Wenn Filme im ländlichen Frankreich spielen, haben diese schon einmal ein Stein im Brett bei mir. Ein Klischee, ich weiß. Umso schöner, dass "Gemma Bovery" mit diesen Klischees spielt und sie benutzt, um Aussagen über Einmischungen und das viele Treiben im Hintergrund bezüglich der Schicksale anderer Leute zu thematisieren. Es ist gar nicht so wichtig sich an der Vorlage "Madame Bovary" abzuarbeiten - die Geschichte, die hier erzählt wird, kann für sich stehen. So braucht es gar keine Erklärung außer die pure Langeweile, die diese Gemma antreibt sich in ihre Ablenkungen zu begeben. Die Hauptdarstellerin Arterton spielt sehr grandios. Man versteht, warum die Männer sich nach ihr verzehren - und der Ehemann nimmt's nicht wahr! Luchini wiederum gibt einen ebenbürtigen Gegenpart. Er bietet genau das rechte Maß, um auch das Schwanken zwischen Tragik und Komödie aufrecht zu erhalten. Nur gegen Ende wird es dann düsterer - oder skurriler? Ja, denn die culture-clash-Anleihen weichen dort eben einem sehr speziellen Humor, der auch in einer der letzteren Szenen noch einmal herangezogen wird. Das darf man dann auch merkwürdig finden - ebenso wie die Regieentscheidung ab und an die Perspektive von Martin zu verlassen. Es wäre eigentlich besser gewesen wenn man da konsequenter gewesen wäre. Dies hätte das Spiel mit seiner Vorstellung und dem Realen besser verbunden.
Fazit: Eine sehr gute Tragikomödie mit brillanten Darstellern. Einige kleine Entscheidungen hätte man anders regeln können.