Ein schwieriges Thema wird in die Hand genommen, Respekt! Sex im Alter ist immerhin schon wieder erlaubt, aber Änderungen an sowieso schon rollenklischeehaft mies laufenden Beziehungen strangen ja wirklich zu sehr an. Klartext: alterndes Ehepaar, seit Jahren in entgegengesetzte Richtugen driftend, Kommunikation im Alltag quasi null, Sex null, und gegenseitige Güte kaum noch messbar. Ehefrau kriselt und beschliess ein spontanes Tripchen mit Ehemann zum Paartherapeuten nach Maine. Ehemann muffelt und blockiert, motzt und ist auch noch geizig obwohl er Steuerberater ist (sich in den USA auch nicht beliebt).Billiges Quartier (Geiz), Streit, dann Weg zum Therapeuten, der es schafft unerfahren und lethargisch zugleich inkompetent zu wirken. Wird im Film aber eher als gewöhnlicher Schaden eines Psychiaters hingenommen.Dieser bringt sie zumindest zum Reden. Ehemann motzt einfach weiter sehr viel. Es wird fassbarer, beide Partner der Ehe kommen immerhin dazu, Versuche der Annäherung zu initiieren. Scheitert wiederholt, nicht nur am Ehemann (der den angeordneten Oralsex im Kino ebenso wenig gut hinbekommt wie seine Frau - die dauernd unterm Kinositz hervor faselt, dass sie zu wenig sehe - plausibel? Egal, er lässt ein Luxusddiner springen plus Suite - alles Romatik pur - nur Madame bekommt vorm erwarteten Kuss Muffrensausen und schioebt ihm dann die Schuld zu (da Meryl Streep sie spielt, liegt per Filmgesetz die Schuld immer beim Mann). Wie auch immer kehren sie nach Hause zurück und kriegen da dann von selbst die Kurve, angeregt durch alle die kleinen Änderungsversuche. Zum Schluß: Strand, Erneurungsbekenntnis der Ehe, Party. Alles gut?!
In der Analyse ist das Drehbuch gelungen, das Thema brisant und gut dargestellt. Einige Dialoge illustrieren vielleicht zu ausführlich die Charaktereigenschaften des Ehemannes und wäre unnötig - so sieht man gleich sechsmal die Morgenrituale. Musikalisch sind erfreulich viele gute Soul-Stücke ab 1970 zu hören, prima, kein Techno- oder Synthie-Gedudel.
Meryl Streep spielt ihren Pat sehr authentisch und geschickt, ebenso ihr Partner. Der Psychotherapie bleibt uinbeholgen, autoritäts- und kraftlos, wirkt wie ein Student - Fehlbesetzung und falsche Dialoge, hier hätte ein Schwergewicht gepasst und viel mehr Leben in die Bude bekommen (warum denn nicht Jack Nicholson?). Schwachpunkt des sonst guten Films ist aber die viel zu dick aufgetragene Hemmung des Ehepaares, über Sex oder auch nur Liebe zu sprechen. Da hat man eher das Scham-Niveau von 1965 erreicht aber doch nicht die 2000er. Wer wüsste heute denn keinerlei Antwort über eigene sexuelle Phantasien? Wer würde staubig stammelnd über "Ganz in Ordnung war der Sex" bei Missionarstellung parlieren? Neee, vielleicht einige wenige Teile der USA sind sooo prüde und schamhaft - aber selbst in den USA hätte man auch mal ein wenig expliziter reden lassen können, nackte Haut wurde ja von keinem gefordert....