Junge schöne Frauen in alten abgelegenen Landhäusern – von Alfred Hitchock („Rebecca“) über Alejandro Amenábar („The Others“) bis hin zu Cary Fukunaga („Jane Eyre“) haben sich schon etliche hochkarätige Filemacher eines solchen Gothic-Settings für ihre Mystery-Dramen bedient. Und anscheinend haben gerade die Briten ein besonderes Händchen für den schönen Schauer in alten Gemäuern: So stammen neben dem Master of Suspense auch die Autorinnen Daphne du Maurier (Romanvorlage für „Rebecca“) und Charlotte Brontë („Jane Eyre“) aus dem Vereinigten Königreich. In der Tradition dieser originellen Schauergeschichten steht nun auch Eric D. Howells Mystery-Gothic-Drama „Voice From The Stone - Ruf aus dem Jenseits“, das zur Abwechslung mal auf einem italienischen Roman basiert („La Vocce Della Pietra“ von Silio Raffo) und in der Toskana spielt. Aber die Fußstapfen der genannten Vorbilder erweisen sich für Howell dann doch als gleich mehrere Nummern zu groß.
Die italienische Toskana in den 1950er Jahren: Die ernste junge Krankenschwester Verena (Emilia Clarke) tritt eine neue Stelle in einem alten Landhaus an. Dort soll sie sich um den kleinen Jakob (Edward Dring) kümmern, der seit dem tragischen Tod seiner Mutter vollkommen verstummt ist. Der Vater Klaus (Marton Csokas) erzählt ihr, dass sein Sohn eine offenbar körperlose Stimme hört, welche von der Mutter stammen könne. Während Verena noch damit beschäftigt ist, sich in das angespannte Familiengefüge in dem unheimlichen Gemäuer einzufinden, beobachtet sie eines Tages, wie Jakob an einem Loch in einer Steinwand lauscht. Zunächst kann sie selbst nichts hören. Aber als Verena näher herantritt, muss sie feststellen, dass die Stimme tatsächlich existiert...
In einer der ersten Szenen des Films kommt Verena in der Toskana an - eine extrem atmosphärische Sequenz und zugleich ein Lehrstück in Sachen Gothic-Grusel: Die Ankommende fährt mit dem Bus durch eine pittoreske, zunehmend immer nebeliger werdende Landschaft mit alten Dörfern und dunklen Wäldern. Das letzte Stück zum alten Landhaus geht Verena zu Fuß einen einsamen Waldweg entlang, während dicke Nebelschwaden über dem Boden wabern. Sie passiert einen auf dem Boden liegenden, offenbar abgebrochenen Kopf einer antiken Statue und erreicht schließlich ein hohes schmiedeeisernes Tor, das sich mit einem hyperrealen Knarren vor ihr öffnet und so den Blick auf das festungsartige Anwesen freigibt. In dieser Art geht es weiter, bis Verena ihr erstes Gespräch mit Jakobs Vater hat. Dabei setzt Regisseur Eric D. Howell durch einzelne raffinierte Details (wie ungewöhnliche Blickwinkel) immer wieder originelle visuelle Akzente. Zu der stimmigen Optik gesellt sich ein ebenso gelungenes Sound-Design, das die besondere Bedeutung, die Stimmen und andere Klänge in dieser mit „Voice From The Stone“ passend betitelten Gothic-Mär innehaben, auf effektive Weise unterstützt.
Soweit so erfreulich. Aber leider wird „Voice From The Stone“ den zu Beginn geweckten positiven Erwartungen im weiteren Verlauf der Handlung kaum gerecht. So gelingt es etwa dem Australier Marton Csokas (bekannt als Celeborn aus Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie) in keiner Minute, die Trauer und Verzweiflung von Jakobs Vater halbwegs glaubhaft zu vermitteln. Stattdessen irritiert Csokas mit seiner anhaltenden Gesichtsstarre und dem abgehackten Herausbellen einzelner Satzfragmente. Anfänglich wird Csokas schauspielerisches Unvermögen noch zu großen Teilen noch von der wesentlich überzeugenderen Emilia Clarke („Game Of Thrones“) in der Rolle der zurückhaltenden, aber bestimmt auftretenden Verena aufgefangen. Doch sobald auch Verena im weiteren Verlauf der Handlung immer emotionaler wird, schwindet auch die Glaubwürdigkeit dieser Figur. Zudem schleppt sich die Handlung nur noch äußerst träge voran. Und sobald die Geschichte endlich in die Gänge kommt, gerät sie auch schon direkt aus den Fugen. Da können auch kitschig gefilmte Nacktszenen mit Emilia Clarke und ein genreüblicher Schlusstwist die Sache nicht wirklich wieder ins Lot bringen.
Fazit: Das Mystery-Drama „Voice From The Stone“ beginnt zwar recht vielversprechend, lässt dann jedoch schon bald stark nach, gerät zwischenzeitlich fast völlig aus dem Leim und fängt sich auch am Ende nur bedingt wieder.