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    Paris Manhattan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Paris Manhattan
    Von Ulf Lepelmeier

    Wenn man nach den Erfolgsmeldungen der vergangenen Monate (Oscar für „The Artist", Zuschauerrekorde für „Ziemlich beste Freunde") und der sehr positiven Resonanz auf Festivalfilme wie Leos Carax‘ faszinierendes Traumspiel „Holy Motors" und Jacques Audiards kraftvolles Drama „Rust and Bone" geht, ist das französische Kino 2012 mal wieder obenauf. Das bestätigt auch die romantische Komödie „Paris-Manhattan", die mit jeder Menge Charme und Dialogwitz auftrumpft. Sophie Lellouche hat ihr Regiedebüt in der Stadt der Liebe angesiedelt und luftig-leichtes Flair mit pointierten Dialogen in der Art des ewigen Stadtneurotikers Woody Allen verbunden. Dabei entstand eine liebevolle Hommage an den Regisseur von „Midnight in Paris" und ein zauberhaft amüsantes Filmvergnügen.

    Wie schwer es manchmal ist, Kopf und Herz in Einklang zu bringen, davon kann die so liebenswerte wie eigensinnige Alice (Alice Taglioni) ein Lied singen. Die hübsche junge Frau ist Mitte Dreißig und zum Missfallen ihrer Eltern immer noch Single, was den Vater (Michel Aumont) dazu antreibt, Visitenkarten seiner Tochter an potenzielle Partner zu verteilen. Doch auch wenn Alice nicht die Bilderbuchehe ihrer Schwester Hélène (Marine Delterme) vorweisen kann, strahlt sie zumeist unbändige Lebensfreude aus. Ihren Kunden hilft die Apothekerin nicht nur mit Arzneien, sondern auch mit individuell ausgewählter filmischer Medizin: Vornehmlich drückt sie ihnen dabei Werke ihres absoluten Lieblingsregisseurs Woody Allen in die Hand. Sucht sie des Nachts Rat in Lebens- und insbesondere Liebesfragen, tritt Alice selbst gern ins Zwiegespräch mit dem Filmemacher und lauscht dessen neurotischen Weisheiten: Sie redet dann mit Allens Konterfei auf einem Poster in ihrer Wohnung. Doch dann lernt sie den charismatischen, aber wenig romantisch veranlagten Alarmanlagenkonstrukteur Victor (Patrick Bruel) kennen...

    Sophie Lellouches Verehrung für Woody Allen erweckte in ihr den Wunsch, selbst Filme zu inszenieren. Doch gleichzeitig schüchterten sie das Schaffen des Vorbilds und auch das immense Talent anderer junger Regisseure so stark ein, dass sie nach der Realisierung eines Kurzfilms eine zwölfjährige Schaffenspause einlegte. Als sie sich einmal mehr Allens „Manhattan" anschaute, weckte ein Satz des Protagonisten Isaac Davis die zögernde Debütantin jedoch nach eigenem Bekunden aus ihrem Dornröschenschlaf: „Talent ist Glückssache, das Wichtigste im Leben ist Mut." Also fasste Lellouche neues Selbstvertrauen und setzte sich an das Drehbuch zu „Paris Manhattan". Und sie konnte Allen selbst dazu bewegen, ihrem Filmvorhaben grünes Licht zu erteilen und sogar einen kleinen Gastauftritt zu übernehmen.

    Das Kino als heilende Kraft: Das ist die Therapie, die die Apothekerin Alice ihren Kunden empfiehlt - eine ungeheuer charmante Idee. Alice ist so sicher, dass Filme Leben retten und schlechte Gedanken vertreiben können, dass sie „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten" bei Bedarf auch rezeptfrei ausleiht. Lellouches Film ist voll von heiteren Woody-Allen-Momenten: Mal führt Alice nur ein pointiertes Gespräch mit dem kleinen Stadtneurotiker in ihrem Kopf, mal gibt es kurze Ausschnitte aus seinen Klassikern oder Alice wandelt einfach auf den Spuren der neugierigen Protagonisten in „Manhattan Murder Mystery" und steigt in das Haus der Vorzeigeschwester ein, um herauszufinden, ob deren Ehemann Pierre (Louis-Do de Lencquesaing) auch wirklich treu ist. Während die passionierte Apothekerin zu Beginn noch annimmt, dass sie so etwas wie das schwarze Schaf in ihrer scheinbar überglücklichen Familie ist, muss sie schon bald bemerken, dass sie mit ihrer Suche nach der wahren Liebe noch das kleinste Problem zu lösen hat.

    Herrlich lebensfroh und tagträumerisch verkörpert Alice Taglioni („On the Run") ihre Namensvetterin. Der Zuschauer muss die eigensinnige Alice mit ihrer entzückend-verrückten Versessenheit einfach in sein Herz schließen. Und da die Chemie zwischen Patrick Bruel („Der Vorname") als ruhigem, aber trotzdem schlagfertigem Victor und der bezaubernden Taglioni einfach stimmt, entwickelt sich die verspielte Liebesirrfahrt der Protagonistin zu einem großen Spaß, der auch mal einen unerwarteten Haken schlägt.

    Fazit: Film als Balsam für die Seele – die intelligente romantische Komödie „Paris Manhattan" überzeugt mit zwei herrlich aufgelegten Hauptdarstellern und jeder Menge Charme und ist nicht nur für Woody-Allen-Fans wärmstens als gemütsaufhellende Filmmedizin zu empfehlen.

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