„Ich bin die Regierung!“. Diese Worte aus dem Mund des ruchlosen CIA-Drahtziehers in „2 Guns“ wirken zunächst wie eine Drohung, denn angesichts aktueller realer Vorkommnisse ist es gar keine so abwegige Vorstellung, dass die wahre Macht in den USA längst bei den Geheimdiensten und ihren Verbündeten liegt. Aber der isländische Regisseur Baltasar Kormákur („Contraband“) spielt in seinem Buddy-Action-Thriller nur oberflächlich mit solchen Ideen und Wirklichkeitsbezügen, vielmehr ist „2 Guns“ ein zutiefst zynischer, aber auch pervers unterhaltsamer Beleg dafür, dass in Hollywood eigene Gesetze gelten. Und so spielt Bill Paxton („Titanic“, „Aliens“) den angesprochenen Regierungsvertreter mit der psychotischen Explosivität und der ungeduldigen Arroganz des unstillbar gierigen Sadisten-Darstellers: Heraus kommt ein lustvolles Porträt für die Galerie denkwürdiger Filmschurken – garantiert ohne Realitätsnähe. Auch die beiden Stars des Films, Denzel Washington und Mark Wahlberg, befreien sich von jeder belastenden Echtheit und so wird „2 Guns“ zu einem ambivalenten, aber spaßigen Kino-Humbug voller flotter Sprüche und Action.
Nach einem geplatzten Deal mit dem mexikanischen Drogenbaron Papi Greco (Edward James Olmos) beschließen Bobby Trench (Denzel Washington) und „Stig“ Stigman (Mark Wahlberg), ihren unwilligen Geschäftspartner per Banküberfall um drei Millionen Dollar zu erleichtern. Was sie damit wirklich bezwecken, verraten sie einander jedoch nicht, denn sie halten sich gegenseitig für gewöhnliche Gauner, während Bobby eigentlich ein Undercoveragent der Drogenfahndung DEA ist und Stig im Auftrag des Geheimdiensts der Navy arbeitet. Die Lage verkompliziert sich weiter, als die beiden in der Bank in New Mexico feststellen, dass die Beute viel größer ist als erwartet. Nun stehen sie mit 43 Millionen Dollar da, von denen zunächst keiner weiß, wem sie eigentlich gehören. Fest steht nur, dass Stigs Navy-Bosse Quince (James Marsden) und Tuwey (Fred Ward) das Geld unbedingt haben wollen und dafür auch das Leben ihres vermeintlichen Schützlings nicht verschonen würden. Doch dann taucht der unberechenbare Pearl (Bill Paxton) auf, ein CIA-Drahtzieher, der die Millionenbeute für seinen Laden reklamiert, wovon Papi wiederum nicht überrascht zu sein scheint. Auch Bobbys DEA-Kontaktperson und Gelegenheits-Geliebte Deb (Paula Patton) spielt nicht mit offenen Karten und es beginnt ein hochexplosives und gewalttätiges Geschacher um das Geld.
Hier wird alles hübsch und ordentlich auf die Spitze getrieben: die Einzelgänger-Coolness Denzel Washingtons, die wahlweise rassistischen, frauenfeindlichen oder geistesgestörten Oneliner Mark Wahlbergs, die Folter-Drohungen, die Verdorbenheit, die Gier sowie die Doppel- und Dreifachspiele. Der Exzess ist Prinzip, aber das ergibt weder überkandidelt-spielerisches Chaos noch eine provokant-entlarvende Over-the-Top-Fiebrigkeit – das Extrem scheint vielmehr zur neuen Normalität zu werden im Blockbuster-Hollywood. Während Michael Bay sich bei „Pain & Gain“ (ebenfalls mit Wahlberg) noch mit einer Quelle aus dem „wahren Leben“ absicherte, gelten hier eigene Maßstäbe. Wenn die beiden Stars (die vom Image her ja beide als durchaus sympathisch gelten können) gut gelaunt das Frühstück diskutieren und mit Kellnerinnen flirten, dann tun sie das mit der gleichen Nonchalance, mit der sie ihre Gegner mit Kugeln durchsieben, Mexikaner beleidigen oder sich gegenseitig beschießen. Nach einer ähnlich absurden Logik haben sich die „Taffen Mädels“ Melissa McCarthy und Sandra Bullock neulich mit Messern traktiert, aber das war eine Komödie, wovon hier kaum die Rede sein kann, auch wenn die Vorbilder für „2 Guns“ ganz deutlich bei den humorigen Buddy-Action-Filmen der 80er liegen, allen voran Walter Hills „Nur 48 Stunden“ (mit Nick Nolte und Eddie Murphy) sowie natürlich „Lethal Weapon“ (mit Mel Gibson und Danny Glover).
Der Hauptunterschied zu den genannten Klassikern (angesichts des Settings und des Banküberfalls drängen sich Assoziationen zu „Zwei Banditen“ mit Robert Redford und Paul Newman ebenfalls auf) liegt darin, dass es in „2 Guns“ nicht nur keine wirksame Unterscheidung mehr zwischen Gut und Böse gibt (das ist der düsteren Graphic-Novel-Vorlage von Steven Grant und Mateo Santolouco geschuldet), sondern kaum noch ein Bewusstsein für diese Kategorien - das blitzt höchstens in ironischen Einzelheiten wie den blütenweißen Uniformen der finsteren Navy-Schergen auf oder bei der selbsternannten Redneck-Grenzpatrouille, die sicherstellen will, dass Washington „kein Moslem“ ist. Sadismus, Zynismus und Nihilismus haben hier keine Alternativen mehr, selbst der freundschaftliche Zusammenhalt der Protagonisten ist davon nicht frei. Regisseur Kormákur versucht gar nicht erst wie in seinen isländischen Filmen und auch in seinem Hollywood-Debüt „Contraband“ ein Gefühl für soziale Milieus und Einzelheiten zu vermitteln: Hier gibt es nur Klischees. Gelegentlich lässt er dafür sein beachtliches Können in der Action-Inszenierung aufblitzen, etwa als ein Helikopter und eine Rinderherde Bekanntschaft machen und vor allem bei Stig und Bobbys Macho-Duell auf vier Rädern: Sie brettern rasant über staubige Pisten und als ihre PS-Protze Tür an Tür zum Stehen kommen, setzen sie den Streit kurzerhand als zünftige Prügelei fort. Ansonsten überlässt Kormákur seinen Stars das Feld.
Wahlberg und Washington spielen über etwaige fragwürdige Untertöne genauso hinweg wie über die gelegentlichen erzählerischen Holprigkeiten, die entstehen wenn Drehbuchautor Blake Masters („Brotherhood“) mal eine Pirouette zu viel dreht. Mit ihrer Star-Power reißen sie den Film an sich und sorgen fast im Alleingang dafür, dass dem eigentlich deprimierend düsteren Geschehen der Stachel genommen wird, indem sie nicht nach Resten von Moral, sondern nach Spuren von Spaß suchen. Und darin sind sie erstaunlich erfolgreich: Washington ist einfach sein cooles, actionerfahrenes Selbst, das er etwa bei Tony Scott („Unstoppable“, „Man On Fire“) zu einiger Perfektion gebracht hat. Mit Goldzahn und Strohhut lässt er den Gangster aufblitzen, aber er übernimmt im Duett definitiv den besonnenen Part, denn Mark Wahlberg plappert nicht nur ständig, auch sein Finger am Abzug juckt immer wieder. Sein Stig ist eine unreife Mischung aus seinem ständig unter Dampf stehenden und Beleidigungen herausschleudernden Hochdruck-Cop in „The Departed“ sowie dem großen Jungen mit Schalk im Nacken und einem Kuschelbär als bestem Kumpel in „Ted“. Die Stars ergänzen sich perfekt und wenn die Freundschaft ihrer Figuren auf wackligen Beinen steht, dann deshalb, weil sie sich gegenseitig Kugeln in die Gliedmaßen schießen.
Fazit: „2 Guns“ ist fröhlich-zynischer Action-Humbug mit zwei Stars in Spiellaune.