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    The Butterfly's Dream - Kelebegin Rüyasi
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    The Butterfly's Dream - Kelebegin Rüyasi
    Von Michael Meyns

    Liebe! Poesie! Tuberkulose! In seinem jüngsten Breitwandepos „The Butterfly's Dream" trägt der türkische Regisseur und Schauspieler Yilmaz Erdogan („Vizontele Tuuba - Vizontele 2") ganz dick auf. Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs erzählt er in romantisch-kitschigen Bildern eine romantisch-kitschige Geschichte, die zwar lose auf tatsächlichen Ereignissen beruht, vor allem aber auf den größtmöglichen Schmachteffekt zugeschnitten ist: attraktive Schauspieler, melodramatische Musik und raschelnde Pappeln in einer simpel gestrickten Romanze.

    1941. Im kleinen, beschaulichen Ort Zonguldak an der türkischen Schwarzmeerküste läuft das Leben trotz des Zweiten Weltkriegs recht beschaulich ab. Im nahegelegenen Bergwerk wird zwar von Zwangsarbeitern Kohle gefördert, aber das betrifft Muzaffer (Kivanc Tatlitug) und Büsüg (Mert Firat) kaum. Die beiden angehenden jungen Dichter sind beste Freunde, schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben und werden von ihrem Lehrer Behcet Necatigil (Yilmaz Erdogan) protegiert - und sie haben Tuberkulose. Trotz akuter Ansteckungsgefahr freundet sich die schöne Suzan (Belcim Bilgin) mit den schwindsüchtigen Künstlern an. Die Kraft der Poesie und die zarten Knospen einer großen Liebe lassen Suzan alle Angst vergessen. Doch die Krankheit ist unerbittlich...

    Es wird viel Blut gespuckt in Yilmaz Erdogans Künstlerepos. Und ebenso wie Übelkeit bei Frauen im Film unweigerlich auf Schwangerschaft schließen lässt und Kopfschmerzen bald zum Gehirntumor werden, weiß man beim Anblick blutiger Taschentücher: Das kann kein gutes Ende nehmen – und so ist es auch in „The Butterfly's Dream", denn wie es sich für ein zünftiges Melodram gehört gehen Liebe und Leid hier Hand in Hand. Der historische Hintergrund seines Schmachtfetzens interessiert Regisseur Erdogan dabei nicht ernsthaft, obwohl er zu Beginn des Films per Schrifttafel von einem Gesetz zur Zwangsarbeit berichtet, das während des Zweiten Weltkriegs eingeführt wurde. Die zwei, drei Szenen, in denen dann tatsächlich Zwangsarbeiter durch das Dorf getrieben werden, wirken fast malerisch und geradezu fragwürdig mutet ein Ausflug von Muzaffer und Suzan in die Kohlemine an: Wie Elendstouristen tummeln sich die beiden Schönen zwischen den ausgemergelten Arbeitern.

    Viel interessanter als der halbherzige Hinweis auf die Zwangsarbeiter wären ein paar Informationen über die drei Dichter gewesen, die nach Publikation und Nachruhm streben. Denn besonders Behcet Necatigil ist in der Türkei ein hoch anerkannter Poet, und auch Muzaffer und Büsüg sind reale Figuren. In Wirklichkeit waren alle drei übrigens im gleichen Alter und standen nicht in einem Lehrer-Schüler Verhältnis wie es die Filmemacher suggerieren. Aber wichtiger als die historische Akkuratesse ist Erdogan sowieso das Beschwören der Macht und der Kraft von Liebe und Poesie. Dazu greift er auffällig häufig auf Zeitlupenaufnahmen und aufmerksamkeitsheischende Kranfahrten zurück, aber auch wenn er es damit etwas übertreibt, kann er den wackeren Jungstars in den Hauptrollen nicht die Schau stehlen.

    Die beiden männlichen Hauptdarsteller Kivanc Tatlitug und Mert Firat („Love In Another Language - Başka Dilde Aşk") sowie ihre weibliche Partnerin Belcim Bilgin („Love Is Just A Coincidence - Aşk Tesadüfleri Sever") sind vor allem aus türkischen Seifenopern (und aus der Klatschpresse) bekannt und das sieht man dem gutaussehenden Trio auch an. Begnadete Schauspieler sind sie nicht, aber hübsch anzusehen ist es allemal, wenn sie leidenschaftlich lieben und leiden. Das Ganze bleibt übrigens wohlgemerkt ausgesprochen züchtig. Mehr als ein zarter Kuss ist da nicht drin (und der auch nur nach Eheschließung), von nackter Haut ganz zu schweigen. Dass es hier so sittsam zugeht, zeigt, wie weit die türkischen und die westlichen Moralvorstellungen voneinander entfernt sind. Doch das ist in diesem Fall keineswegs unangenehm: Wenn die Liebenden sich anschmachten, mit Inbrunst Gedichte vortragen oder ihnen mit leuchtenden Augen lauschen, dann ist das zwar nicht subtil, aber schön kitschig.

    Fazit: In seinem epischen Liebes-Melodram „The Butterfly's Dream" beschwört Yilmaz Erdogan die Kraft der Poesie. Das mutet zwar zuweilen arg simpel an, doch die sympathischen und vor allem sehenswerten Hauptdarsteller gleichen so manche Schwäche aus.

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