Das letzte Kapitel eines großen Romans ist der Moment auf dem alles hinaus läuft, auf dem Millionen Leser warten und mit dem sie befriedigt werden wollen. Nun habe ich das Buch Mockingjay nicht gelesen und so nahm ich es hin, als ich von der Aufteilung auf zwei Abendfüllende Spielfilme erfuhr. Vielleicht ist es ja nicht nur ein kommerzieller Gedanke, sondern künstlerisch Notwendig um alle wichtigen Handlungs Stränge würdig zusammen zu führen. Mockingjay Teil 1 war sicher sehr düster und unterhaltsam, passiert ist aber im Prinzip nicht sehr viel. Und so war ich gespannt, welche Überraschungen das Finale den nun bietet und ob die Aufteilung sinnvoll war. Mockingjay Teil 2 hat einige große Momente, eine gute Bildsprache und wieder einmal eine taffe Jennifer Lawrence, die das Maximum aus ihrer Figur heraus holt. Doch bin ich ein wenig enttäuscht, den gerade das Finale ist ein wenig dürftig ausgefallen, und der große Wende Punkt in der Geschichte war leider meilenweit vorher zu erahnen......
Die beiden ersten Teile über die Hungerspiele überzeugten mit viel Spannung, Einfallsreichtum und guten Darstellern. So war Catching Fire eine starke Episode und ein Plädoyer dafür, was Menschen alles tun um zu überleben. Das Ende war sau spannend und ließ einiges erhoffen. Im letzten Teil wurden dann alle Schachfiguren in Position gebracht, Alma Coin die Präsidentin von District 13 eingeführt und ihre Absichten erläutert. Katniss war als Spottölpel zu einem Medienstar geworden und dient nun als Propaganda Werkzeug, um den Aufstand der Distrikte gegen das Kapitol anzuführen. So ist die erste Stunde von Mockingjay Teil 2 fast schon ein reiner Kriegsfilm, den ganz so einfach wird der Sturm gegen Snow natürlich nicht werden. Überall sind Fallen aufgestellt, und nicht jeder Freund wird sich bis zu Ende als dieser herausstellen und umgekehrt. Das ist für einen Jugendroman mit recht drastischen und kühlen Bildern dargestellt, plätschert aber auch ein wenig vor sich hin. Die Gruppe um Katniss erledigt eine Falle nach der anderen, und manchmal sind die Dialoge ein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Klar gibt es gerade mit Peeta viel zu Besprechen, den keiner kann sich sicher sein das er nach der Folter im Kapitol wirklich noch der Freund ist. Doch hemmt das ganze immer wieder den Erzähl Fluss. Auch hätte ich mir visuell District 1 ein wenig opulenter und farbenfroher vorgestellt, immerhin wurde uns in den vergangenen Teilen eine schier nicht an Dekadenz und Reichtum zu übertreffende Gesellschaft gezeigt. Es geht immer wieder durch raue und kalte Keller, durch triste U-bahn Stationen und an kahlen Häuserschluchten vorbei. Die beste Szene bietet ein Kampf mit monströsen Unterwasser Leichen in einem Schacht, was sehr spannend und Action geladen inszeniert wurde und auch visuell einiges her macht, wenn sich Wasser und Feuer abwechseln und die Kamera immer wieder auf und ab taucht. Vor dem Palast von Snow angekommen geht es dann Schlag auf Schlag. Bomben werden geworfen und Katniss sieht sich alsbald mitten drin im finalen Zug. Hier geht einiges etwas zu gehetzt, fast so als wollten die Macher verlorene Zeit wieder aufholen, man bekommt einen Plot Point (Wendung) nach der anderen serviert und kann nur schwer diese Dinge verdauen, weil dazu einfach keine Zeit bleibt. Die finale Wendung war dann leider doch vorhersehbar, zumindest für mich. Da war klar das der Roman noch mal einen Schlenker macht um dann einen wow Effekt zu erzielen, der bei mir leider etwas verpufft ist, wenngleich das ganze aber ordentlich gefilmt worden ist.
Die Schauspieler machen alle ihre Sache gut, die einen haben mehr zu tun, manche wie etwa Elisabeth Banks als Effie oder auch Stanley Tucci als spießig überdrehter Showmaster verkommen aber nur noch zu Statisten. Philip Seymour Hoffman hatte im Buch bestimmt mehr zu tun, da der Schauspieler aber leider gestorben ist fallen seine Auftritte ebenso sehr dürftig aus. Woody Harrelson als Ratgeber und Trunkenbold gefällt wie immer in seinen Szenen, die aber ebenfalls sperrlicher sind als in den Teilen zuvor. Die Jung Darsteller spielen ebenso solide bis gut, Josh Hutcherson hat am meisten Charakter Entwicklung, den bis zu letzt weis der Zuschauer nicht ob ihm zu trauen ist oder nicht. Diese Ambivalenz spielt er gewohnt gut. Liam Hemsworth ist ein wenig eine arme Sau, den offenbar mochte die Autorin seine Figur nicht weswegen er leider auch hier wieder zum Stichwort Geber für Katniss verkommt, und die Auflösung der Dreiecks Beziehung ist ohne zu spoilen so kalt und Abgehackt, das es einen emotional leider kaum mitnimmt, da hätte ruhig ein wenig mehr Feingefühl investiert werden können. Donald Sutherland spielt wieder perfide den Präsidenten Snow, der bis zu letzt an seine Welt und Vorstellungen glaubt, es ist auch seinem Spiel zu verdanken, das die Vorsehung des Plots nicht zur Makulatur verkommt. Julianne Moore ist zurecht mit dem Oscar für Still Alice ausgezeichnet worden, kühl und berechnend ist sie die Anführerin des Widerstandes, die Katniss ebenso benutzt wie Snow es tut um an ihre Ziele zu kommen, das ist bravurös gespielt. Zu letzt sei wieder einmal Jennifer Lawrence erwähnt, für die Qualität einer Geschichte kann sie nichts, auch nicht für den einen oder anderen schwülstigen Dialog, sie verschmilzt wie immer mit ihrer Figur, gibt ihr Wärme und Tiefgang und ist auch im letzten Teil die perfekte Besetzung.
Initiatorisch bewegen sich die Macher auf soliden Fudament, die Effekte sind ok, das Design scheint der Buchvorlage gut zu entsprechen und die Kamera fängt die Districte gekonnt ein. Regisseur Francis Lawrence kann auch hier nichts weiter machen als zu versuchen, so gut wie möglich Spannung aus dem Franchise zu ziehen. Die Trennung auf zwei Teile ist für mich quatsch, da gut 2 Drittel an Dialogen die Handlung nicht sonderlich voran bringen. Eine Straffung wäre bestimmt nicht ungeschickt gewesen, so müssen sich nun zwei Filme dem finalen Konstrukt von Autorin Collins stellen, und das machen sie auf ordentlichen Niveau. Die Bildsprache stimmt, die Darsteller haben viel Spiellaune und ein paar Szenen haben eine gute Sog Wirkung. Am Ende wirkt alles aber ein wenig zu abgehakt, was sich Lawrence durchaus zu Vorwurf machen muss, den für den Schnitt ist er als Regisseur mitverantwortlich. Und die letzten zehn Minuten kann er sich dann gar nicht entscheiden, wo der Finale Strich gezogen werden soll. Es wirkt fast so als wolle man sich hier nicht von Jennifer Lawrence verabschieden, die durch gefühlt zehn verschiedene "Enden" durch muss.
Fazit: Der große Wurf war es am Ende doch nicht. Mockingjay Part 2 ist ein veritabler Kriegsfilm, mit einigen Schauwerten, guten Schauspielern und soliden Effekten. Durch die Aufteilung ist aber einiges an Tempo und Spannung verloren gegangen, ebenso wurde ein passendes Ende versäumt. Unterhalten ist man trotzdem über die komplette Laufzeit, nur die Erwartungen an den mega Plot Point sollten runtergeschraubt werden.