Enttäuschendes Ende einer tollen Film-Reihe...
Und mit traurig meine ich leider nicht das Gefühl, dass man bekommt, wenn man durch einen Film gerührt ist, sondern das Gefühl, wenn man merkt, dass ein Film, auf den man so lange gewartet hat, leider nicht so gut ist, wie erhofft. Die Filmreihe „Die Tribute von Panem“ startete erfolgreich im Jahre 2012. Mit „Catching Fire“ und „Mockingjay 1“ wurde diese Filmreihe mehr als nur erfolgreich fortgesetzt. Leute auf der ganzen Welt waren fasziniert von der Buchverfilmung. Regisseur Francis Lawrence war seit dem zweiten Teil verantwortlich für die Filme und drehte Teil 1 und 2 von „Mockingjay“ zusammen. Im November 2015 war es dann soweit und das Finale der Filmreihe lief in den Kinos an mit erneut guten Kritiken. Überraschenderweise spielte der letzte Teil von allen vier Filmen am wenigsten an den Kinokassen ein, performte aber mit 653 Millionen Dollar immer noch sehr gut. Und trotzdem… Ich war enttäuscht. Und auch nach dem zweiten Ansehen, gefällt mir das Finale der Hunger Spiele nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hätte.
Nachdem Katniss von Peeta fast erwürgt wurde, will sie nun alles daran setzen, diesen Krieg zu beenden. Präsident Snow muss sterben und das denkt insgeheim wohl jeder in der Rebellion. Doch Katniss´ Ruf als Spotttölpel lässt sie nicht weiter kommen. Katniss muss eine Entscheidung treffen, die nicht nur sie und die Rebellion betrifft, sondern auch Peeta, der durch die Folter des Kapitols wie ausgewechselt ist…
Zuerst einmal die guten Dinge: Der Film sieht gut aus und ist technisch nicht schlecht gemacht. Die CGI-Effekte sehen gut aus, die farblose Gestaltung der Szenerie ist sehr passend zur hoffnungslosen Aussicht der Figuren und gerade die Action, die hier im Film natürlich eine zentrale Rolle spielt (immerhin sind wir im Finale der Reihe), ist sehr überzeugend umgesetzt. Und James Newton Howards Score ist wieder stark, seine Arbeit ist durchweg klasse gewesen in meinen Augen.
Die Darsteller sind ebenfalls gut, wie in den Teilen zuvor. Es schmerzt nach wie vor Philip Seymour Hoffman zu sehen, der zur Zeit der Veröffentlichung des Films breits fast zwei Jahre verstorben war. Er hatte fast alle Szenen damals beendet, dennoch merkt man, dass seine Screentime hier zurecht gekürzt wurde. Eine Szene von ihm wurde an Woody Harrelsons Charakter Haymitch übertragen. Es ist schade, dass man von ihm so wenig sieht, aber ich respektiere die Entscheidung des Teams ihn nicht mit einem Bodydouble und CGI zu ersetzen, sondern das Problem anders zu lösen.
Was ich besonders mag: Der Film (bzw. die Story) schickt die Heldin Katniss nicht an die Front des Krieges. Also sie rennt nie (sagen wir fast nie) ohne zu überlegen ins Kampfgeschehen und hinter ihr ist eine Armee von Soldaten mit folgendem Kriegsgetümmel und gigantischer Schlacht. Stattdessen sollen Katniss und ihr Team nachrücken und weitere Propaganda-Videos drehen, um der gegenüberliegenden Seite die Möglichkeit zu geben zu kapitulieren. Das ist etwas, was ich immer an den Filmen geschätzt habe: Das Töten steht nie im Vordergrund und wird auch nie verherrlicht. Wenn dann ist es der letzte Ausweg. Auch dieser Teil zeigt das sehr gut, vor allem im überraschenden Ende.
Weiterhin hat der Film auch den Mut größere Figuren sterben zu lassen. Wie schon bei Teil 1 ist „Mockingjay 2“ erstaunlich düster und brutal für einen FSK-12-Film. Es gibt sogar eine unheimliche Szene, die ohne Zweifel ihre Inspiration im Horrorklassiker „Alien“ gefunden hat.
Doch warum hat mir „Mockingjay 2“ dennoch nicht so zugesagt? Zum einen hat der Film ein großes Kitschproblem. Das hatten die vorherigen Teile auch schon, aber hier ist es wirklich unerträglich. Das Liebesdreieck zwischen Katniss, Peeta und Gale wird hier auf absurde Weise auf den Gipfel getrieben, wenn die beiden Kerle sich darüber unterhalten, wen Katniss nun nehmen wird. Diese Szene allein wirkt wie die Diskussion von zwei Fans auf einer Fan-Seite. Daneben gibt es ein paar dämliche Logiklücken, wie etwa Katniss, die sich von einem Gegner auf dümmste Art überrumpeln und fast töten lässt. Und warum haben sie und ihr Team keinen Kopfschutz, wenn sie durch die von Fallen verseuchte Stadt ziehen?
Doch mein größtes Problem liegt einfach in der Umsetzung des letzten Drittels. Auf Papier sieht das Ganze sehr gut aus: Es gibt dramatische Wendungen, Action und viele Momente, auf die man als Fan gewartet hat. Und dennoch hat mich vieles einfach kalt gelassen. Für mich eine Frage des Tempos, denn der Film rast am Ende durch viele große Schicksalsschläge, die den Figuren passieren. Es passiert so viel und das Drehbuch versucht verzweifelt alles mit plumpen Expositions-Dialogen zu erklären. Dabei wurde das letzte Buch schon in zwei Filme gesplittet, um genau so was zu vermeiden. Zudem finde ich, dass viele der Nebenfiguren leider zu sehr vernachlässigt wurden. Es geht um Katniss und Peeta und teilweise Gale, aber der Rest der Charaktere hat vergleichsweise wenig Screentime und hinterlässt dahingehend auch wenig Eindruck. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass viele der Figuren erst in „Mockingjay 1“ eingeführt wurden und wenig Zeit hatten sich zu etablieren. Stattdessen werden einige Figuren (siehe Gale oder Präsidentin Coin) in bestimmte Richtungen forciert, damit bestimmte Dinge im Film passieren können… Für mich hat das Finale vom Finale der Reihe dadurch deutlich an Kraft verloren.
Fazit: Na ja… Viele Fans werden sicherlich genau das bekommen, was sie sich gewünscht haben: Action, Spannung und große Emotionen. Doch ich bin nach wie vor enttäuscht über das Ergebnis. Es gibt in „Mockingjay 2“ gute Elemente, aber für mich ist dies der deutlich schwächste Teil der Reihe.