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Christian Alexander Z.
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2,0
Veröffentlicht am 31. Mai 2020
Ein unglücklicher Film. Schöne Landschaftsaufnahmen, definitiv. Der Film startet als Liebeskomödie, bei dieser Betrachtung stört leider schon das voyeuristische Flair des etwas stalkig agierenden Bäckers. Ein Pluspunkt ist sicher, dass die kulturellen Unterschiede zwischen England und Frankreich nicht zu sehr, und vor allem nicht klischeehaft in die Handlung eingeflossen sind. Gegen Ende wird der Zuschauer dann völlig von einer dramatischen Wendung überrascht, der es doch an Logik mangelt und ihre Einbettung in die Rahmenhandlung ist einfach nur konstruiert. Irgendwo zwischen Drehbuch und Regie ist der gut gemeinte Film auf der Strecke geblieben.
Ah, ok – dieser Film ist eine Variante eines klassischen Romans, eben Madame Bovery (den ich nie gesehen habe) und versetzt die Handlung irgendwie und irgendwo in das Hier und Jetzt., so ähnlich wie der erste Teil von „Bridget Jones“ sich bei „Sinn und Sinnlichkeit“ bedient hat. Vielleicht liegt mein Problem dabei darin daß ich den Film nicht so empfinde wie man ihn mir angekündigt hat: als sommerliche, lustige und „luftige“ Komödie. All das sehe ich nicht. Ich sehe diesen Film als geradezu unangenehm an: eine Geschichte über einen älteren Mann der sabbernd hinter seiner Nachbarin hergeifert und alles was ihr geschieht in einen literarischen Zusammenhang setzt. Gut, Gemma Atherton alleine lohnt den Film; und alles was man dem Film an einer Stelle vorwerfen könnte fängt sie an der anderen Seite auf, aber trotzdem: die Story hätte genauso gut für einen Psychothriller herhalten können, erreicht aber eben diese Tiefe nicht und nicht zuletzt das Ende (welches aber bereits zu Beginn vorweg genommen wird) verdirbt jede lustige Stimmung. Und ich hasse die Hauptfigur, eine zwar schöne Frau die nicht aus Bösartigkeit handelt, aber trotzdem sich selbst und eben den Menschen in ihrem Umfeld eigentlich nur Frust und Kummer antut.
Fazi: Egal wie mir gerade die Cinema den Film verkauft: trotz sommerlichem Flair ein unangenehmer Film mit miesem Ende.
Wenn Filme im ländlichen Frankreich spielen, haben diese schon einmal ein Stein im Brett bei mir. Ein Klischee, ich weiß. Umso schöner, dass "Gemma Bovery" mit diesen Klischees spielt und sie benutzt, um Aussagen über Einmischungen und das viele Treiben im Hintergrund bezüglich der Schicksale anderer Leute zu thematisieren. Es ist gar nicht so wichtig sich an der Vorlage "Madame Bovary" abzuarbeiten - die Geschichte, die hier erzählt wird, kann für sich stehen. So braucht es gar keine Erklärung außer die pure Langeweile, die diese Gemma antreibt sich in ihre Ablenkungen zu begeben. Die Hauptdarstellerin Arterton spielt sehr grandios. Man versteht, warum die Männer sich nach ihr verzehren - und der Ehemann nimmt's nicht wahr! Luchini wiederum gibt einen ebenbürtigen Gegenpart. Er bietet genau das rechte Maß, um auch das Schwanken zwischen Tragik und Komödie aufrecht zu erhalten. Nur gegen Ende wird es dann düsterer - oder skurriler? Ja, denn die culture-clash-Anleihen weichen dort eben einem sehr speziellen Humor, der auch in einer der letzteren Szenen noch einmal herangezogen wird. Das darf man dann auch merkwürdig finden - ebenso wie die Regieentscheidung ab und an die Perspektive von Martin zu verlassen. Es wäre eigentlich besser gewesen wenn man da konsequenter gewesen wäre. Dies hätte das Spiel mit seiner Vorstellung und dem Realen besser verbunden. Fazit: Eine sehr gute Tragikomödie mit brillanten Darstellern. Einige kleine Entscheidungen hätte man anders regeln können.