem Star Ende der 80er die ikonische Hauptrolle des festtagshassenden TV-Produzenten Frank Cross in „Die Geister, die ich rief…“ auf den Leib geschrieben hat. Nach dem wenig beachteten Engel-Drama „Passion Play“ ist die Kriegsgebiet-Satire „Rock The Kasbah“ nun die dritte Zusammenarbeit der beiden und Glazer hat sein Skript erneut voll auf Murray ausgerichtet. Der spielt einmal mehr den Zyniker mit dem Herz am rechten Fleck, aber seine stoisch-routinierte Darstellung des abgehalfterten Musikeragenten auf Abwegen in Afghanistan ist zwar für sich genommen gewohnt vergnüglich, bleibt in Barry Levinsons Culture-Clash-Komödienstückwerk allerdings ein Fremdkörper.

    Richie Lanz (Bill Murray) hat nach eigener Aussage einst Madonna entdeckt, aber inzwischen bringt der abgehalfterte Rock-Manager nur noch schräg singende Hausfrauen um ihr Erspartes, wenn er ihnen für 1.200 Dollar das Blaue vom Himmel verspricht. Seine letzte echte Klientin ist seine Sekretärin Ronnie (Zooey Deschanel), die für eine lausige Gage nachts in Bars mehr schlecht als recht Coversongs zum Besten gibt. Aber dann erhält das Duo das lukrative Angebot, durch Afghanistan zu touren, um die dort stationierten Truppen der US-Armee zu unterhalten. Im Krisengebiet angekommen, stellt die naive Ronnie jedoch schnell fest, dass sie sich das irgendwie alles ganz anders vorgestellt hat. Überall explodierende Ziegen, das hält doch keiner aus. Also krallt sie sich noch am ersten Tag Richies Wertsachen und lässt sich von dem amerikanischen Bombay Brian (Bruce Willis) außer Landes bringen, während ihr Manager ohne Geld, Papiere und Sängerin wohl oder übel im kriegsgebeutelten Kabul festhängt…

    Mit seiner längst zum Markenzeichen gewordenen Aura des kauzigen, aber coolen Sonderlings zieht Bill Murray auch in Nebenrollen alle Aufmerksamkeit auf sich (zuletzt etwa in Cameron Crowes wunderlichem „Aloha“). Und wenn das Comedy-Urgestein wie hier den Part des Protagonisten innehat, dann wird der Film fast unweigerlich zur One-Man-Show. Ob der lethargisch-liebenswerte Richie heimlich am Fenster mit seiner Tochter redet, findige Deals mit der Prostituierten Merci (Kate Hudson) schmiedet oder vor befremdetem Paschtunen-Publikum plötzlich zum Rocker-Solo ansetzt: In diesen Momenten zählen nur noch Murray und seine augenzwinkernde Lässigkeit. Das reicht aber nicht, um alle unschönen Töne zu überdecken. So bestätigen nicht nur die fragwürdigen Auftritte zweier leutseliger US-Profiteure (Danny McBride und Scott Caan) plump die schlimmsten antiamerikanischen Vorurteile – von der analytischen Schärfe von Levinsons Krieg-und-Medien-Satire „Wag the Dog“ ist das meilenweit entfernt. Auch die auf einer wahren Begebenheit basierende Nebenhandlung um das Mädchen Salima (Leem Lubany), dem Richie gegen den Widerstand seines Stammes zur Teilnahme an der afghanischen Version von „Deutschland sucht den Superstar“ verhilft, verkommt zur reinen Begleitmusik.

    Wer sich daran erinnert, dass Oscar-Preisträger Barry Levinson (für „Rain Man“) einst mit „Good Morning, Vietnam“ aus einer durchaus ähnlichen Konstellation – ein amerikanischer Entertainer mit losem Mundwerk kommt in ein Krisengebiet und lernt eine völlig andere Welt kennen – ein kleines Meisterwerk gemacht hat, wird von den unsensibel angehäuften Klischees in „Rock The Kasbah“ umso enttäuschter sein. Der entscheidende Unterschied ist, dass Robin Williams als Radio-DJ in Vietnam die fremde Kultur wirklich ernstnehmen durfte, während Bill Murrays Richie seine Nummer wohl überall genauso durchgezogen hätte – ganz gleich ob in Mailand, Milwaukee oder auf dem Mars. Das kriegsgeschüttelte Afghanistan ist hier nur eine vage exotische, austauschbare Kulisse – das zeigt schon der Titel, denn eine Kasbah, wie sie sich in Nordafrika finden lässt, sucht man im weit entfernten Kabul vergeblich (natürlich könnte auch der gleichnamige Song von The Clash gemeint sein, aber dann wäre es nett gewesen, den wenigstens zu hören zu kriegen). So wird aus der Gefälligkeit eines Drehbuchautors für einen befreundeten Schauspieler ein Bärendienst am Publikum.

    Fazit: „Rock The Kasbah“ ist eine Ein-Mann-Show: Star Bill Murray zeigt dabei gewohnte Qualitäten, aber alles andere bleibt weitgehend auf der Strecke.

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