Mein Konto
    Way of the Samurai
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Way of the Samurai
    Von Robert Cherkowski

    Lange Zeit waren Martial-Arts-Filme als Nischenprogramm für einfach gestrickte Haudraufs verschrien, die selbst in schummrigen Dorfvideotheken verschämt auf Hüfthöhe einsortiert waren. Erst im Windschatten von Quentin Tarantinos „Kill Bill"-Doppelschlag wurde eine breitere Öffentlichkeit auf die Vorbilder des Amerikaners aufmerksam. Findige DVD-Verleiher wurden nicht müde, einen Tarantino-Verweis auf jeden chinesischen Martial-Arts-Klopper zu schmieren. Allerdings war die große Zeit des chinesischen Kampfkunstkinos damals auch schon wieder vorbei. Thailand hatte mit den Produktionen von Prachya Pinkaew und seinem Star Tony Jaa die Führung übernommen und lieferte drastische Spektakel wie „Ong Bak", „Born to Fight", „Revenge Of The Warrior" oder „Chocolate" ab. Thailändische Action stellte ihr Hong-Kong-Pendant in Sachen Wucht und künstlerischer Verspieltheit locker in den Schatten und tauschte die grazile Kung-Fu-Kampfkunst gegen den kontaktreichen und sehr brutalen Muay-Thai-Stil ein. Bahnt sich in diesem Sinne mit Nopporn Watins Historienschinken „Way of the Samurai" etwa ein neuer Action-Geheimtipp an? Leider nicht – der Film ist in vielerlei Hinsicht eine Enttäuschung.

    Thailand im 16. Jahrhundert: Der desillusionierte Samurai Yamada Nagamasa (Seigi Ozeki) hat seiner Heimat Japan den Rücken gekehrt und sich in Thailand niedergelassen. Dem Krieg jedoch kann er auch hier nicht entkommen. Als das Königreich Ayothaya in Kampfhandlungen mit Burma verwickelt wird, schlägt er sich auf die Seite seiner neuen Heimat und lässt seine Klinge gegen die Burmesen walten. Nach getaner Arbeit ist die Gefahr jedoch noch nicht vorbei. Mysteriöse Samurai-Krieger aus Yamadas alter Heimat schleichen durchs Unterholz und verbreiten Angst und Schrecken. Eines Nachts lauern sie auch Yamada auf. Nur durch Glück und mit Hilfe des Muay-Thai-Kämpfers Ai-Seua (Buakhao Paw Pramuk) gelingt es ihm, die Strolche abzuwehren. Zusammen mit Ai-Seua versucht Yamada, dem Geheimnis der mörderischen Samurai auf den Grund zu gehen...

    Von einem historischen Schlachtenepos erhofft man sich in der Regel keine innovative Handlung, klar verteilte Gut/Böse-Schemata taugen dem Genre immer noch am besten. Zumindest in der Theorie trifft das auch auf „Way of the Samurai" zu: Die einfache Story vom abenteuerlustigen Samurai im Kampf gegen seine einstigen Weggefährten sollte schnell erzählt sein und den Protagonisten viel Freiraum zur Entfaltung und zur Demonstration ihrer Fähigkeiten bieten. Genau das will hier jedoch schlichtweg nicht gelingen. Die Darsteller arbeiten ihre Skriptzeilen ab, ohne ihre Figuren dabei greifbar und interessant zu gestalten. Darüber hinaus erweist sich Regisseur Nopporn Watin auch noch als ungelenker Erzähler, wenn er die sehr simple Geschichte auf fast 100 Minuten Kitsch auswalzt, ohne dabei auch mal Druck zu machen und Spannung aufzubauen.

    All das wäre verschmerzbar, wenn mit der Action wenigstens das eigentliche Versprechen des Films eingelöst worden wäre. Die Kampfszenen strotzen zwar vor der öligen Körperlichkeit, die halbnackte Dschungelkrieger nun mal verströmen – dynamisch und aufregend sind sie jedoch zu keinem Zeitpunkt. Eine statische Kamera fängt klobige und höchst unspektakuläre Handgreiflichkeiten von der Stange ein. Schläger schlagen, Schläger fallen. Keine Experimente. Wo Tony Jaa im stilistisch verwandten „Ong Bak 2" noch mit körperlichen Exzessen und Kameramann Nattawut Kittikhun mit hoher Beweglichkeit auftrumpfen konnten, scheint hier niemand über den Tellerrand des schlichten Prügelfilms gucken zu wollen.

    „Way of the Samurai" fehlt ein starkes visuelles Konzept – außer Gelbfiltern und Postkartenmotiven hat Watins Ästhetik kaum etwas zu bieten. Ohne rechtes Gespür für den Rhythmus der Kämpfe wird hier von Normalzeit auf Zeitlupe und Zeitraffer umgesprungen; anders als ein Zack Snyder („300") verbindet der Thailänder diese Technik allerdings nicht mit einer erkennbaren künstlerischen Vision. So wirkt „Way of the Samurai" angestrengt hip und erinnert in seinen schlimmsten Momenten ausgerechnet an den italienischen Barbaren-Trash der frühen 80er. Der war wenigstens noch unfreiwillig komisch und deswegen gelegentlich ganz spaßig. „Way of the Samurai" jedoch ist so unverhohlen auf Coolness gebürstet, dass dabei kein charmanter Trash-Appeal, sondern bloß große Langeweile herumkommt.

    Fazit: „Way of the Samurai" beweist, wie langweilig 100 Minuten Geprügel sein können. Das neue Action-Highlight aus Thailand, das die DVD-Aufschrift noch vollmundig verspricht, ist nirgendwo in Sicht.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top