Damián Szifron bringt mit „Wild Tales - Jeder dreht mal durch!“ einen Episodenfilm ins Kino. Das Drehbuch schrieb er selbst.
Der argentinische Regisseur serviert sechs Episoden, die das Thema Rache zum Inhalt haben. Von geplanter Vergeltung bis zum ausufernden Affekt bedient Szifron die Zuschauer mit Storys ohne gegenseitigen Bezug in der Handlung. Die unterschiedlich langen Geschichten haben neben der Leitidee inszenatorisch einiges Gleiches zu bieten und passen deswegen so hervorragend zusammen: Sie beginnen völlig harmlos in einer für Menschen gewöhnlichen Situation, brechen aus und gipfeln im Desaster, wenn auch zweimal ein sanfter Nachklang (Versöhnung) beigefügt wird. Alle Beiträge haben ungefähr das gleiche Maß an Überzeichnung und schwarzem Humor, sind aber sonst völlig unterschiedlich. Mehr oder weniger blutig und wegen der Bespaßung mit FSK 12 eingestuft, darf sich das Publikum zudem an äußerst einfallsreichen Plots erfreuen. Der kürzeste Teil beginnt das Gesamtwerk und lässt einen Vorspann mit Bildern von wilden Tieren folgen; schon weiß jeder in den Reihen, was ungefähr auf ihn zukommt. Und es wird weiter reichlich Verblüffendes geboten. Das kommt nicht von ungefähr, denn die zusammengelinkten Shorties müssen die aus Zeitmangel nicht ins Detail entwickelbaren Charaktere durch Ideen, Übertreibungen, Twists und Pointen ausgleichen, um Gefallen zu finden. Und das ist mit den wilden Geschichten von Szifron mehr als gelungen, wenn auch nicht alles Gebotene gleich stark ist.
Anziehend ist sicherlich, die Damen und Herren in verschiedenen Graden ausrasten zu sehen. Ob als Auto-Duellanten auf der Straße, als Kämpfer gegen Autoabschlepper und Behörden oder als Braut, die auf der Hochzeitsparty erfährt, dass der Bräutigam eine andere hat. „Das will ich auch mal“, darf der Zuschauer schmunzelnd und grinsend denken, die Folgen werden teilweise mitgeliefert. Die Filmchen sind überwiegend auf Turbulenz geschnitten, allzu eklige Szenen werden geschickt verdeckt, sodass ein zusätzliches Amüsement entsteht.
Der rasante, aber in keinem Fall klamaukige Kinospaß ist als bester nichtenglischer Film für den Acadamy Award nominiert. Kinobesuch dringend empfohlen.