Ja was genau, neigt man dazu sich zu fragen, sollte dieser Film denn jetzt sein?
Dass Michael "Bully" Herbig ein handwerklich fähiger Regisseur ist, hat er schon unter Beweis gestellt, dass seine Bilder eine hohe Klasse erreichen, ist in diesem Film nicht zu bestreiten, fragt sich nur, was diese Bilder denn nun erzählen sollen.
Um diesen durchaus verhedderten Film, dem es vor allem an innerer Ordnung fehlt, beurteilen zu können, ist es zunächst notwendig zu klären, woraus seine Einzelteile bestehen. Da ist zunächst der Erzählton, der von zu viel Klischeehaftigkeit manchmal in eine Ecke getragen wird, die wirkt, als seie seine einzige Absicht das Hochbuckeln gegen Hollywood, um zu zeigen, dass erzähltechnisch ein ebenso ausgelatschter Pfad begangen werden kann, wie es die technisch natürlich überlegenen Filmschmieden in Amerika können. Dass die Handlung mit dem Reißbrett konstruiert ist, ebenso im Stile schon etliche Male gesehener Liebeskomödien, lässt sich nicht übersehen, zu altbacken wirkt die Figurenkonstellation, zu wenig überraschend die Story, worum es Bully in diesem Film allerdings wirklich ging, zeigt sich erst an den Grundsäulen, die ihn zu tragen versuchen.
Da ist einerseits die Rahmenhandlung um den Schutzengel Buddy und die Frage, wie er zu seinem Posten kommt. Dazu gesellt sich die Frage, was die Hauptfigur Eddie, die nebenbei in der Liga der Schönen und Reichen spielt, braucht, um endlich glücklich zu werden und letztendlich die Verbindung zum vielbeschworenen Thema, was nach dem Ableben denn kommen mag. Dem kann die Handlung selbst selten gerecht werden, an der Atmosphäre krankt es ebenso oft. Manchmal wirkt es gar, als habe Bully die Witzchen und den Klamauk bloß eingestreut, weil er seiner eigenen Handlung nicht zu trauen vermag.
Generell verschmelzen zu viele zu wenig ausgearbeitete Teile zu einer unübersichtlichen Suppe. Die Liebesgeschichte wird nicht richtig erklärt, Bullys Charakter Buddy wirkt zwar stringent, im Rückblick aber nicht vollends ausgearbeitet, an Eddies Firma scheint zwischendurch das Interesse verloren gegangen zu sein und auch die Frage ob die weibliche Protagonistin nach Kapstadt zu ihrer kranken Mutter zieht, wird zwar erwähnt, aber eher beiläufig, als wolle Bully schnell daran vorbeiführen. Der Film lässt sich selten die nötige Zeit die Konstellation zu bearbeiten, generell wirkt die Handlung häufig eher wie eine Notwendigkeit, die neben Gags und seltener Dramatik untergeht. Manchmal scheint es gar, als traue sich Bully nicht so richtig dem Film ein genaues Gesicht zu verpassen, so, als fürchte er sich davor, es nicht allen recht machen zu können. Dadurch verliert er häufig die durchaus vorhandenen schreiend komischen und tieftraurigen Momente aus dem Blick. Wenn der Schutzengel Buddy den bemitleidenswerten Eddie, selbstverständlich in passender Montur von Karel Gott bis zu den Carpenters, in den Wahnsinn trällert, kann man sich kaum halten. Wenn Bully wieder fast beiläufig einen Mann im Altersheim zeigt, der noch immer seiner Jugendliebe nachtrauert, die zwar ab und an wieder auftaucht, scheinbar allerdings gestorben ist, kann das großes Kino werden, wenn er sich denn traut die Parallele, die Tote scheint ebenso ein Schutzengel zu sein wie Buddy, so viel sei verraten, und die Emotion in den Vordergrund zu rücken. Doch so sind diese Momente oft zu leise, um gegen Banküberfälle und Verfolgungsjagden anzukommen, und je länger der Film andauert, desto häufiger fragt man sich, wann er denn vorbei sein wird.
Buddy hat zweifellos schöne wie traurige Momente zu bieten, das Grundgerüst der Geschichte ist absolut erzählenswert. Dass Herbig diese Geschichte allerdings mithilfe einer abgestandenen lauwarmen Liebesgeschichte erzählen möchte und neben gelungenen auch irgendwelche Sidekicks wie den Schleimer in der Firma oder den Kollegen der Protagonistin einfügt, bloß um witzig zu sein, sorgt dafür, dass der Film keineswegs dem gerecht wird, was er hätte sein können. So wirkt es hier erstmals so, als hätte sich Bully übernommen, zwar erhält er als schräger Schutzengel Buddy den ein oder anderen Lacher und weiß ebenso ordentliche Konflikte und Geschehnisse zu zeigen, aber alles in allem ist dieser Film bloß Mittelmaß geblieben, denn er ist weder schreiend komisch wie „Der Schuh des Manitu“, noch tiefsinnig wie andere Liebesdramen es schon einmal schaffen, viel mehr bleibt er ständig im Vagen, Ungeordneten, frei von wirklichen Kanten und interessanten Ereignissen, was dafür sorgt, dass „Buddy“ letztlich viel von dem Reiz verliert, der möglich gewesen wäre.