Camilla Belle ist schön. Das steht außer Frage. Aber ob die Kalifornierin mit den brasilianischen Wurzeln auch eine echte schauspielerische Begabung hat, das lässt sich zumindest anhand des historischen Bilderbogens „Amapola - Eine Sommernachtsliebe“ nicht mit Bestimmtheit sagen. Nach einigen Jahren als Kinderdarstellerin (unter anderem in „Vergessene Welt – Jurassic Park“) machte Belle 2005 neben Daniel Day-Lewis in „The Ballad of Jack and Rose“ erstmals ernsthaft auf sich aufmerksam, aber danach folgte eine ganze Reihe Fehlgriffe bei der Rollenwahl (vom lahmen Thriller „Unbekannter Anrufer“ über die missratene Fantasy-Action „Push“ bis zu Roland Emmerichs Prähistorienschinken „10.000 BC“). Zu denen gesellt sich nun auch das Kinoregiedebüt des argentinischen Opernregisseurs und preisgekrönten Produktionsdesigners Eugenio Zanetti (Oscar für „Zeit der Sinnlichkeit“). Der irgendwo zwischen Historienfilm, Familiensaga, Zeitreiseabenteuer und Musicalkomödie angesiedelte Genremix hat weder eine organisch aufgebaute Geschichte noch ansprechend ausgestaltete Figuren zu bieten, dafür rückt Zanetti immer wieder dekorativ seine Hauptdarstellerin ins Bild und lässt Belle in kunstvoll überbelichteten Bildcollagen so schön wie nie erscheinen.
Mehr als ihre zierliche Gestalt und ihre feinen Gesichtszüge, die an die zeitlose Schönheit klassischer Hollywood-Stars erinnern, wird von Camilla Belle in „Amapola“ nicht gefordert. Zwar ist Eugenio Zanettis Film durchaus ambitioniert und sogar ein wenig experimentell angelegt, doch das Märchen einer jungen Frau, die auf der Suche nach der großen Liebe und einem stärkeren Familienzusammenhalt durch die Zeit springt, ist hoffnungslos überfrachtet: Es geht vom Beginn der Onganía-Diktatur in Argentinien anno 1966 in die frühen 80er zur Falklandkrise und wieder zurück, nebenbei soll die Protagonistin noch in der Opernversion von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ singen, den ihre Familie jedes Jahr für Freunde und Nachbarn im Garten der üppigen Familienvilla aufführt. In dem Stoff sind mindestens drei vielversprechende Filme versteckt, aber das alles passt kaum in die gerade mal 85 Minuten Spielzeit von „Amapola“. Es entsteht der Eindruck, dass dies nur noch die Reste eines zusammengekürzten Riesenentwurfs sind, der aus den Fugen geraten ist. So bleiben zwischen den schönen, glänzend-schimmernden Nostalgiebildern und in den mal grotesken, mal surrealen Horrormomenten dieses konfus zusammengeschusterten und aggressiv stilisierten Torsos nur die Fantasiespuren eines sehr viel besseren Films.
Fazit: Ambitionierter, aber erzählerisch missratener Genremischmasch, in dem nur die klassische Schönheit der Hauptdarstellerin wirklich zur Geltung kommt.