Seit die meisten Filmstudios ihr Geld lieber in Sequels oder Remakes investieren, sind originelle Horror-Produktionen aus den USA zu einer Rarität geworden. Regisseur Ti West ist zwar mit „Cabin Fever 2" (2009) auch schon Teil der Fortsetzungsmaschinerie geworden, überraschte aber zumindest mit dem ebenfalls 2009 erschienenen „The House of the Devil" mit einer Hommage an das Horrorkino der 70er Jahre, die dennoch seine ganz eigene Handschrift trug. In seinem neuen Werk „The Innkeepers" gewinnt West dem Haunted-House-Horror mit viel Charme und Witz nicht nur neue Facetten ab, gleichzeitig präsentiert sich die Geschichte um ein verfluchtes Hotel auch deutlich zugänglicher als die bisherigen Filme des Horror-Spezialisten. Auf dem Fantasy Filmfest 2011 zählt die Grusel-Mär zu den Highlights, auch wenn mit dem etwas unbefriedigenden Ende dann ein kleiner Wehrmutstropfen nicht ausbleibt.
Irgendwo im trüben Neuengland: Den zwei Hotelangestellten Claire (Sara Paxton) und Luke (Pat Healy) steht ein langweiliges Wochenende bevor. Tapfer halten die beiden Mittzwanziger an der Rezeption der Herberge „Yankee Pedlar Inn" die Stellung. Claire und Luke haben lediglich zwei weitere Arbeitstage abzuleisten – denn das Hotel, in dem es angeblich spukt, soll dem Erdboden gleich gemacht werden. Es verirren sich kaum noch Gäste in die alte Herberge und so vertreiben sich die beiden Hotelangestellten die Zeit mit irrwitzigen Debatten über paranormale Erscheinungen, bis sie beschließen, den Spukgeschichten, die sich um das Hotel ranken, nachzugehen...
Einen Großteil seines Charmes bezieht „The Innkeepers" aus der tollen Leistung seines Hauptdarsteller-Duos. Die Chemie zwischen der bezaubernden Sara Paxton und dem etwas nerdigen Pat Healy stimmt einfach und so fällt es nicht weiter schwer, sich mit ihren Figuren zu identifizieren. Der Inhalt der Gespräche zwischen den beiden Kollegen ist dabei oft augenzwinkernder Natur, so dass vor allem in der ersten Hälfte des Films für reichlich komische Momente gesorgt ist. Dennoch ist „The Innkeepers" keine Horror-Komödie und so gelingt es West im weiteren Verlauf, den Witz zugunsten der Spannungsmomente zurückzuschrauben.
Der Regisseur begeht zum Glück nicht denselben Fehler wie Troy Nixey im – ebenfalls beim Fantasy Filmfest gezeigten - „Don't Be Afraid Of The Dark". West verleiht seiner Bedrohung lange Zeit kein Gesicht, der Grusel ist damit ungleich effektiver. Eine gewichtige Rolle spielt dabei auch die hervorragende Geräuschkulisse, ein kleiner aber feiner Seitenhieb gegen den Found-Footage-Hype inbegriffen. So gehen Claire und Luke den mysteriösen Phänomenen nicht wie ihre Kollegen aus „Paranormal Activity" mit der wackeligen Handkamera auf den Grund, sondern spüren den Gespenstern mit einem empfindlichen Mikrofon hinterher.
Die Handschrift von Ti West bleibt dabei jederzeit erkennbar. Der Filmemacher intensiviert die tolle Atmosphäre durch einen nostalgischen Look, der durch die Kameraarbeit von Eliot Rockett bestens unterstrichen wird. Auch die stimmungsvolle Musik von Jeff Grace fügt sich passgenau in das Setting. Die Inszenierung des mittlerweile fünften Films des Regisseurs ist somit schlicht über jeden Zweifel erhaben und im Gegensatz zu Wests „House Of The Devil" bleibt „The Innkeepers" durch seinen äußerst harmonischen Aufbau dabei noch angenehm zugänglich.
Leider lässt das Ende dann doch etwas ratlos zurück, denn ein richtiger Höhepunkt fehlt der Geschichte. Selbstverständlich kommt auch „The Innkeepers" mit einer Art Auflösung daher – diese erfolgt jedoch höchst abrupt und wirkt seltsam gleichgültig. Weiter bleiben einige aufgeworfene Fragen gänzlich unbeantwortet. Zwar brauchen Gespenster im Grunde keine menschlichen Motive, die eine oder andere Erklärung für das schaurige Treiben hätte man dann aber doch ganz gerne gehabt. So werden einige lose Enden der Handlung nicht zusammengeführt, was den ansonsten starken Gesamteindruck etwas trübt.
Fazit: Mit „The Innkeepers" bereichert Regisseur Ti West das Fantasy Filmfest 2011 mit einer originellen Variation des Haunted-House-Themas. Einige Schwächen im Abschluss verzeiht man da gerne.