Gleich mit ihrem Leinwanddebüt als Femme Fatale in der Agentenfilm-Parodie „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ begeisterte die französische Schauspielerin Reem Kherici und erlange einige Aufmerksamkeit. In der Culture-Clash-Komödie „Paris um jeden Preis“ übernimmt die Aktrice nun nicht nur die Hauptrolle, sondern debütiert auch als Drehbuchautorin und Regisseurin. Herausgekommen ist eine weitgehend leichtfüßige Culture-Clash-Komödie, die die kulturellen Konflikte der Figuren als Aufhänger für eine etwas allzu bekannte Erzählung nutzt.
Maya (Reem Kherici) lebt als junge Designerin seit zwanzig Jahren in Paris und hat ihre alte Heimat Marokko schon lange nicht mehr besucht. Als eine begehrte Festanstellung bei einem Top-Modelabel in greifbare Nähe rückt, offenbart eine harmlose Verkehrskontrolle, dass Mayas Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen ist. Prompt wird die Dame nach Marokko abgeschoben – und muss sich von heute auf morgen mit ihrer Familie herumschlagen. Der Vater (Mohamed Bastaoi) spricht nicht mit seiner Tochter, der Bruder (Tarek Boudali) erweist sich als wahrer Quälgeist und die Oma (Fatima Naji) hätte die Enkelin am liebsten dauerhaft in Marokko. Ihrem Chef (Stéphane Rousseau) gegenüber vertuscht Maya die Ausweisung derweil und arbeitet an ihrer Rückkehr in die Pariser Modewelt: Um die Festanstellung zu ergattern, muss Maya binnen zwei Wochen ein Kleid für eine Fashion-Show entwerfen.
Während in Culture-Clash-Komödien wie „Almanya – Willkommen in Deutschland“ oder „Willkommen bei den Sch'tis“ auf überraschende, oft warmherzige und originelle Art und Weise mit den Eigenarten verschiedener Kulturen jongliert wird, erweist sich „Paris um jeden Preis“ als etwas zu lauwarmer Aufguss desselben Grundrezepts. Reem Kherici mobilisiert allerhand Klischeevorstellungen über die hippe Pariser High Society und die exotische marokkanische Landbevölkerung, deren „Lebensraum“ der Film in Werbefilm-ähnliche Postkartenbilder verpackt. Als eine andere Form von Eye-Candy fungieren die sommertauglichen und daher knappen Outfits der Hauptdarstellerin, die im muslimischen Marokko selbstredend auch Stoff für die eine oder andere Pointe hergeben. Spaß macht die Sommerkomödie dabei vor allem dann, wenn die Figuren von vornherein als überzogene Karikaturen daherkommen oder sich die Ereignisse in rar gesäten Momenten hysterisch überschlagen.
Reem Kherici verkürzt die komplexe Thematik rund um Abschiebung und kulturelle Zerrissenheit auf die für einen harmlosen Unterhaltungsfilm nötigen Punkte und zeigt daneben auch die weniger glamourösen Seiten der Pariser Modewelt. Das ist per se kein Problem, zumal es auch recht gut funktioniert. Problematisch ist allerdings, dass der Regisseurin und Autorin um ihre Handlung voran zu bringen nicht viel mehr einfällt als die Anhäufung unglaubwürdiger Wendungen, die schon mit der abrupten Ausweisung ihren Anfang nimmt. Wie in jeder Komödie, in der verschiedene Kulturen aufeinander prallen, spielen die Vorurteile und Klischeevorstellungen des Personals und Publikums eine Hauptrolle. In diesem Fall sind das die zahlreichen Vorurteile, die Maya über ihr Geburtsland hegt, sowie die Ideen, die Mayas Familienmitglieder vom Treiben in der Modehauptstadt Paris haben. Das führt zu einigen amüsanten Szenen, insgesamt werden aber zu oft oberflächliche Binsenweisheiten zur Herausstellung der Unterschiede bemüht.
Fazit: „Paris um jeden Preis“ ist eine kurzweilige, aber auch ziemlich oberflächliche Culture-Clash-Komödie, in der es eine Pariser Modedesignerin ins ferne Marokko verschlägt.